Flussbad abgelehnt
Lokalpolitiker finden Idee nicht sinnvoll
Rodenkirchen - (sb). Es ist Sommer, es ist heiß, jetzt ein schönes Bad im Rhein
- da gibt es wohl kaum einen Kölner, der sich das nicht spontan
wünschen würde. Dennoch lehnten die Bezirksvertreter einen
Prüfantrag für ein Flussbad in Rodenkirchen in ihrer vergangenen
Sitzung ab und brachten viele Gründe dafür an.
Eingebracht hatte den Vorschlag Torsten Ilg (Freie Wähler). Er nannte
Beispiele von Städten wie Zürich, Paris und Kopenhagen, wo es solche
Flussbäder schon gibt. Auch in München, Berlin und Bonn seien
derartige Projekte geplant, teilte er mit. Ein Flussbad, so Ilg,
würde das Baden im Rhein sicherer machen. Er verwies darauf, dass
jedes Jahr mehrere Menschen im Rhein ertrinken, auch in Köln.
Während der Sitzung ließ Ilg ein Foto vom Badeschiff in Berlin
rundgehen.
„Oh toll, denkt mal erst einmal, zumal bei der aktuellen Hitze, da
will ich auch hin, sofort“, sagte Constanze Aengenvoort (CDU).
„Aber nach ein wenig Nachdenken komme ich zu dem Schluss, dass ich
lieber ein Schwimmbad unterstützen will, das das ganze Jahr über
geöffnet ist. Außerdem ist so eine Anlage sicher sehr aufwändig,
von daher werde ich nicht zustimmen“, erläuterte sie. „Wir
schließen uns dem an. Außerdem halten wir so ein Bad für
gefährlich und, wenn Geld hierfür ausgegeben wird, fehlt es an
anderer Stelle. Das wäre wahrscheinlich der Tod des Rodenkirchener
Bades. Auch wenn eine Forderung nach einem Flussbad im Sommer
natürlich toll klingt“, meinte Elisabeth Sandow (SPD). „Auch wir
werden nicht zustimmen. Im Deutzer Hafen wird derzeit ein solches
Projekt geprüft und dort hat es mehr Aussichten auf Umsetzung. Dort
gibt es keinerlei Strömung, anders als in Rodenkirchen und es gibt
zur Anbringung eine Kaimauer“, schilderte Frank Theilen von Wrochem
(Grüne). Er verwies weiterhin darauf, dass die KölnBäder GmbH
mittelfristig das Angebot an Wasserfläche erweitern werde. Ebenfalls
Karl Wolters (FDP) riet von einem Flussbad oder Badeschiff ab. Er
erinnerte daran, dass nicht einmal Schilder nahe des Ufers aufgestellt
werden könnten, weil sie im Sand nicht stabil stünden und warnte vor
erhöhter Gefahr bei Hochwasser. „Der Gedanke an sich ist ja nicht
verkehrt, aber es ist gefährlich, auch bei Niedrigwasser“, meinte
Christoph Schykowski (CDU).
Ilg nannte die Argumentation der Kollegen in der Bezirksvertretung
doppelbödig. „Sie sagen, das Baden im Rhein ist gefährlich, aber
es findet ja ohnehin statt. Ich finde, die Idee ist es wert, dass sie
geprüft wird. Natürlich sollen deswegen keine Bäder geschlossen
werden“, ärgerte er sich. Carolin Ramrath (Grüne) hielt dagegen,
dass, auch wenn es ein Flussbad oder Badeschiff gäbe, die Leute
weiterhin an anderen Stellen am Rhein baden würden. „Außerdem wird
eine Infrastruktur nötig, es müssen eine Befestigung und Parkplätze
geschaffen werden, dann kommt ein Kiosk. Das verändert die Struktur
der Riviera und das möchte ich nicht“, sagte sie. Mike Homann (SPD)
befürchtete, es könne ein Hot Spot entstehen, den sich aufgrund
hoher Eintrittsgelder nicht alle würden leisten können. „Bei
Niedrigwasser würde so ein Kasten wie ein Badeschiff die Riviera
verschandeln“, meinte er. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit
gegen die Stimme von Ilg und bei Enthaltung einer CDU-Stimme
abgelehnt.
Das Baden im Rhein ist in Köln generell erlaubt. Verboten ist es in
der Nähe von Hafeneinmündungen, Brücken und Anlegestellen. Das
Durchqueren des Flusses ist ebenso tabu, denn der Rhein ist eine
extrem stark befahrene Wasserschifffahrtsstraße. Eigentümer ist
offiziell das Wasser- und Schifffahrtsamt. Auch wenn erlaubt, raten
alle Experten und die Stadt Köln dringend von Baden im Rhein ab. Die
Begründung: Zu stark und unberechenbar sei die Strömung, für
Badende unsichtbare Unterströmung, die starke Sogwirkung der
praktisch im Minutentakt vorfahrenden Schiffe, die zudem einen starken
Wellenschlag verursachten. Jedes Jahr ertrinken mehrere Menschen im
Rhein.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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