Gute Vibes, gute Synergien
Fabrikgelände in Rodenkirchen wird zur Kleinstadt

Marcus Reiner krempelt mit den Zwischennutzern gerne selbst die Ärmel hoch.
 | Foto: Sandra Milden

von Sandra Milden
„Eine Kleinstadt“, prognostizierte Marcus Reiner, Gründer der Zwischennutzer, vor fast genau einem Jahr, als der Geschäftsführer das Gelände als „Zwischenmieter“ vom Eigentümer, der Unternehmensgruppe Bauwens übernahm. Nachdem 2017 die Farbenfabrik der Flint Gruppe das Gelände an der Weißer Straße 147 verlassen hat, wird die ungenutzte Immobilie als „kreativer Hotspot“ zum Leben erweckt. „Hier müssen die Ärmel hochgekrempelt werden“, fügte Reiner damals noch an und tut seitdem genau das.
100 Zwischennutzer sollten es mal werden, mittlerweile sind es 160 Mieter, die die verschiedenen Hallen und Gebäudeteile als Fotografen, Künstler, Musiker, Auto-, Van- oder Fahrradschrauber oder für verschiedene Start-up-Unternehmen nutzen, wie etwa „Stadtkontraste“.
Das Kölner Start-up hat im letzten Jahr ein Möblierungskonzept für die autofreie Deutzer Freiheit entwickelt. Derzeit basteln die urbanen Gestalter an grünen Verweiloasen an der Venloer Straße.
Viele Vermietungen auf dem Gelände gehen über den Flurfunk, andere Mieter fand Reiner für die „Lordation2“, wie das Gelände jetzt heißt, über Kleinanzeigen. Derzeit ist fast alles vermietet, mindestens bis 2026. So lange laufen zunächst die Mietverträge mit Bauwens. „Vor zwei Jahren war Rodenkirchen ein schlafendes Dorf, das jetzt um hunderte kreative, junge Menschen angewachsen ist. Alle, die man fragt, sagen, hier gibt es gute Vibes“, sagt Reiner, der lieber von „Synergien auf dem Gelände“ spricht. Nahezu 50 Prozent der Aufträge entstehen und bleiben auf dem Gelände. Die große, neue Terrasse ist ein beliebter Treffpunkt zum Brainstorming. Hier sind selbst die Schrauben so angebracht, dass die Terrasse in kurzer Zeit wieder abgebaut werden kann. Es ist schließlich alles eine Vermietung auf Zeit. Auch deshalb wird alles wiederverwendet. Dämmstoffe, die durch den Rückbau industrieller Anlagen der Farbenfabrik gewonnen wurden, dämmen jetzt neu gezogene Wände für die Ateliers. Ehemalige Aluminiumverkleidungen wurden zu Überdachungen für Schuppen umfunktioniert.
An weiteren Ideen mangelt es nicht. Als nächstes soll es Chillinseln mit Grün und solarbetriebene Handystationen auf dem Gelände geben. Eine Tinyhaussiedlung steht ebenfalls auf der „Bucket List“. Grundsätzlich gilt auf dem Gelände: kein Sex, kein Glücksspiel, keine Religion und keine Politik. Mit dem ehemaligen Volvo Verwaltungsgebäude an der Ringstraße in Rodenkirchen und der ehemaligen Rheinischen Papierfabrik Kühl an der Bahnstraße kann Reiner mittlerweile 30 000 Quadratmeter Platz für Kreative im Kölner Süden anbieten. Auch Bauwens begrüßt die Zwischennutzung, bis auf den einzelnen Geländen mit der Wohnbebauung begonnen werden kann. „Wir sehen die Vermietung an die Zwischennutzer als eine Möglichkeit, Künstlern, wenn auch nur vorübergehend, Raum zur Entfaltung zu bieten“, sagt Bauwens-Sprecher Mike Külschbach. Wie lange genau das „Vorübergehend“ anhalten wird, wird die Zeit zeigen. Derzeit wächst die kleine Stadt am Rande von Rodenkirchen immer weiter. Die Dienstleistungen der Kreativen können jetzt auch über eine eingerichtete Homepage gebucht werden.
Info: kreativkoeln.de

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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