75 Jahre Tagebuch
Rondorfer Grundschüler gedenken Anne Frank mit Aktionstag
Rondorf - (sb). „Blonde dürfen nicht mehr Radfahren!“, „Blonde dürfen
keine Eier mehr kaufen!“, „Blonde dürfen nicht mehr ins
Schwimmbad!“ „Blonde dürfen nicht mehr in die Schule gehen,
sondern müssen arbeiten!“ – Die Jungen und Mädchen der 3a der
Anne-Frank-Schule in Rondorf präsentieren ihren Mitschülern die
Verbote, die die deutschen Nationalsozialisten in den 30er und 40er
Jahren gegen Juden erließen.
Indem sie „Juden“ durch „Blonde“ ersetzten, ließen sie die
Schulkameraden spüren, wie es sich anfühlt, wenn man von einem
solchen Verbot betroffen ist und wie willkürlich, ungerecht und
lächerlich die Bestimmungen der Nazis waren.
Der Wortbeitrag „Verbote im alten Nazi-Deutschland“ war eine von
17 Aufführungen, die die Grundschüler für den Anne-Frank-Aktionstag
vorbereitet hatten und in der Schulaula präsentierten. Alle zwei
Jahre findet an der Einrichtung in der Adlerstraße ein solcher
Aktionstag statt, dieses Jahr unter dem Motto „75 Jahre Tagebuch“.
Denn am 12. Juni ist es 75 Jahre her, dass Anne Frank von ihren Eltern
zum 13. Geburtstag ein Tagebuch geschenkt bekam. Wenig später musste
sie mit ihrer Familie in Amsterdam untertauchen. Im Versteck im
Hinterhaus überlebte die Familie bis zur Verhaftung durch die
deutschen Besatzer im Sommer 1944. Anne, ihre Mutter Edith und ihre
Schwester Margot wurden in Konzentrationslagern von den Nazis
umgebracht. Nur Vater Otto überlebte die Lager und veröffentlichte
später das Tagebuch seiner Tochter, das weltberühmt wurde.
Zwei Wochen beschäftigten sich die Rondorfer Grundschüler im Vorfeld
des Aktionstages mit Anne Frank und ihrem Leben. „Die ersten und
zweiten Klassen erfahren Grundlegendes wie, dass Anne als Jüdin
ausgegrenzt und verfolgt wurde, dass sie sich verstecken musste und
dass sie schließlich ermordet wurde. Die dritten und vierten Klassen
beschäftigen sich mit mehr Details aus dem Leben von Anne Frank“,
schilderte Schulleiter Hartmut Heuchel-Kleineidam. Die Kinder hätten
immer großes Interesse an dem Thema, sagte er. „Wir erinnern uns an
die problematische, politische Situation damals, an die Verfolgung der
Juden und setzen uns damit auseinander, was man tun kann, damit
einzelne oder Gruppen nicht ausgegrenzt werden“, erklärte er.
„Wir lernen, dass wir, auch wenn wir unterschiedlich sind, alle die
gleichen Grundbedürfnisse haben“, so Heuchel-Kleineidam.
Zum ersten Mal fand in diesem Jahr der Anne-Frank-Tag in mehr als 70
Schulen im gleichen Zeitraum in Kooperation mit dem Anne-Frank-Zentrum
in Berlin statt. Die Rondorfer Schüler präsentierten am Aktionstag
unter anderem ein jüdisches Geburtstagslied, ein Singspiel, einen
Foto-Rundgang durch das Anne-Frank-Haus und gaben Infos zu den
Bewohnern des Amsterdamer Hinterhauses, in dem sich die Franks
versteckten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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