Kröten können sicher zum Weiher wandern
Lokalpolitiker stimmen für die Sperrung
Zollstock - (sb). Jedes Jahr wurden auf dem Zollstocker Weg am Kalscheurer
Weiher Hunderte von Erdkröten überfahren. Damit soll nun Schluss
sein. Die Straße wird entlang des Weihers für motorisierten Verkehr
gesperrt. Außerdem soll der gesperrte Bereich – etwa zwischen
Parkplatz und Autobahn – entsiegelt werden. So lautet eine
Beschlussvorlage der Verwaltung, der die Lokalpolitiker mehrheitlich
mit den Stimmen der Fraktionen SPD, Grüne und FDP und einer
CDU-Stimme gegen fünf Stimmen der CDU-Fraktion und bei Enthaltung von
Torsten Ilg (Freie Wähler) in ihrer jüngsten Sitzung zustimmten.
Wenn die Entsiegelung ansteht, wollen sie über dieses Vorhaben extra
abstimmen. Seit Jahren bemühen sich die Grünen im Bezirk, Mitglieder
des Vereins „Unser Kalscheurer Weiher e.V.“ und Umweltschützer,
die Kröten zu retten. Die Tiere leben im Gebüsch entlang der Straße
und überqueren sie, wenn sie zum Laichen in den Weiher wandern und
auf ihrem Weg zurück. Auch das Umweltamt der Stadt Köln wollte die
Kröten schützen, aber es haperte an effektiven Maßnahmen:
Hinweisschilder brachten nichts, eine nächtliche Sperrung des Weges
war nicht durchführbar, weil die Kleingärtner auch abends die
Zufahrt benötigten. Im angrenzenden Bereich befinden sich mehrere
Kleingartensiedlungen mit insgesamt über 1.000 Pächtern, die über
den Zollstocker Weg zu ihren Gärten gelangten.
Im vergangenen Jahr wollte die Stadt den Weg zwischen Februar und
April sperren, machte aber im letzten Moment einen Rückzieher, weil
die Kleingärtner die angebotene Alternativstrecke über den
Efferenweg nicht annahmen. Im November wurde die Jägerstraße, die
parallel zur A4 verläuft, als alternative Zufahrt ertüchtigt. „Die
Kröten wandern lange, von Mitte/Ende Februar bis in den September
hinein. Deswegen braucht man eine längere Sperrung. Da es seit Ende
2017 eine Alternativroute gibt, wollen wir den Zollstocker Weg
ganzjährig sperren“, erläuterte Florian Distelrath, Leiter der
Unteren Naturschutzbehörde Köln. Im Frühjahr fände die
Hinwanderung zum Wasser statt, nach dem Laichen verblieben die
Männchen länger dort als die Weibchen, auch die Jungkröten
wanderten nun erstmalig, erklärte Distelrath. „Außerdem liegt der
Weg in einem Naherholungsgebiet, das stark von Spaziergängern und
Radfahrern genutzt wird. Das harmonisiert schlecht mit Autos“, sagte
er. Mittelfristig wolle man den Weg entsiegeln, das passe besser in
ein Naherholungsgebiet, so Distelrath. Die Jägerstraße werde gut von
den Kleingärtnern angenommen, meinte er. Auch das Problem des
Straßenstrichs, der sich auf dem Zollstocker Weg etabliert hat, kann
möglicherweise durch die Sperrung entschärft werden. „Im November
2015 hat die BV einstimmig für eine temporäre Sperrung gestimmt,
einer ganzjährigen hätten wir nie zugestimmt! Die Verwaltung hat
ohne politisches Mandat weitergehende Maßnahmen eingeleitet“,
ärgerte sich Christoph Schykowski (CDU). Er bezweifelt den langen
Zeitraum der Wanderung, sieht keine Konflikte zwischen Fußgängern
und Autofahrern auf dem Zollstocker Weg und befürchtet eine höhere
Umweltbelastung durch den Umweg, den die Kleingärtner fahren
müssten. Ihr Ansinnen sei vor allem der Artenschutz, man habe die
Bezirksvertretung nicht übergehen wollen, entgegnete Distelrath. Die
Erdkröte fällt unter das Bundesnaturschutzgesetz. Die Schranken
wurden installiert, etwa Mitte Februar soll der Weg gesperrt werden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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