Wie rollt es sich durch die Stadt?
Senioren prüfen Barrierefreiheit mit Rollis
ZOLLSTOCK - (sb). Dieter Kahn lebt in der Homburger Straße in Zollstock. Er
ist gehbehindert, wenn er draußen etwas zu erledigen hat, macht er
das mit seinem elektrischen Rollstuhl. Kahn hat einen bescheidenen
Wunsch. „Ich würde so gern mit meiner Frau eine Tasse Kaffee bei
Schmitz&Nittenwilm trinken, am Höninger Weg. Aber das geht nicht“,
erzählt er. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt für Ältere, aber
der Rentner kommt die Stufe am Eingang mit seinem Rollstuhl nicht
hoch. Das gleiche Problem hat er ein paar Häuser weiter bei der
Kölner Bank.
Um auf Probleme wie diese aufmerksam zu machen, hatte die
Seniorenvertretung einen Testgang organisiert, zu dem Mitarbeiter der
Stadtverwaltung, der Wohngenossenschaft Köln Süd eG - Eigentümerin
der Häuser mit den nicht barrierefreien Eingängen - und Senioren
eingeladen waren. Start des „Probelaufes“ war am Rosenzweigweg, am
Eingang zum Park. Knapp 20 ältere Zollstocker - die meisten mit
Rollstühlen oder Rollatoren - hatten sich zur Aktion eingefunden,
unter ihnen Dieter Kahn. Vom Straßenverkehrsamt der Stadt Köln
gingen Klaus Neuenhöfer und zwei seiner Team-Mitglieder mit, von der
Politik Ratsfrau Monika Roß-Belkner (CDU) und für die
Wohngenossenschaft Stefan Hofius vom Vorstand. „Wir in der Stadt
Köln haben den Ratsschluss der Barrierefreiheit. Hier ist noch viel,
sehr viel zu tun“, begrüßte Seniorenvertreterin Christiane Köhler
die Anwesenden.
Zunächst ging es durch den Park über den Zollstockweg in die
Ferdinand-Schmitz-Straße. Hier zeigten sich deutlich die
alltäglichen Tücken, die die Straßen für diejenigen bereithalten,
die nicht gut zu Fuß sind. „Hätte ich jetzt den Einkaufswagen an
meinem Rollator beladen, käme ich den Bordstein nicht hoch“,
schilderte Seniorenvertreterin Anne Merkenich. Noch größere
Schwierigkeiten hatten die Rollstuhlfahrer, sie bewältigten den
Bordstein nur mit Hilfe, Kahn landete bei der Aktion fast vor einem
parkenden Auto. Weiter ging es links auf den Gottesweg, Richtung Post.
Hier wartete beim Überqueren der Willigisstraße das nächste
Dauer-Hindernis. „Genau an den Stellen, wo die Bordsteine abgesenkt
sind, sind Fahrräder abgestellt“, ärgerte sich Kahn. Tatsächlich
auch so gewollt, denn an der Ecke zur Post sind an der Stelle
Fahrradnadeln angebracht. Im Allgemeinen machten Autofahrer und Radler
den Rolli- und Rollatorennutzer häufig das Leben schwer, klagten die
Senioren. „Viele Gehwege sind zugeparkt und oft fahren die Radfahrer
einfach auf den Bürgersteigen“, beschwerten sie sich.
Hofius erklärte, man werde über das Problem der nicht barrierefreien
Hauseingänge beraten. „Sollte es technisch eine Lösung geben,
machen wir das gerne“, sagte er. Klaus Neuenhöfer zeigte sich
verhalten, was die Verbesserungen der Barrierefreiheit betrifft.
„Ich weiß, welche Probleme die Leute haben. Die Sache ist: So sehen
alle Straßen im gesamten Stadtgebiet aus. Wenn wir Straßen neu
machen, machen wir sie barrierefrei. Aber alle alten Strecken sind
so“, bedauerte er. Die ganze Stadt barrierefrei zu gestalten, sei
ein Langzeitprojekt, meinte er. „Im Moment ist sogar Geld für
Maßnahmen da, aber es fehlt Personal. Und die Prioritätenlisten für
2017/18 steht schon“, fügte er hinzu. „Es ist eine Aufgabe für
die Zukunft“, erklärte auch Köhler.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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