Ohne Werbung keine Kunden
Sürther Geschäftsleute sind unzufrieden mit dem VOS
Sürth - (ks). Man konnte es in den vergangenen Monaten überall lesen –
verkaufsoffene Sonntage stehen in der Diskussion. Während
Geschäftsleute und Kunden verkaufsoffene Sonntag gerne nutzen, sind
Kirchen und die Gewerkschaft Verdi dagegen und versuchen, den Sonntag
für die Angestellten frei zu halten. Man ist bis vor die Gerichte
gezogen, hat Teilerfolge erzielt und die Zahl der verkaufsoffenen
Sonntage reduziert. Die Stadt Köln genehmigt nur eine geringe Anzahl
davon und geht so Konflikten aus dem Weg. Wo welcher offene Sonntag
erlaubt ist, wird oft kurzfristig entschieden, vor allem bei den
Geschäftsleuten und Aktionsgemeinschaften ruft das Unsicherheit
hervor. Man plant langfristig verkaufsoffene Sonntage mit
entsprechenden Aktionen und muss dann kurzfristig erfahren, dass die
Geschäfte geschlossen bleiben müssen. In Sürth gab es jetzt wieder
einen offenen Sonntag – der Kundenzuspruch war allerdings verhalten.
Was denken die Geschäftsleute? Wir haben uns umgehört.
Claudia Quack, Inhaberin des Safran Gewürzbazars, fand die Situation
insgesamt schwierig: „Wir konnten keine Werbung machen, wir wussten
nicht, ob Verdi noch klagt. Als bis Freitag nichts kam, waren wir
unserer Sache erst sicher.“ Die Planung sei viel zu kurzfristig, man
könne so keine Aktionen wie eine Schnitzeljagd durch die Geschäfte
planen, um Kunden in die Läden zu bringen. Auch die Angestellten
müssen kurzfristig planen, der Warenbestand kann nicht vorgehalten
werden. Probleme mit den Angestellten gibt es übrigens nicht, die
kommen gerne an ein paar offenen Sonntagen ins Geschäft. „Sonntags
kommen gerne Familien, die Leute haben Zeit, der persönliche Kontakt
ist viel angenehmer.“ Man will gar nicht viele offene Sonntage,
einen im Sommer und einer zu Weihnachten reiche völlig aus.
Hanna Wurm hält mit ihrem Kollegen Karl Heinz Lutter in der
Buchhandlung Falderstraße die Stellung. „Ehrlich gesagt, heute
läuft nicht viel. Wir konnten keine Werbung machen, hatten Angst,
dass die ganze Sache noch kurzfristig gekippt wird und garnicht mehr
mit dem offenen Sonntag heute gerechnet.“ Gerne würde man Aktionen
machen wie Musik im Laden oder eine Schnitzeljagd, das alles mit viel
Werbung kombiniert, so dass die Leute auch Bescheid wissen. „Heute
haben wir auf die Schnelle ein Kölschfass aufgestellt.“ Auch hier
will man vielleicht zwei offene Sonntage, der zu Weihnachten sei fürs
Geschäft besonders wichtig.
„Nicht so prickelnd“ findet Andreas Wirgos vom Modegeschäft
Feinsinn den offenen Sonntag. „Das Flohmarktpublikum ist nicht unser
Publikum, ich mache aus Solidarität mit.“ Er wünscht sich ein
richtiges Stadtfest, wo es „was Teures zu trinken gibt. Der Anlass
ist falsch, so ist das vertane Mühe.“
Auch Hans Diefenthal vom Wohnsinn hält den Flohmarkt für den
falschen Anlass. „Heute ist nichts los, das war aber schon immer
so.“ Er sieht das ganz entspannt, „das Geschäft lebt von
gleichbleibender Kontinuität.“ Einen weiteren verkaufsoffenen
Sonntag wünscht er sich nicht.
Giusi Mangione vom Kosmetikstudio Hauchzart ist erst seit zwei Jahren
vor Ort. „Das war viel zu kurzfristig, die Menschen wussten das
garnicht.“ So ist der offene Sonntag auch „nicht wirklich
erfolgreich.“ Sie ist noch mit ihrem Team zum Trödel auf den
Marktplatz gegangen, um ein paar Leute einzufangen. „Das nächste
Mal muss einfach mehr geworben werden.“
Marie Bascoul sitzt an ihrem Arbeitsplatz bei Maman de Cologne und
repariert Ketten. „Ich arbeite hier sowieso, von daher macht mir das
nichts.“ Viel verkauft hat sie allerdings nicht, „eine einzige
Kette, wenn ich ehrlich bin.“ Erstaunlich für sie ist, dass
„viele Leute kommen, schauen und dann wieder gehen, ohne zu
kaufen.“ Auch sei es ungeschickt, parallel zur Südstadt die
Geschäfte aufzumachen. „Da läuft eine große Party, das macht den
Leuten doch viel mehr Spaß.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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