Mit Post ein Lächeln ins Gesicht zaubern
Henriette Reker übergibt 600 Briefe
Rodenkirchen - (sb). Lieselotte Stein lebt seit bald zwei Jahren im
Albert-Schweitzer-Haus, einer Senioreneinrichtung der Diakonie
Michaelshoven in Rodenkirchen. Normalerweise sieht sie ihre Kinder
regelmäßig, der Sohn kommt einmal die Woche, auch ihre Enkelin wohnt
ganz in der Nähe. Durch Corona hat der Kontakt abgenommen. „Ich
vermisse die Familie schon sehr“, erzählt die bald 96-Jährige.
„Ich habe keine Kinder, daher vermisse ich das nicht so. Aber ich
habe einen Neffen, der mich einmal im Monat besucht“, schildert Anna
Leitenberger, 91, die ebenfalls in Michaelshoven lebt.
Beide Damen freuten sich sehr über die ungewöhnliche Post, die ihnen
ein ebenso ungewöhnlicher Besucher vorbeibrachte:
Oberbürgermeisterin Henriette Reker überreichte den Damen, Thomas
Heller, dem Leiter des Albert-Schweitzer-Hauses, und Uwe Ufer,
Vorstand der Diakonie, 600 Briefe für die Bewohner der vier
Senioreneinrichtungen der Diakonie. Geschrieben hatten die
persönlichen Briefe und Karten städtische Mitarbeiter.
Ziel der Aktion: Etwas gegen die soziale Vereinsamung der Heimbewohner
zu tun, die die Corona-Krise noch verschärft hat. Normalerweise
könnten die Mitarbeiter der Stadt an einem Tag im Jahr an einem
sozialen Projekt teilnehmen, das sei dieses Jahr aufgrund von Corona
nicht gegangen, so sei man auf die Idee mit den Briefen gekommen,
beschrieb Reker. „Sie sind diejenigen, die am meisten unter den
Einschränkungen zu leiden haben. Aber es ist zu Ihrem Schutz“,
sagte sie zu Stein und Leitenberger. Sie denke oft daran, wie ihre
Mutter, die vor zwei Jahren mit 97 Jahren gestorben sei, sich in
dieser Situation gefühlt hätte und wie sie diese Briefe gefunden
hätte, erzählte Reker.
Stein und Leitenberger fanden die Briefaktion sehr schön und zeigten
Verständnis für die Corona-Maßnahmen. „Lieber noch eine Woche
länger als zu früh damit aufhören“, meinte Stein. Leitenberger
fischte sich aus dem großen Korb mit der Post eine Karte mit einer
Katze. Stein fand in dem Brief, den sie sich ausgesucht hatte, ein
vierblättriges Kleeblatt und einen selbstgebastelten Schutzengel.
„Dieser wird Ihnen hoffentlich Gesundheit bescheren und in der
einsamen Zeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, hatte die
Verfasserin geschrieben. „Sie gehören zu einer Generation, die
schon viele Krisen gemeistert hat, und so bin ich zuversichtlich, dass
gerade Sie wissen: Auch die Corona-Pandemie wird vorübergehen und
liegt irgendwann hinter uns. Dann wird es auch in Ihren Häusern
wieder lebendiger und Sie können wieder Besuch empfangen und
gemeinsam musizieren, spielen oder schöne und intensive Gespräche
mit Ihren liebsten Menschen führen. Ich bin sicher, dass wir die
Situation zusammen gut bewältigen werden“, waren Rekers Worte an
den Empfänger ihres Briefes. Einige Schreiben richten sich auch an
die Pflegekräfte. Die Verfasser dankten ihnen für den großartigen
Einsatz insbesondere in den vergangenen Wochen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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