Gemeinde in Bewegung
Gemeinde „Zum Heiligen Geist“ gestaltet den Kirchenraum um
Zollstock - (sb). Der Altar ist von seiner Erhöhung herunter genommen und
mittig, ebenerdig an einer Längsseite des Kirchenraums gestellt. Die
Bänke sind zur Seite geräumt, stattdessen werden Stühle in einer
Art Halbkreis um den Altar angeordnet - an einem Samstagnachmittag
sind einige Mitglieder der Gemeinde „Zum Heiligen Geist“ in
Zollstock damit beschäftigt, den Kirchenraum neu zu gestalten.
„Es ist ein Experiment. Wir wollen herausfinden und ein Gefühl
dafür entwickeln, wie wir in Zukunft Gottesdienst feiern wollen“,
erklärt Max-Georg Beier vom Kirchengemeindeverband „Am
Südkreuz“, zu dem die Gemeinde gehört. Im Rahmen des Projektes
„Neuer Raum“ wollen Gemeindemitglieder den Kirchenraum
umgestalten. Die Idee dazu kam im letzten Sommer auf, als der
Pfarrsaal für einen Vortrag wegen der vorgeschriebenen
Corona-Abstände zu klein war und die Gemeinde auf die Kirche auswich,
erzählt Beier. „Wir stellten die Bänke zur Seite, holten Stühle
aus dem Pfarrsaal und kamen darauf, grundsätzlich neue Anordnungen
ausprobieren zu wollen“, schildert er. Pfarrer Andreas Brocke hieß
die Idee gut. „Wir wollen von den Menschen erfahren: Was braucht ihr
vom Gottesdienst? Was braucht ihr von der Kirche? Was braucht ihr von
uns? Es ist ein Prozess, in dem es um Grundsatzfragen geht und nicht
nur um einen Raum“, erläutert er. Dass der Altar im Moment
ebenerdig steht, kommt ihm entgegen. „Ich finde es gut, wenn der
Pfarrer auf einer Höhe mit der Gemeinde ist“, sagt er. Es gehe
nicht nur um den Gottesdienst, auch um andere Veranstaltungen,
beschreibt Beier. Habe man statt der Bänke Stühle, könne man diese
bei einem Orgelkonzert zum Beispiel Richtung Orgel anordnen. Alle
interessierten Gemeindemitglieder sollen an dem Prozess mitwirken,
wünschen sich der Pfarrer und die Aktiven des Projektes.
Auch die Anwohner sollen einbezogen werden, die Gemeindemitglieder
haben in den Straßen rund um die Kirche Flyer verteilt. Leider seien
die Möglichkeiten des direkten Gesprächs momentan durch Corona
eingeschränkt, bedauern Pfarrer Brocke und Beier. Daher wurde eine
Pinnwand in der Kirche aufgestellt, in dem Eindrücke zum Projekt
hinterlassen werden können, es wurde eine E-Mail-Adresse für
Feedback eingerichtet. „Kniet man sich bei der Wandlung auf den
Boden?“ fragt zum Beispiel ein Kirchenbesucher. „Ästhetisch nicht
schön. Stühle stehen nicht geometrisch. Die Idee ist toll.“, ist
eine andere Reaktion. „Kirche braucht Veränderung. Toll, dass es
hier beginnt“, lautete eine weitere Meinung. „Die Reaktionen sind
von positiv bis negativ, weil die Menschen unterschiedliche
Vorstellungen haben“, berichtet Beier. In der Fastenzeit wurde der
Kirchenraum zum ersten Mal umgeräumt, nach Ostern zum zweiten Mal.
Eine neue Anordnung soll für ein paar Wochen stehen, damit jeder ein
Gefühl dafür entwickeln kann. Es sei ein längerer Prozess, bis sich
die passende Form herauskristallisiere, so Beier.
Die Kirche „Zum Heiligen Geist“ wurde 1931/32 gebaut, die
Kirchweihe fand 1932 statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch
Bombardierungen schwer beschädigt und nach dem Krieg wieder
aufgebaut. Die Gemeinde hat derzeit rund 3.500 Mitglieder, der
Gemeindeverband um die die 18.000.
Interessierte, die den Kirchenraum mitgestalten wollen, sind herzlich
willkommen. Nachrichten können an die Mailadresse
neuer.raum@am-suedkreuz-koeln.de
geschickt und an der Pinnwand in der Kirche hinterlassen werden.
Die Kirche ist werktags von 15 bis 18 Uhr geöffnet (Hürther Straße
6). Die Sonntagsmesse um 11 Uhr wird auch live auf Facebook
übertragen. Weitere Infos unter
www.am-suedkreuz-koeln.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.