Angst vor barbarischen Kraftprotzen
„Römer“ Hans-Werner Berg
Rodenkirchen - (sb). „Die Römer haben nicht immer gesiegt. Sie haben auch viele
Schlachten verloren. Aber sie haben eben auch viele Schlachten
gewonnen und das gut zu nutzen gewusst“, schilderte Hans-Werner Berg
den Schülern in der Aula des Rodenkirchener Gymnasiums. Gekleidet als
römischer Legionär besuchte der Wuppertaler die Schule und
erörterte mit vier Geschichtskursen der zehnten Jahrgangsstufe
Aspekte rund um das Thema „Fremdsein und der Umgang mit Fremden im
römischen Imperium“ und um die Varusschlacht, (Hermannschlacht, 9
nach Christus), bei der die Römer vernichtend von den Germanen
geschlagen wurden.
Zuvor hatte Berg Sechst- und Siebtklässlern das Alltagsleben der
Römer geschildert. Dafür hatte er verschiedene Dinge dabei, die ein
römischer Legionär damals bei sich führte, wie Rüstung, Sandalen
und „feste“ Schuhe, und Sonnenreiseuhr. Berg, von Beruf
Maschenbauingenieur, war schon öfters als „Legionär“ in
Rodenkirchen. „So sollen die Schüler erfahren, dass Geschichte
nicht nur im Schulzimmer passiert. Wir holen die Geschichte in die
Gegenwart, lassen sie lebendig werden“, beschrieb Geschichtslehrerin
Uta Bendix begeistert.
Hans-Werner Berg ist seit seinem sechsten Schuljahr großer Fan der
Römer und seit 2001 Mitglied in der 1. Römercohorte Opladen e.V.
Mehrmals im Jahr besucht der 54-Jährige Schulen – ehrenamtlich.
Dafür nimmt er sich extra frei „Ich möchte die Römer für die
Schüler aufleben lassen, das ist ein anderer Anreiz für sie“,
sagte er.
Ob die Römer nach der Varusschlacht ein anderes Bild von den Germanen
hatten als vorher, wollte ein Oberstufenschüler wissen. „Die Römer
beschrieben die Germanen oft als sehr groß, unkultiviert, als
barbarische Kraftprotze, vor denen sie Angst hatten“, erzählte
Berg. „Und was haben die Germanen über die Römer gedacht?“,
fragte eine Schülerin. „Es gibt keine eigene Geschichtsschreibung
von den Germanen. Von daher wissen wir nicht genau, was sie über die
Römer dachten. Aber da sie Steuern zahlen und die Rechtsprechung
durch Dritte akzeptieren mussten, waren sie sicherlich nicht sehr mit
der römischen Herrschaft einverstanden“, erläuterte Berg. Auf die
Frage, wie die Römer mit Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe
umgegangenen seien, erklärte er, dass die Römer in der Hinsicht sehr
tolerant gewesen seien, ebenso was die Religion anging. „Wenn die
Römer ein Gebiet unterwarfen, war die Bevölkerung dort nach ein,
zwei Generationen ebenfalls römisch“, schilderte er. Die Eintracht,
die concordia, sei ein hoher Wert bei den Römern gewesen, so Berg.
Die Schüler waren vom Besuch des Legionärs sehr angetan. „Wir
haben viele Dinge über die Varusschlacht erfahren, die wir nicht
wussten“, erzählte Phoebe, Jahrgangsstufe 10. „Das ist ganz
anders als aus Büchern zu lernen. Es war sehr anschaulich und hat die
Römerzeit für uns lebendig gemacht“, meinten die Schulkameradinnen
Julia und Mia. „Das mit der Religionsfreiheit wusste ich nicht.
Überhaupt hat uns der Herr Berg die Sicht eines Römers näher
gebracht“, schilderte Levin. „Man kann einiges von den Römern
auch heute noch lernen“, ist sich Berg sicher.
Die I. ROEMERCOHORTE OPLADEN e.V. ist ein historischer Verein, der es
sich zur Aufgabe gemacht hat, die Ausrüstung, die Lebensumstände und
den Alltag des römischen Militärs und seines zivilen Umfeldes zu
rekonstruieren und so authentisch wie möglich praktisch
nachzuvollziehen. Schulen, die sich für einen Besuch interessieren,
können den Verein anschreiben. Kontakt und weitere Informationen
unter www.roemercohorte.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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