Überrannt von Hilfesuchenden
Netzwerk für behinderte Flüchtlinge hofft auf Fortsetzung
Rodenkirchen - Das „Netzwerk für Flüchtlinge mit Behinderung Köln“ hat im
festlichen Rahmen seine Abschlussveranstaltung in der
Erzengel-Michael-Kirche gefeiert. Projektleiter Wolfram Buttschardt
und Mitarbeiter Manuel von Gilsa führten durch das Programm.
Vor zwei Jahren wurde unter der Federführung der Diakonie
Michaelshoven das Modellprojekt gegründet, um die Lücke in der
Vernetzung, Versorgung und Beratung von geflüchteten Menschen mit
einer Behinderung zu schließen. Das Netzwerk wurde von der Stiftung
Wohlfahrtspflege NRW und der Kämpgen Stiftung finanziell gefördert.
Birgit Heide, theologischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven,
erklärte in ihrem Grußwort, am Anfang sei sie unsicher über das
Gelingen gewesen: „Nicht nur ich sah viele Herausforderungen.“ Zur
Zukunft der Folgeprojekte sagte sie: „Auch im Jahr 2019 sollen
geflüchtete Menschen mit Behinderung in Köln Beratung finden.“
Im Bürgerzentrum Ehrenfeld wurde ein Beratungsbüro mit einer offenen
Sprechstunde am Dienstag ab 9 Uhr aufgebaut. Im November entscheidet
sich, ob die Kämpgen Stiftung weitere Mittel für das Projekt zur
Verfügung stellt. Zur bisherigen Arbeit erklärte Manuel von Gilsa
seinen Eindruck: „Bei der offenen Sprechstunde wusste man nie, wer
kommt mit welchem Anliegen und wie kann man das lösen.“ Wolfram
Buttschardt gab an, dass 220 Individualpersonen oder ganze Familien
beraten worden seien: „Wir wurden überrannt.“
Daneben sind auch weitere Projekte entstanden. Wie die Gruppe
„Tamkien“, eine begleitete Selbsthilfegruppe von Menschen aus
Syrien und dem Irak, die sich regelmäßig zu Diskussionsrunden oder
Ausflügen getroffen hat.
In Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln wurden
Lösungswege generiert und die Vernetzung von Flüchtlings- und
Behindertenhilfe ausgebaut. Die TH begleitete das Projekt
wissenschaftlich. Professor Schahrzad Farrokhzad und Professor
Matthias Otten stellten die Ergebnisse vor. Farrokhzad erklärte, das
Projekt habe eine Scharnierfunktion von der Asylberatung zur
Teilhabeberatung gehabt. Für Otten reichten reine Information und
Beratung nicht aus, denn eine längerfristige Begleitung der
Behinderten sei darüber hinaus notwendig gewesen, wenn diese
Begleitung auch schnell an ihre Grenzen gestoßen sei. Außerdem
belaste die Fluchterfahrung die Behinderten zu sehr, als dass sie sich
in Selbsthilfeorganisationen zusammenschließen könnten.
Redakteur/in:Michael Offizier aus Köln |
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