Kaninchenpest geht um
Kaninchen sterben am Myxomatose-Virus
SÜRTH - (sb). Traurig blickt Maja in den Kaninchenstall im Garten. Dort, wo
vor kurzem noch Stella und Hans im Stroh raschelten, herrscht jetzt
Leere. „Wir mussten beide Tiere im Abstand von zehn Tagen
einschläfern lassen“, erzählte Majas Mutter Petra Hersemeier. Der
Grund: Beide Nager hatten die Kaninchenpest. Bei der fünfjährigen
Stella bemerkten Mutter und Tochter Mitte September tränende Augen.
„Dann waren die Lider etwas geschwollen und Stella wollte erst ganz
viel fressen, dann gar nichts mehr“, schilderte die Sürtherin.
Sie wurde misstrauisch und brachte das Kaninchen zusammen mit ihrer
Tochter zur Tierärztin. Die stellte fest, dass das Tier mit dem
Mysomatosevirus infiziert war. Der gehört zu den Pockenviren und
löst die Myxomatose, landläufig Kaninchenpest genannt, aus. Diese
verläuft praktisch immer tödlich, sehr selten überlebt ein
erkranktes Tier. „Die Tierärztin gab uns erst Augentropfen zur
Linderung mit, um Stella nicht gleich vor Maja einzuschläfern und in
der vagen Hoffnung, dass sie überleben könnte“, beschrieb
Hersemeier. Stella ging es aber nicht besser, zwei Tage nach der
Diagnose ließ die Familie sie einschläfern. Das zweite Kaninchen,
Hans, war erst wenige Tage in Sürth. Die Hersemeiers hatten ihn über
eine Verwandte aus Thüringen bekommen. Das dreijährige Tier hatte
sich bei Stella angesteckt und musste wenige Tage nach ihr
eingeschläfert werden. „Es hieß, er sei geimpft, als wir ihn
bekamen. Aber als ich nachhörte, war Hans geimpft, aber nicht gegen
die Kaninchenpest, weil diese in Thüringen nicht vorkommt“,
berichtete Petra Hersemeier.
Die Übertragung des Virus findet in der Regel durch stechende,
blutsaugende Insekten wie Stechmücken und Flöhe statt. Auch über
Tröpfchen, die sich zum Beispiel auf Löwenzahn finden, wo infizierte
Wildkaninchen leben, können sich Hauskaninchen anstecken, wenn sie
diese Pflanzen zu fressen bekommen. Um ihre Tiere zu schützen,
sollten Kaninchenbesitzer sie impfen lassen. „Das ist tatsächlich
das A und O“, erklärte Tierärztin Dr. Britta Joest aus Sürth. Je
nach Impfstoff muss die Impfung ein- bis zweimal im Jahr aufgefrischt
werden. Nach einer Inkubationszeit von drei bis neun Tagen träten die
ersten Symptome auf, nach zehn bis vierzehn Tagen versterbe das
erkrankte Tier, erläuterte Joest. Die Myxomatose tritt fast
ausschließlich bei Haus- und Wildkaninchen auf. Feldhasen sind gegen
den Virus weitgehend unempfindlich, ebenso wenig geht die Krankheit
auf Hunde, Füchse oder Katzen über, die möglicherweise infizierte
Wildkaninchen fressen. „Die Krankheit tritt in Wellen auf und nicht
in allen Regionen gleich stark. Begünstigt wird sie durch feuchtes
Klima und Hitze, so wie wir es in diesem Sommer hatten. Ich musste
bisher schon 20 Hauskaninchen einschläfern“, berichtete die
Tierärztin.
Jetzt ebbt die Erkrankungswelle ab, weil es kälter wird. Den
Hersemeiers hilft das im Moment nicht. „Wir vermissen die Tiere. Es
war immer so schön, sie im Garten herumhoppeln zu sehen“, sagten
Maja und ihre Mutter.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.