Mit Monstern Deutsch lernen
Flüchtlingskinder präsentieren ihr Bildwörterbuch
Godorf - (sb). Zweige sammeln, Steine, Hölzer, Zapfen, damit basteln und
dabei Deutsch lernen - diese Idee hatte Ingeburg Zimmermann, Leiterin
der Jugendkunstschule Rodenkirchen e.V. Mit Kindern und Jugendlichen
von geflüchteten Familien, die Vorbereitungsklassen der
Johannes-Gutenberg-Realschule in Godorf besuchen, führten sie und
ihre Mitarbeiterinnen ein Sprach-Kunstprojekt durch, unterstützt von
den Klassenlehrerinnen der Vorbereitungsklassen.
In Vorbereitungsklassen sollen Schüler, die nicht Deutsch sprechen,
zunächst die Sprache lernen, um dann spätestens nach zwei Jahren in
den Regelunterricht zu wechseln. Zunächst besuchte Zimmermann mit den
18 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 16 Jahren im
November die Ausstellung „Miro´- Welt der Monster“ im
Max-Ernst-Museum in Brühl. Die Schüler sprechen noch nicht oder nur
wenig Deutsch und kommen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Bulgarien,
Serbien und anderen Ländern. „Miró war ein großer Sammler, und
die Idee war, dass die Kinder Materialien sammeln und mit diesen
ebenfalls Monster basteln sollten“, berichtete Zimmermann. Schon auf
dem Weg vom Museum zum Bus sammelten die Kinder, was das Zeug hielt.
In den folgenden Wochen kamen sie einmal in der Woche in die
Jugendkunstschule im Vorgebirgspark in Zollstock und arbeiteten an
ihren Monstern.
„Die Sprache spielte eine sehr große Rolle bei dem Projekt. Die
Kinder unterhielten sich über die Materialien, über die Art der
Bearbeitung, lernten neue Begriffe, tauschten sich aus und ergänzten
sich. Es war eine tolle Kommunikation untereinander“, schilderte
Zimmermann. Ihren Werken gaben die Schüler Namen wie „Baumann“,
„Langhaarmonster“, „Monster-Schmetterling“ und
„Flaggenmonster“. Alle Monster wurden fotografiert, beschriftet
und zu einem „Bildwörterbuch“ zusammengefasst. Das und ihre
Monster präsentierten die Jungen und Mädchen nun in der Aula der
Godorfer Realschule. Zur kleinen Feier kamen neben den Schülern,
Zimmermann und ihren Mitarbeiterinnen auch der Schulleiter Michael
Roske, Lehrer der Schule und Eltern der kleinen Künstler. „Ein
wirklich tolles Projekt“, freute sich Roske. „So haben die Kinder
auf eine andere Art und Weise Zugang zur Sprache gefunden. Sie waren
ganz begeistert und eifrig bei der Sache“, erläuterte Heidi Lerch,
Lehrerin einer Vorbereitungsklasse. „Es hat großen Spaß gemacht
und ich habe neue Wörter gelernt“, erzählte die dreizehnjährige
Ahlam aus dem Irak. „Ich habe viele Namen von Gegenständen gelernt.
Es war toll, vor allem der Besuch im Museum“, schilderte Badee (12)
aus Syrien.
An der Johannes-Gutenberg-Schule wurde vor vier Jahren die erste und
vor zwei Jahren die zweite Vorbereitungsklasse eingerichtet. „Mit
großem Erfolg, vor allem dank des großen Engagements der Lehrer“,
sagte Roske. Bei der Buchpräsentation boten die Schüler auch eine
musikalische Einlage und die Eltern hatten einen internationalen
Imbiss zusammengestellt. Jeder Schüler bekam sein
„Bilderwörterbuch“ überreicht. An dem stolzen und glücklichen
Lächeln auf den Gesichtern der Mädchen und Jungen ließ sich
erkennen, wie viel ihnen dieses Werk bedeutet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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