Umbau soll schneller werden
Shell stellt Gutachten zur Rohrleitungssicherheit vor

Professor Dr. Christian Jochum stellte den Prüfungsbericht vor. | Foto: Offizier
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Godorf - Im Zuge der Bodenverunreinigung durch eine Leitungsleckage, die im
April 2020 auf dem Shell-Werksgelände in Godorf festgestellt wurde,
hat Shell das Sicherheitsmanagement der Rheinland Raffinerie von
unabhängigen Experten untersuchen lassen. Prof. Dr. Christian Jochum,
langjähriger Vorsitzender der Kommission für Anlagensicherheit beim
Bundesumweltministerium, hat den Abschlussbericht vorgestellt und
machte konkrete technische und organisatorische
Verbesserungsvorschläge.

Aus der Leitung 276 sind rund 300 Tonnen leichtes Gasöl ausgetreten.
Nach den Untersuchungen ist davon auszugehen, dass die größtenteils
oberirdisch verlaufende Leitung im Bereich einer Straßenunterführung
bei unsachgemäßen Straßenbauarbeiten bereits im Jahr 2010
beschädigt wurde. Das hat zur Korrosion an dem umgebenden Mantelrohr
und der darin liegenden Produktleitung und im Ergebnis zu einem 1,5
Millimeter großen Leck geführt. „Dieser Schaden ist nicht
tolerierbar. Wir sind unserem eigenen Anspruch nicht gerecht
geworden“, erklärte Raffineriedirektor Dr. Marco Richrath bei der
Vorstellung des Untersuchungsberichts.

Zwar seien Mantelrohre nach dem aktuellen technischen Regelwerk
absolut zulässig und die Rheinland Raffinerie habe damit nahezu 60
Jahre gute Betriebserfahrung gemacht. Jedoch sei deren regelmäßige
umfangreiche Prüfung nach derzeitigem Stand der Technik nicht
möglich, ohne sie vollständig ausgraben zu müssen, erklärte Prof.
Jochum. Seine Schlussfolgerungen für einen sicheren Betrieb zielen
daher vor allem auf drei Bereiche ab: die Überwachung der Integrität
von Mantelrohren, verbesserte Überwachung der Produktleitungen in
Straßendurchführungen auf Korrosion und verbessertes Erkennen von
Leckagen. Beste Voraussetzung, um Leckagen möglichst frühzeitig zu
erkennen, bevor ein Schaden für die Umwelt entsteht, ist die komplett
einsehbare oberirdische Verlegung von Rohrleitungen. Deswegen hat
Shell 2014 begonnen, alle sogenannten Straßendurchführungen im Werk
Godorf, die unterhalb der Straße verlaufen, zu Brückenkörpern
umzubauen. Voraussichtliches Enddatum ist das Jahr 2034. Von insgesamt
145 Straßendurchführungen sind bereits 68 umgebaut. Weitere 26 der
verbleibenden 77 werden zurzeit in einer Sofortmaßnahme geöffnet, um
den Zustand der darin liegenden Mantelrohre zu bewerten.

Bis zum vollständigen Abschluss dieses Programms empfehlen Prof.
Jochum und sein Team eine Kombination aus flankierenden Maßnahmen:
„Es muss bei den weiteren Anstrengungen von Shell darum gehen, den
Umbau der Straßendurchführungen zu Brückenkörpern zu beschleunigen
und parallel Prüfmethoden zu entwickeln, um die Integrität der
Mantelrohre bis zum Abschluss dieser Umbaumaßnahmen
sicherzustellen.“ So umfassen seine Empfehlungen zum Beispiel die
verstärkte Kontrolle der Mantelrohre mit Gasspürgeräten, eine
Aktualisierung des weiteren Umbauplans nach den Erkenntnissen aus den
gerade erfolgenden 26 Straßenöffnungen, intensivere Kontrollen von
Straßenbauarbeiten im Bereich von Leitungsdurchführungen und das
Lernen auch aus geringfügigen Leitungsschäden.

Rodenkirchens Bezirksbürgermeister Manfred Giesen sprach auf der
Präsentation für den „Begleitkreis“, der anlässlich der Leckage
vor der Kommunalwahl aus Vertretern von Bürgervereinen und der
Lokalpolitik eingerichtet worden war. Giesen ging mit der Shell als
„Dinosaurier mit guter Zukunftsstrategie“ hart ins Gericht: „Der
Blick nach vorne stimmt bei der Shell, der Blick nach hinten leider
nicht.“ Für den Begleitkreis forderte Giesen eine dauerhafte
Einrichtung. „Nicht hinnehmbar“ sei das Sanierungsende im Jahr
2034. Der Bezirksbürgermeister sieht 2025 als ein akzeptables Ziel.

Der vollständige Bericht der Gutachter ist unter
www.shell.de/rheinlandraffinerie
in der Rubrik „Umwelt und Sicherheit“ veröffentlicht.

Redakteur/in:

Michael Offizier aus Köln

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