„Wir können auf Ginkgos nicht verzichten“
Politiker beraten erneut über Ulmenallee
Sürth - (sb). In der Oktobersitzung beschlossen die Lokalpolitiker
mehrheitlich die Fällung von 18 Ginkgobäumen in der Ulmenallee.
Damit entsprachen sie dem Wunsch von Anwohnern, die das Abholzen der
Bäume in einer Bürgereingabe gefordert hatten. Der Grund: Die
Früchte der weiblichen Bäume stinken extrem, wenn sie im Spätherbst
abfallen.
Diesen Beschluss wollte die FDP-Fraktion nun aufheben lassen und hatte
zu dem Zweck in der jüngsten Sitzung eine Aktuelle Stunde beantragt.
Der Beschluss im Oktober war gegen die Stimmen der Grünen und bei
Enthaltung eines FDP-Vertreters und von Torsten Ilg (Freie Wähler)
gefasst worden. „Es gab Gründe, warum die Bäume gefällt werden
sollten. Aber damals waren uns einige Informationen und Alternativen
nicht bekannt“, erklärte Karl Wolters (FDP). Nach dem Beschluss
hätten sie einige sehr kritische Zuschriften erhalten, berichtete er.
„Wir hatten Maßnahmen vorgeschlagen, um die Bäume zu erhalten. Wir
waren sehr verwundert, dass keiner aus der Bezirksvertretung etwas
dazu gesagt hat“, gab Manfred Giesen (Grüne) zu bedenken. Er lobte
aber die Stärke der FDP, die damalige Entscheidung zu revidieren. Die
Grünen hatten vorgeschlagen, die AWB in der kritischen Zeit mit einer
intensiveren Straßenreinigung zu beauftragen, über ein Infoblatt der
Verwaltung die Anwohner um Mithilfe bei der schnellen Beseitigung der
abgefallenen Früchte zu bitten und den Versuch, durch Entfernen der
beiden männlichen Ginkgos die Befruchtung der weiblichen Bäume und
damit die beklagte Geruchsbelästigung zu verhindern. Üblicherweise
bestellt die Stadt männliche Pflanzen, um das Geruchsproblem zu
vermeiden. Allerdings lässt sich das Geschlecht der Pflanzen erst
nach vielen Jahren erkennen, so dass in der Ulmenallee irrtümlicher
Weise 18 weibliche und zwei männliche Bäume in die Erde kamen.
Joachim Bauer vom Grünflächenamt der Stadt Köln erläuterte, dass
insgesamt 480 Ginkgos in Kölner Straßen stünden. „Es ist eine
sehr alte, robuste Baumart, die auch in Zukunft eine große Rolle
spielen wird, da sie hitzebeständig ist und kaum von Schädlingen
befallen wird“, erläuterte er. Es gäbe immer wieder neue
Schädlinge und Krankheiten. „Wir müssen resistente Bäume in die
Straße holen, und je mehr Vielfalt wir haben, desto besser sind wir
gewappnet“, schilderte er. Der Ginkgo habe als Straßenbaum optimale
Voraussetzung, jahrelang habe man ihn in New York gepflanzt, weil kein
anderer Baum so gut mit den dortigen Gegebenheiten klargekommen sei,
so Bauer. „Wir können auf den Ginkgo nicht verzichten“, betonte
er. Die männlichen Pflanzen fällen, um eine Befruchtung zu
verhindern, hielt er für wenig erfolgversprechend. „Die Befruchtung
findet über Windbestäubung über eine recht große Distanz statt. Da
reicht es, wenn irgendwo in der Umgebung ein männlicher Baum
steht“, erläuterte er. Er plädierte dafür, die Früchte, sobald
sie am Boden lägen, zu entsorgen. „Wenn man die Früchte beseitigt,
ist das Problem weg“, stellte er klar. Ilg wies darauf hin, dass in
Ratingen eine Firma Seife aus Ginkgos herstellt. „Wenn diese Firma
zu uns kommt und die Früchte holt, habe ich damit keine Probleme“,
meinte Bauer. Eine Entscheidung, wie mit dem Problem genau verfahren
werden soll, ob beispielsweise die AWB öfter reinigen sollten, die
Anwohner das Entsorgen übernehmen, die männlichen Bäume gefällt
werden sollen, vertagten die Lokalpolitiker zur nächsten Sitzung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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