Studenten in Flüchtlingsheime?
Freier Wähler fordert Nutzung von Unterkünften

Die Stadt soll prüfen, ob Studenten übergangsweise in Flüchtlingsunterkünften wohnen können, falls dort Plätze leer stehen. Das forderte eine knappe Mehrheit der Rodenkirchener Lokalpolitiker. | Foto: Broch
  • Die Stadt soll prüfen, ob Studenten übergangsweise in Flüchtlingsunterkünften wohnen können, falls dort Plätze leer stehen. Das forderte eine knappe Mehrheit der Rodenkirchener Lokalpolitiker.
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Rodenkirchen - (sb). Es gibt viel zu wenig günstigen Wohnraum in Köln. Das
trifft auch die Studenten. Ein erschwingliches Zimmer zu finden, kommt
einem Treffer im Lotto gleich. Torsten Ilg (Freie Wähler) glaubt, auf
eine Lösung gestoßen zu sein. „Einzelne Flüchtlingsheime
insbesondere in temporärer Systembauweise (Container) sind nicht
ausgelastet. Daher wäre es sinnvoll, Studenten die Möglichkeit
einzuräumen, übergangsweise für die Dauer von ein bis zwei
Semestern zusammen mit Geflüchteten dort zu wohnen“, erklärte er
und brachte einen dahingehenden Antrag in die vergangene Sitzung der
Bezirksvertretung ein. Er wies darauf hin, dass andere Städte wie
Lüneburg die Idee schon umgesetzt hätten.

Klingt nach einer einfachen Lösung, aber der Vorschlag sorgte bei
manchem Bezirksvertreter für mehr Ärger als Begeisterung. Den Ansatz
fand Manfred Giesen (Grüne) zwar richtig. Er betonte aber: „Wir
haben zurzeit keinen Leerstand von Flüchtlingsunterkünften! Immer
noch gibt es zu viele teure Hotelunterbringungen, voll belegte und
dabei abrisswürdige Unterkünfte, Pläne zum Neubau in
Landschaftsschutzgebieten. Der Aufbau einer erforderlichen Notreserve
steht noch aus. Solange die oben beschriebenen Felder noch nicht
befriedigend abgearbeitet sind, bleibt der Antrag im üblichen
Freie-Wähler-Populismus hängen.“ Sollten zum Beispiel die
Container an der Eygelshovener Straße eines Tages leer stehen,
müssten sie entfernt werden, weil dort Sozialwohnungen gebaut werden
sollen, meinte er. Die SPD-Fraktion hatte zunächst einen
Ersetzungsantrag zu Ilgs Vorschlag eingebracht, indem sie forderte,
diesen auch auf andere Bedürftige auszuweiten. In der Sitzung zog sie
ihren Antrag jedoch zurück. „Wir hatten nicht auf dem Schirm, dass
zu viele Geflüchtete noch teuer in Hotels untergebracht sind.
Überhaupt muss insgesamt etwas getan werden, um das Wohnproblem in
der Stadt zu lösen. Dabei geht es darum, den sozialen Wohnungsbau
voranzutreiben“, erläuterte Fraktionsvorsitzender Jörg Klusemann.
Außerdem stünden Flüchtlingsunterkünfte oft in Gewerbegebieten, wo
normales Wohnen nicht zulässig sei, sagte er. Ilg nahm die von der
SPD zurückgezogene Änderung vollständig in seinen Antrag auf.
Dieser wurde mit einer knappen Mehrheit zu später Stunde, zu der
manche Bezirksvertreter schon gegangen waren, mit vier Stimmen der CDU
und von Ilg gegen drei Stimmen der SPD und einer Stimme der Grünen
bei Enthaltung der FDP und einer Stimmer der Grünen angenommen.

Die Stadtverwaltung lehnt eine Unterbringung von Studenten in
leerstehenden Flüchtlingswohnheimen ab, unter anderem aus
baurechtlichen Gründen und aufgrund der Notwendigkeit,
Unterbringungsreserven bereit zu halten. Zudem forciere sie, so die
Verwaltung, Bauvorhaben im öffentlich geförderten Wohnungsbau, die
auch Studenten zugutekämen. Ein entsprechendes Projekt soll zum
Beispiel am Pater-Prinz-Weg in Rondorf entstehen. Das Kölner
Studierendenwerk befürworte grundsätzliche jede Initiative, die zu
mehr Wohnraum für Studierende führt, erklärte Pressesprecher Klaus
Wilsberg. Den Vorschlag Ilgs und, ob die in Frage kommenden
Flüchtlingsunterkünfte geeignet seien, könne er inhaltlich jedoch
nicht beurteilen, sagte er.

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