Lust auf Kunst
Erster Kunstsonntag in der Wachsfabrik nach Corona-Pause gut besucht

Die Künstler miegL und Jeannette de Payrebrune – hier vor miegLs neubezogenem Atelier – freuen sich, die Türen wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen. | Foto: Broch
  • Die Künstler miegL und Jeannette de Payrebrune – hier vor miegLs neubezogenem Atelier – freuen sich, die Türen wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen.
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Rodenkirchen - (sb). „Die Leute haben uns echt die Türen eingerannt. Es waren
350 Besucher und die Stimmung war super!“, berichtete Jeannette de
Payrebrune begeistert nach dem Kunstsonntag im Juni in der Wachsfabrik
in Sürth. Den Kunstsonntag veranstalten die Künstler des
Kunstzentrums an der Industriestraße einmal im Monat, sie öffnen
ihre Ateliers und häufig auch ihre Wohnräume für die
Öffentlichkeit.

Viele der Künstler arbeiten nicht nur in der Wachsfabrik, sondern
leben auch dort. Corona-bedingt war der Kunstsonntag die letzten
beiden Monate ausgefallen. In der Regel kämen rund 100 bis 200
Menschen, so de Payrebrune, Sprecherin der Künstlergemeinschaft.
„Es ist spürbar, dass gerade die großen Veranstaltungen und Messen
nicht stattfinden und dass die Menschen einfach Lust auf Kunst
haben“, meinte sie. Für den ersten Kunstsonntag unter
Coronabedingungen hatten die „Wachsfabrikler“ ein Hygienekonzept
ausgearbeitet: Betreten der Ateliers mit Mundschutzmaske, je nach
Größe des Raums eine Maximalanzahl von Besuchern und ein Rundgang
über das Gelände. „Das hat gut geklappt, alle haben sich an die
Regeln gehalten. Den Rundgang müssen wir noch etwas verbessern“,
schilderte de Payrebrune. „Alle haben sich total auf den
Kunstsonntag gefreut. Man braucht als freier Künstler Termine, den
Druck, man muss sich Ziele setzen. Das hilft, die Struktur zu
halten“, beschrieb sie. Die Corona-Zeit hätten die Wachsfabrikler
dank der Soforthilfen von Bund und Land bisher ganz gut überstanden,
erzählte sie. „Wir sind alle keine Großverdiener und sehr dankbar
für die Hilfen“, so de Payrebrune.

Seit gut 40 Jahren ist in der alten Wachsfabrik ein Kunst- und
Kulturzentrum untergebracht, vor rund 30 Jahren schloss sich ein
Großteil der Künstler zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts
zusammen. Im vergangenen Jahr erlebten sie stürmische Zeiten, der
Eigentümer hatte einigen Künstlern gekündigt und eine
Räumungsklage eingereicht. Vom Abriss des hinteren Teils der
Wachsfabrik war die Rede. Im April wies das zuständige Amtsgericht
die Räumungsklage zurück. Der Streit geht um Mietkosten,
Vertragsgestaltung und Instandhaltungskosten. „Auch wenn die Dinge
noch nicht endgültig geklärt sind, sind wir zuversichtlich, dass wir
uns mit dem Vermieter einigen und hier bleiben können“, sagte de
Payrebrune. Auch einige neue Künstler sind mittlerweile in die
Wachsfabrik gezogen. „Es ist eine große Bereicherung, dieses
Netzwerk zu haben, den unkomplizierten Austausch, dass wir gemeinsam
in einem Boot sitzen“, schilderte Maler und Bühnenbildner miegL,
der seit Kurzem ein Atelier in der Wachsfabrik hat. „Es ist ein
Traum. Es ist wunderbar, so viel Platz zu haben, den Austausch und
auch die Unterstützung der anderen Künstler“, erzählte Malerin
Jovita Majewski, die seit März das Atelier von Manfred Wachendorf mit
nutzt. Künftig wollen die Künstler auch Musikabende und Lesungen auf
dem Gelände organisieren. Ein Atelier steht Gastkünstlern zur
Verfügung. „Es weht ein frischer Wind, das ist toll“, freuen sich
die „alten Hasen“ de Payrebrune und Wachendorf.

Der nächste Kunstsonntag in der Wachsfabrik findet am 5. Juli von 14
bis 18 Uhr (Industriestraße 170) statt. Weitere Termine, Infos und
Kontakte unter
www.kunstzentrum-wachsfabrik.de

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