Do-it-yourself-Parkplatz
"miteinander leben" übt zivilen Ungehorsam

Marc Haine, Michaela Schriever, Anna van Asselt-Bischof vor der  inklusiven Kita. Den benötigten  Behindertenparkplatz malte Haine provisorisch auf. | Foto: Broch
  • Marc Haine, Michaela Schriever, Anna van Asselt-Bischof vor der  inklusiven Kita. Den benötigten  Behindertenparkplatz malte Haine provisorisch auf.
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Sürth - (sb). Seit Jahren setzen sich Eltern und KiTa-Leitung für einen
Behindertenplatz ein. Ohne Erfolg. Jetzt griff der Leiter demonstrativ
zu Pinsel und Farbe.

Fein säuberlich malt Marc Haine mit Hilfe einer Schablone einen
Behindertenparkplatz auf, gegenüber des KiTa-Eingangs auf der Alten
Kirchgasse. Haine ist Leiter der inklusiven Einrichtung von
„miteinander leben“. „So könnte es bleiben“, zeigt er sich
mit dem Ergebnis zufrieden, ebenso wie die beiden Mütter Anna van
Asselt-Bischof und Michaela Schriever vom Elternbeirat.
Als einen „Akt des zivilen Ungehorsams“ bezeichnet Haine seine
Mal-Aktion. „Wir wollen damit Aufmerksamkeit auf unser Anliegen
lenken und eine Reaktion von der Stadt erreichen.“ Das Anliegen ist,
einen Behindertenparkplatz gleich vor der Tür zu bekommen. Darum
bemühten sich bereits Haines Vorgänger und die Elternschaft seit
Jahren. Bisher ohne Erfolg. „Die Verkehrssituation vor der Kita ist
katastrophal, gerade zu den Bring- und Holzeiten. Von den 45 Kinder,
die die Einrichtung besuchen, haben ein Drittel einen besonderen
Förderbedarf, wo es den Eltern möglich sein muss, gleich vor der
Türe zu parken. Es gibt aber zu wenig Parkplätze und die sind immer
besetzt. Freitags, wenn Markt ist, ist die Situation besonders
schwierig“, erklärte Haine. Auf seine Mails an die Stadtverwaltung
erhielt er bisher nur automatisierte Eingangsbestätigungen. Sein
Vorgänger und die Mütter, die sich bereits mehrfach an die
Verwaltung wandten, wurden stets auf den Behindertenparkplatz auf der
Fronhofstraße, auf der anderen Seite des Marktplatzes, verwiesen.
Dieser reiche aber nicht aus, so der Einwand. „Erst einmal ist er
fast immer besetzt, auch gerne von Autofahrern ohne Berechtigung. Dann
ist der Weg quer über den Markplatz viel zu weit“, schilderte
Schrievers. Ihr fünfjähriger Sohn kann aufgrund von Trisomie erst
seit sechs Monaten laufen. „Er fällt sehr oft. Über den Marktplatz
mit dem Kopfsteinpflaster brauche ich eine Stunde mit ihm. Das heißt,
ich trage ihn und das ist nicht lustig“, so Schriever.
Anna van Asselt-Bischof ist gleich doppelt betroffen. Ihr Sohn kann
aufgrund einer Hirnschädigung nur eingeschränkt laufen, sie selbst
hat eine Beinprothese. Gehen auf Kopfsteinpflaster ist eine Qual für
sie, der Weg außen um den Marktplatz herum noch weiter. „Viele von
uns Eltern brauchen kurze Wege. Wir brauchen einfach ganz dringend
einen Behindertenparkplatz vor der Kita“, betont sie. Nun hoffen
Haine und die Eltern, dass die Stadt sich durch die symbolische
Mal-Aktion zu einer Reaktion bringen lässt, die über
Eingangsbestätigungen und Abwiegeln hinausgeht.
Die Farbe sei übrigens einfache Abtonfarbe, mit Wasser leicht
abwaschbar. Ein mögliches Ordnungsgeld nehmen Haine und die Eltern
gerne in Kauf. Hauptsache, die Stadt befasst sich endlich mit ihrem
Anliegen.  

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RAG - Redaktion

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