Brücken bauen
Willkommensinitiative WiSü unterstützt seit fünf Jahren Geflüchtete
Sürth/ Rodenkirchen - (sb). „Die Vernetzung ist nach wie vor eine große Aufgabe.
Keiner kann alles, aber alles ist da in Köln“, schilderte Monika
Wilke von „WiSü - Willkommen im Rheinbogen e.V.“. Sie gehört zu
den Gründungsmitgliedern der Initiative, die bis 2017 „WiSü –
Willkommen in Sürth“ hieß. Sie ist die größte
Willkommensinitiative im Kölner Süden und gehört zu den ersten
Bewegungen dieser Art in Köln.
„Gleich als Ende 2013 bekannt wurde, dass in Sürth eine
Flüchtlingsunterkunft gebaut werden soll, engagierten sich Bürger,
um die Geflüchteten zu unterstützen“, erzählte Wilke. Man habe
von Beginn an eine Willkommenskultur schaffen wollen, auch als
Reaktion auf eine Info-Veranstaltung in Godorf, bei der Pro Köln
Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht habe, berichtete sie. Man wollte
Brücken bauen zwischen Geflüchteten und anderen
Bevölkerungsgruppen, beschrieben Wilke und Ellen Behnke, die 2014 zur
Initiative stieß.
Schnell schaffte WiSü Strukturen, baute ein großes Netz von
Ehrenamtlern auf und sammelte Ressourcen. Allein für den
Deutschunterricht gab es einen Pool von 120 Freiwilligen. Allerdings
verzögerte sich der Bau der Flüchtlingsunterkunft in Sürth. „So
berieten wir zunächst andere Initiativen“, schilderte Wilke. Um
einen Ort der Begegnung zu schaffen, rief WiSü zusammen mit der
Bürgervereinigung Rodenkirchen im Herbst 2015 das „Café Fuga“ im
katholischen Pfarrheim in der Siegstraße ins Leben. Als im Dezember
2015 die Stadt die Turnhalle in der Mainstraße mit nahezu 200
Geflüchteten belegte, konnte WiSü dank der intensiven Vorarbeit
sofort mit der Arbeit loslegen. Deutschunterricht, Kinderbetreuung,
eine Medizinsprechstunde, eine Welcome-AG, die Ausflüge in die Stadt
organisierte, eine Kunst-AG, Vermittlung von Kleidung und Hilfe bei
Behördengängen, monatliche Treffen im Café Fuga wurden flott
gestemmt. Als 2016 zwei weitere Flüchtlingsunterkünfte in
Rodenkirchen den Betrieb aufnahmen, kümmerte sich WiSü um rund 1.200
Menschen. Bei den Ehrenamtlern kristallisierte sich ein „harter
Kern“ von rund 80 bis 90 Helfern heraus.
Heute leben die meisten dieser Geflüchteten in Privatwohnungen.
„Derzeit betreuen wir noch etwa 20 Familien, rund 60 bis 80
Menschen, und sind noch etwa 50 bis 60 Ehrenamtler“, sagte Behnke.
Nach wie vor sei die Sprachförderung eine wichtige Aufgabe,
allerdings auf einem viel höheren Niveau erläuterte Wilke. 2018
startete WiSü - mittlerweile ein Verein - ein neues Projekt.
„Projekt X“ richtet sich nicht mehr nur an Geflüchtete, sondern
ist als Ort des Kennenlernens und Zusammenkommens für jedes Alter und
alle Kulturen gedacht. „Hier kann sich jeder mit seinen Ideen
einbringen“, schilderten Wilke und Behnke. Es gibt bisher eine
Fahrradwerkstatt, eine Werkstatt für Glaskunst und Hilfe beim
Ausfüllen von Formularen. Gerade auch älteren Bürgern möchte WiSü
Hilfe und Jugendlichen einen Treffpunkt bieten. Die Zusammensetzung
der Ehrenamtler habe sich nicht verändert, es engagierten sich vor
allem Lehrer, Psychologen, Mediziner und Juristen bei WiSü, so
Behnke. „Auch Geflüchtete helfen, wenn zum Beispiel Zelte aufgebaut
werden müssen, ein Gartenhaus gebaut wird oder Zäune zu reparieren
sind“, berichtete Wilke. In diesem Jahr soll in Zollstock eine
Flüchtlingsunterkunft an den Start gehen. Auch hier will WiSü
unterstützen und Brücken bauen zwischen den neuen und den
alteingesessenen Bewohnern des Veedels.
Wer sich für „Projekt X“ interessiert, kann freitags ab 14 Uhr an
der Sürther Straße 189 vorbeikommen oder sich bei WiSü melden unter
info@wisue.de oder bei
Facebook unter „X-WiSü“. Alle sind herzlich willkommen. Das Café
Fuga findet jeden ersten Mittwoch im Monat statt von 15 bis 17.30 Uhr
im Katholischen Pfarrheim „Wabe“ (Siegstraße 56). Kontakt zu Dr.
Ellen Behnke (Telefon 0157/ 36000468) und Monika Wilke (Telefon 0177/
2339633), Email:
info@wisue.de
Der WiSü-Stammtisch ist für Ehrenamtliche und Interessierte und
trifft sich jeden zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Hinger
d’r Heck (Wilhelmsstraße 58).
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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