"KVB umsonst!"
Lokalpolitiker fordern kostenloses Fahren in Bus und Bahn
Rodenkirchen - (sb). In den Sommermonaten wurde in mehreren Stadtteilen Kölns die
„Brötchentaste“ eingeführt, das 15-minütige Gratisparken auf
bewirtschafteten, öffentlichen Stellplätzen. Analog dazu forderte
die Fraktion der Grünen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertreter
einen „Brötchentarif“ für die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB).
Die Idee: Innerhalb des Postleitzahlenbereiches, in dem man gemeldet
ist, soll man für Fahrten mit Bus und Bahn nichts zahlen.
„Wir möchten, dass mehr Menschen mit Bus und Bahn fahren. Unser
Vorschlag ist ganz pragmatisch. Man braucht keinen Fahrschein, als
Fahrausweis dient der gültige Personalausweis. Die Ticketautomaten
müssen daher nicht umgerüstet werden“, erläuterte Sabine Müller
(Grüne). Grundsätzlich könne dieses Projekt ohne großen Aufwand
kölnweit durchgeführt werden, schilderte sie, aber man schlage
zunächst ein Pilotprojekt vor im PLZ-Bereich 50997, der Meschenich,
Godorf, Rondorf und Immendorf umfasst. „Die Kosten sind nicht so
hoch wie bei der Brötchentaste“, sagte Müller. Man begrüße den
Antrag sehr, halte die Idee eines niedrigschwelligen ÖPNV für sehr
gut, meinte Elisabeth Sandow (SPD). Ihre Fraktion schlug zusammen mit
Berthold Bronisz (Linke) vor, den Testbereich um Zollstock, PLZ 50969,
zu erweitern. „Die Testphase ist sehr wichtig. Dann muss man
evaluieren, welche finanziellen Auswirkungen das Projekt hat und wie
es angenommen wird“, betonte sie.
„Es gab ein Bonbon für die Autofahrer, nun muss ein Ausgleich her.
Das Projekt hat gleich mehrere Haken“, kritisierte Christoph
Schykowski (CDU). Er wies auf den „fahrscheinlosen Tag“ hin, den
die KVB im vergangenen Jahr mit mäßigem Erfolg durchführte. „Das
Angebot werden diejenigen nutzen, die sonst zu Fuß gehen oder mit dem
Rad fahren“, glaubt er. Dadurch würden Busse und Bahnen voller, das
habe zur Folge, dass andere KVB-Nutzer wieder aufs Auto umsteigen
würden, befürchtete er. Zudem würden der KVB Einnahmen entzogen,
die sie benötigt, um neue Strecken auszubauen und eine dichtere
Taktung einzuführen, so Schykowski. Außerdem sei das Konzept
ungerecht, da man möglicherweise doch für nur eine Station schon
zahlen müsse, wenn man an einer Stadtteilgrenze einsteige. Karl-Heinz
Daniel (FDP) hingegen bezeichnete das Projekt als eine „neue,
prüfenswerte Idee“. „Das kann gut sein für den Einzelhandel und
den Vereinssport“, meinte er. „Gerne auch in Zollstock“, nahm
Müller die Ergänzung von SPD und Bronisz auf. Daniel – mit Blick
auf den fahrscheinlosen KVB-Tag– wies darauf hin, dass die
Vermarktung des Projektes wichtig sei. „KVB umsonst“ schlug er als
Slogan vor. Gegen die Stimmen der CDU und bei Enthaltung von Karl
Wolters (FDP) wurde der Antrag mehrheitlich angenommen.
Anders als die Grünen in der Innenstadt wollen die Rodenkirchener die
Kurzzeitstrecke nicht durch den „Brötchentarif“ ersetzen. „Wir
befürchten bei kostenloser Kurzstrecke, dass es missbraucht werden
könnte. Man kann ja nach vier Haltestellen ein neues Ticket ziehen.
Außerdem müssen die Fahrschein-Automaten umgerüstet werden. Unser
Vorschlag ist viel pragmatischer und wäre ohne Vorlauf umsetzbar“,
erklärte Müller.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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