Kleingärten sollen weichen
Stadt vertreibt Naturfreunde
„Es ist eine Riesenttäuschung! Wir haben den Garten erst letztes Jahr übernommen und waren überglücklich“, sagt Levent Vural. Ein Schrebergarten war für ihn und seine Frau Ebru ein Traum. Sechs Jahre haben sie darauf gewartet, erst kürzlich konnten sie eine Parzelle im Faßbenderkaul übernehmen. Doch nun soll damit Schluss sein.
von Stephanie Broch
Raderthal. Der Grund für das jähe Ende ihres Gartentraums: Die Stadt hat elf Pächtern im Faßbenderkaul gekündigt. Denn auf dem angrenzenden Grundstück an der Bonner Straße 536 soll gebaut werden. Ein Investor will dort 86 Wohnungen und 130 Studentenappartements errichten.
Dazu möchte er auch eine Fläche nutzen, auf der die Kleingärten liegen. „Wir haben im letzten Jahr so viel Zeit und Mühe in den Garten gesteckt, Berge von zwei Meter hohem Gestrüpp entfernt. Jetzt haben wir angefangen, die Laube zu sanieren, haben an allen Seiten neue, große Fenster eingebaut“, beschreibt Vural. „Ich wollte den Boden austauschen und habe das Parkett schon gekauft.“ Als der Vereinsvorstand den 47-Jährigen über die Kündigung informierte, seien er und seine Frau aus allen Wolken gefallen.
Der Kleingartenverein Köln Süd e.V., der im Faßbenderkaul 89 Gärten hat, will die Kündigungen nicht einfach so hinnehmen. „Wir brauchen dringend Wohnraum in Köln. Aber die Kleingärten sind auch wichtig, für die einzelnen Pächter, aber auch für die Biodiversität und das Klima in der Stadt“, erklärt Vereinssprecher Simon Burger. „Man kann das Bauvorhaben so entwickeln, dass deutlich weniger Gärten vernichtet werden müssen.“
Der Verein, der auch den Kreisverband in die Beratungen einbezieht, hofft auf einen Kompromiss. Noch ist nicht klar, ob die Stadt Ersatzgärten anbieten kann. Vural traurig: „Wir wollten uns hier ein kleines Paradies schaffen, haben schon sehr viel Herzblut reingesteckt und gehofft, hier viele Jahre unsere Sommer - und nicht nur die - verbringen zu können.“
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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