Würdiger Platz
Günter Mehlhorn holt Gedenktafel aus dem Dornröschenschlaf
SÜRTH - (sb). „Die Namen sollen nicht vergessen sein. Ich bin froh, dass
die Gedenktafel wieder einen würdigen Platz gefunden hat“, sagte
Pfarrer Karl-Josef Windt von der katholischen Kirchengemeinde Sürth.
20 Namen stehen auf der Tafel. Namen von Sürther Männern, die im
Ersten Weltkrieg gefallen sind. Erst seit Kurzem hängt die Platte an
der Kirchenwand von St. Remigius, zuvor führte sie Jahrzehnte einen
Dornröschenschlaf.
Günter Mehlhorn entdeckte das Andenken im Schuppen seines
Schwiegervaters Ernst Kübeler, nachdem dieser verstorben war. Die
Tafel hatte die Maschinenfabrik Sürth - der Vorläufer der Firma
Linde - anfertigen lassen. Lange hing sie auf dem Linde-Werksgelände,
im hinteren Bereich bei der Bahnanlage. Als diese in den 60er-Jahren
abmontiert wurde, verlor das Erinnerungsstück an die Soldaten seinen
Platz. „Mein Schwiegervater war Sicherheitsingenieur bei Linde und
rettete die Platte. Er war ein großer Sammler und plante ein
Heimatmuseum. Wir hätten die Tafel einfach verschrotten können, aber
meine Frau und ich wollten sie wieder der Allgemeinheit zuführen“,
schilderte Mehlhorn. Das Ehepaar fragte bei der Stadt nach, aber die
Idee, die Tafel an der Sürther Trauerhalle anzubringen, wurde
abgelehnt. „Erst wurde gefragt, ob die Gefallenen denn auch in
Sürth liegen, dann hieß es, die Besitzverhältnisse der Tafel seien
nicht geklärt“, berichtete Mehlhorn. Natürlich lägen Gefallene
nicht in ihrem Heimatort, bemerkte er, und die Firma Linde habe die
Mehlhorns zum rechtmäßigen Besitzer der Platte erklärt. Der Platz,
den die Stadt schließlich anbot, sei so versteckt und tief am Boden
gewesen, dass die Mehlhorns die Gedenktafel dort nicht aufhängen
wollten.
Also fragten sie Pfarrer Karl-Josef Windt. Er und der Kirchenvorstand
seien sogleich einverstanden gewesen, erzählte Mehlhorn. Ende
September segnete der Pfarrer die frisch an die Kirchenwand montierte
Tafel im Rahmen einer kleinen Feier ein. Der Chor aus Weiß sang, die
Sürther Gärtnerei Jürgl stiftete Kirschlorbeersträucher, die die
Tafel umrahmen sollen. „Schön, dass die Tafel und das Andenken an
die Verstorbenen nicht einfach so verschwunden sind“, freuten sich
der Pfarrer, Mehlhorn und mit ihnen die rund 20 Bürger, die zur
kleinen Feier gekommen waren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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