Gräber am Flusslauf
Fläche für Urnen- und Sargbestattungen

Michael Brodesser hofft, seinen Plan von den neuen Grabfeldern bald umsetzen zu können. | Foto: Broch
  • Michael Brodesser hofft, seinen Plan von den neuen Grabfeldern bald umsetzen zu können.
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Weiß - (sb). Die Wiese rechts hinter dem Eingang am Weißer Friedhof liegt
öde und verdorrt in der Sonne. Wenn es nach Bestatter Michael
Brodesser geht, könnte es hier im nächsten Frühjahr neue Gräber
geben, eine Pflanzinsel, kleine Hügel, Blumen, Bänke und Bäume.
Brodesser möchte auf der rund 300 Quadratmeter großen Fläche ein
Kooperationsgrabfeld anlegen für 102 Urnen- und sechs Sarggräber.Die
Gestaltung soll der nahen Rheinlandschaft nachempfunden werden, mit
entsprechenden Pflanzen und einem stilisierten Rheinbogen.
„Ursprünglich hatte ich richtiges Wasser in meiner Planung, das
wollte die Stadt aber nicht. Jetzt wollen wir ein Stück Flusslauf mit
blauen Glaskieseln formen“, erzählte der Bestatter.

Die Idee, auf dem kleinen Friedhof in Weiß ein Kooperationsgrabfeld
anzulegen, hatte er schon vor einigen Jahren. „Ich wollte, dass aus
der hässlichen eine schöne Fläche wird, und die Leute in Weiß
halten. Der Bedarf an solchen Grabstätten und Urnengräbern ist
groß“, schilderte er. Kooperationsgrabfelder gibt es seit einigen
Jahren in Köln, den Anfang machte Melaten 2009. Auch auf dem
Südfriedhof gibt es solche Bestattungsgärten. Das Konzept sieht eine
Fläche mit Urnen- sowie Sarggräbern vor, die einheitlich – häufig
in verschiedene Themenbereiche unterteilt – gestaltet werden. Die
Gemeinschaftsgrabstätten werden nicht von den einzelnen Angehörigen
gepflegt, sondern von den Friedhofsgärtnern. Dafür werden Verträge
abgeschlossen, in Weiß für die Dauer von 20 Jahren. Die Nachfrage
ist groß, denn häufig sind die Angehörigen mit der Grabpflege
körperlich, finanziell und vom Zeitaufwand her überfordert. „Aus
dem Grund werden manche Verstorbenen anonym bestattet. Ich finde das
schrecklich und möchte eine Alternative bieten“, sagte Brodesser.
Die Kosten für ein Urnengrab inklusive 20 Jahre Pflege belaufen sich
auf 3.200 Euro, die bei Vertragsabschluss zu zahlen sind. Ein
Urnengrab ist etwa einen Quadratmeter groß und bietet Platz für zwei
Gefäße. Ein Sarggrab ist dreimal so groß und kostet 3.800 Euro.
Hinzu kommen die Gebühren an die Stadt, 2.500 Euro für ein
Urnengrab, 2.800 Euro für ein Sarggrab. Außerdem fallen die
Bestattungskosten an. Nach 20 Jahren kann man die Nutzungsdauer
verlängern und jährlich zahlen.

Schon Ende 2015 trat Brodesser mit seiner Idee an die
Friedhofsverwaltung der Stadt Köln heran. „Wir mussten immer wieder
kleine Änderungen machen, und die zu prüfen, dauert eben in
Köln“, sagte er. Eine Beschlussvorlage zum Projekt lag den
Bezirksvertretern in ihrer letzten Sitzung vor der Sommerpause vor und
wurde einstimmig angenommen. Im September soll darüber im Ausschuss
für Umwelt und Grün abgestimmt werden. „Sobald ich das OK habe,
kann es losgehen“, meinte Brodesser. Er habe schon Reservierungen
für einige Gräber, und manche Interessenten hätten die Sorge
geäußert, sie könnten sterben, bevor der Friedhof-Rheinbogen fertig
würde, erzählte er. Auch von einem anderen Projekt wünscht sich der
Bestatter, es würde vorangehen: Seit vielen Jahren möchte die
Weißer Dorfgemeinschaft mit eigenem Geld und in Eigenregie die alte
Trauerhalle auf dem Friedhof in ein Kolumbarium verwandeln. „Das
Gebäude verfällt, dabei könnte man hier so gut einen trockenen
Trauerort anbieten“, sagte Brodesser.

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