Training für getrennte Eltern
Kinderschutz-Zentrum und Stadt bieten neue Kurse an
Bayenthal - (sb). Sie sind verzweifelt, am Boden zerstört, voller Hass auf den
oder die Ex, fühlen sich überfordert, vielleicht alles zusammen –
eine Trennung ist eine Zeit zahlreicher Veränderungen und schwieriger
Gefühle. Für Eltern ist es eine große Herausforderung, ihre Kinder
im Trennungsstress nicht aus den Augen zu verlieren. Für diese ist es
aber entscheidend, wie sich ihre Eltern verhalten, damit sie die
Krisenzeit gut überstehen und mit der neuen Situation
zurechtkommen.
Der Kurs „Kinder im Blick“, den sowohl das Kinderschutzzentrum
Köln als auch die Familienberatung der Stadt Köln seit 2016
anbieten, soll getrennten Eltern helfen, die schwierige Situation
möglichst wenig belastend für die Kinder zu gestalten. „Wir wollen
die Eltern unterstützen, die Wahrnehmung für ihre Kinder zu
schärfen und dass sie zu einer konstruktiveren Kommunikation finden,
vor allem mit dem Ex-Partner. Streit ist in der Regel ein Hauptthema
bei getrennten Paaren“, schildert Dieter Dicke.
Der systemisch arbeitende Kinder-, Jugend- und Familientherapeut
führt zusammen mit der Psychologin Renate Blum-Maurice die
Elternkurse im Kinderschutz-Zentrum in Bayenthal durch. Die Väter und
Mütter sollen hier herausfinden, wie sie die Beziehung zu ihrem Kind
und den Kontakt zum anderen Elternteil im Sinne des Kindes positiv
gestalten können und was sie tun können, um für sich selbst Stress
abzubauen. „Es ist keine Therapie. Wir trainieren in der Gruppe
Alltagssituationen, unter anderem in Rollenspielen“, erläutert
Dicke. So wird beispielsweise „trainiert“, wie die Eltern mit
unangenehmen Gefühlen ihrer Kinder umgehen sollten. Diese geraten
häufig in einen Loyalitätskonflikt zwischen Vater und Mutter und
machen dicht. „Wir vermitteln, dass es dann nicht angebracht ist, in
die Kinder einzudringen und wie man sie ermutigen kann, von sich zu
erzählen, ihnen zu helfen, ihre eigenen Lösungen zu finden“,
beschreibt der Familientherapeut.
Der Kurs besteht aus sieben Gruppenabenden à drei Stunden in einem
Rhythmus von 14 Tagen. Die Ex-Partner nehmen getrennt am Angebot teil,
maximal zehn Personen machen bei einem Kurs mit. Derzeit läuft der
fünfte „Kinder im Blick“- Kurs beim Kinderschutz-Zentrum. Das
Konzept wurde vor zwölf Jahren an der Universität in München und
der Beratungspraxis in Trennungsfamilien beim Familien-Notruf München
e.V. entwickelt. „Wir bekommen überwiegend positives Feedback von
den Teilnehmern, vor allem, dass man zu einer konstruktiveren
Kommunikation mit dem Ex-Partner gefunden habe“, berichtet Dicke.
Ein Vater habe ihm kürzlich mitgeteilt, dass er durch den Kurs wieder
zu seiner Verantwortung als Vater gefunden habe, erzählt er. „Ich
kann die Gefühle meiner Kinder besser wahrnehmen und auch darauf
eingehen.“ - „Im Umgang mit meinem Ex bin ich gelassener
geworden.“ - „Mein Kind redet mehr über seine Gefühle, und seine
Aggressionen gegenüber den Geschwistern haben nachgelassen“ – das
sind einige der Rückmeldungen von Teilnehmern. Im kommenden Jahr will
das Kinderschutz-Zentrum die Anzahl der Kurse aufstocken. Der Bedarf
sei da, so Dicke. Immerhin wird in Deutschland etwa jede dritte Ehe
geschieden, der Prozentsatz nichtehelicher Trennungen liegt noch
wesentlich darüber.Die Kosten für den Kurs „Kinder im Blick“
betragen 35 Euro. Der nächste Kurs beim Kinderschutz-Zentrum in der
Bonner Straße 151 startet am 16. April und geht bis zum 9. Juli,
jeweils von 17.30 bis 20.30 Uhr. Der Informationsabend für diesen
Kurs findet am Mittwoch, 14. März, von 18 bis 20 Uhr statt. Anmeldung
und weitere Informationen bei Renate Blum-Maurice oder Dieter Dicke
unter Telefon 0221/ 57777-0, per E-Mail an
kinderschutzzentrum@kinderschutzbund-koeln.de oder auf
www.kinderschutzbund-koeln.de
Die nächsten Kurse der Stadt starten am 8. März sowie am 11. April.
Für Informationen und Anmeldungen steht die Familienberatung der
Stadt Köln zur Verfügung unter der Telefonnummer 0221/ 888 777 30.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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