"Kinder werden verwahrt"

Kita Schwalbacher Straße ist seit letztem Juli geschlossen

Zollstock - (sb). Ein Starkregen im vergangenen Juli verursachte schwere
Schäden an der städtischen Kita in der Schwalbacher Straße.
Grundwasser drang über die Kanalisation und die Toiletten in die
Erdgeschossräume, die waren dadurch nicht mehr zu nutzen. Die 118
Jungen und Mädchen wurden auf Einrichtungen in Raderberg, Zollstock
und Bayenthal verteilt.

„Die Kinder sind in Turnhallen untergebracht. Die wurden zwar
provisorisch möbliert, aber sie sind eigentlich zum Toben und Turnen
gedacht und nicht dafür, dass man sich dort den ganzen Tag
aufhält“, kritisierte Daniela Cöllen vom Elternrat der Kita. Die
Turnhallen böten keine Rückzugsmöglichkeiten, keinen separaten Raum
zum Schlafen, der Lärmpegel sei zu hoch und manche Hallen ließen
sich nicht einmal richtig lüften, bemängeln die Eltern. „Die
Kinder werden nicht betreut, sondern nur verwahrt“, wirft Cöllen
der Stadt vor. „Die Auslagerung erfolgte aufgrund eines
Wasserschadens kurzfristig und zwangsläufig ohne Vorplanung. „Dass
bei einer solchen (temporären) aus der Not entstandenen Maßnahme
nicht die üblichen Standards eingehalten werden können, liegt auf
der Hand. Die Kinder sind dennoch gut betreut und das ist der
wichtigste Aspekt“, heißt es dazu von Seiten der Stadt.

Dass die Unterbringung als Notlösung geschehen musste, sehen die
Eltern natürlich ein, aber ihnen dauert der Zustand deutlich zu
lange. „Die Arbeiten hätten viel zügiger gehen müssen. Unserer
Beobachtung nach war ab März lange Stillstand auf der Baustelle“,
sagt Cöllen und meint, die Stadt hätte mehr Druck auf den
Eigentümer des Gebäudes ausüben müssen, um die Sanierungsarbeiten
voranzutreiben. Das Gebäude, in dem die Kita Schwalbacher Straße
untergebracht ist, ist von der Stadt angemietet. Aufgrund der Schwere
des Schadens mussten und müssen noch viele Arbeiten in der
Einrichtung vorgenommen werden. Unter anderem wurde der Boden in den
betroffenen Räumen komplett entfernt und erneuert, die Elektrik
überprüft, Tapeten und Putz entfernt, Rohrleitungen verlegt und
gedämmt, ebenso die Fußbodenheizung, Fliesenarbeiten waren nötig
und diverse weitere Arbeiten. Traurig sei es vor allem für die
Vorschulkinder, beschrieb Cöllen. „Sie sehen ihre Freunde gar nicht
mehr, bevor sie in die Schule kommen“, sagte sie. Die Erzieherinnen
versuchten das auszugleichen, in dem sie einmal im Monat gemeinsam
etwas mit allen Kindern unternähmen, berichtete Cöllen. „Für die
Erzieherinnen ist es auch keine leichte Situation, aber sie machen
einen tollen Job!“, betonte sie. Der Ärger richte sich allein gegen
die Stadt, auch deren Art der Kommunikation mit den Eltern ließe viel
zu wünschen übrig, so Cöllen.

Diese Kritik will die Stadt nicht gelten lassen. Die zuständige
Fachberaterin habe sich seit November dreimal mit dem Elternrat
getroffen, der nächste Termin sei bereits vereinbart, so die Stadt.
Außerdem habe man in der Zwischenzeit einige der Kritikpunkte der
Eltern beheben können, erläuterte sie. Wenn sich keine weiteren
unvorhergesehenen Hindernisse auftäten, solle der Umzug der Kinder in
ihre Kita im August stattfinden, zuvor müssten jedoch die
Raumluftmessungen abgeschlossen sein, teilte sie mit.