Basisdemokratisches Du
Zum 40-jährigen veranstaltet Europaschule Ehemaligentreffen
Raderthal/Zollstock - (sb). „Bist du nicht der Robert?", „Dein Nachname fängt
mit L an, warte, sag nichts, lass mich raten!", „Mensch, Susanne,
ewig nicht gesehen!" – Diese und ähnliche Sätze waren in der
Europaschule in Raderthal/ Zollstock oft zu hören. Anlässlich ihres
40-jährigen Bestehens veranstaltete die Gesamtschule ein großes
Ehemaligentreffen. Gleich zu Beginn der Feier um 18 Uhr fanden sich
viele Ehemalige ein. Junge wie Ältere, Schüler wie Lehrer.
Vor allem zu Beginn lagen Aufregung und Neugier in der Luft,
forschende Blicke flogen hin und her, Lachen, Begrüßungen und
Umarmungen überall. „Wir rechnen mit 1.000 Menschen. Alle
Ehemaligen sind eingeladen, wir haben über Plakate in der Umgebung
und den KVB-Bahnen und über unsere Homepage über das Fest
informiert", schilderte Lehrerin Sabine Meier-Schulz. „Wahnsinn, das
ist toll, dass so früh schon so viele da sind! Das habe ich nicht
erwartet", freute sich Susann Fahl, die zum ersten Schülerjahrgang
gehört. „Zum ersten Jahrgang zu gehören, ist noch mal besonders.
Es wurde viel diskusstiert, ob diese neue Schulform sinnvoll ist.
Unsere Lehrer waren alle ganz jung und super motiviert. Wir haben uns
mit ihnen geduzt, alles war am Anfang ziemlich Laissez-faire. Das
änderte sich später", erzählte Fahl und rief ihren ehemaligen
Lehrer Peter Kolbe herbei – natürlich per du.
Kolbe, später stellvertretender Schulleiter, war ebenfalls von Anfang
an dabei. „Das Problem war, dass die Schule mit zwölf Klassen pro
Jahrgang geplant war. So starteten wir auch die ersten beiden Jahre,
aber es wurde schnell klar, dass das einfach viel zu viel Schüler
würden", schilderte er. Einmal habe man den Kindern etwas Besonderes
bieten wollen und sei mit ihnen ins Kino am Ring gefahren. „Zwei
Jahrgänge, 24 Klassen à 30 Schüler. Es waren also über 700 Kinder.
Als wir am Rudolfplatz aus der Straßenbahn stiegen und über die
Straßen mussten, brach erstmal der Verkehr zusammen", erzählte
Kolbe. Im Kino sei nach dem Vorfilm das Chaos ausgebrochen. „Das
Licht ging an, die Eisverkäufer kamen. Zwei Eisverkäufer, und 720
Kinder wollten Eis!", lachte der ehemalige Lehrer. Alle seien aber
wieder wohlbehalten zu Hause angekommen. Schließlich wurde die Schule
auf fünf Züge umgestellt.
Die Gesamtschule Raderthal/ Zollstock ging im Sommer 1976 als vierte
Gesamtschule der Stadt Köln an den Start, mit Hansmartin Hansen als
Schulleiter. „In den ersten Jahren ging es ganz basisdemokratisch
zu, Schüler und Lehrer duzten sich und besprachen gemeinsam, was im
Unterricht – innerhalb eines gewissen Rahmens – gemacht werden
sollte", beschrieb der heutige Schulleiter Christoph Blickberndt.
1994 erhielt die Schule vom Rat den Auftrag, sich als Europaschule
aufzustellen, was die damalige Schulleiterin Dagmar Nägele und ihr
Kollegium erfolgreich umsetzten. Die Einrichtung wurde in
„Europaschule Köln" umbenannt. Das Konzept sieht den Unterricht von
mehr als den üblichen Fremdsprachen und intensiven Austausch mit
anderen Ländern vor. Heute werden an der Europaschule 1.283 Schüler
von 115 Lehrern unterrichtet. „Die Stimmung an der Schule ist sehr
gut, aber das Duzen zwischen Schülern und Lehrern gibt es schon lange
nicht mehr. Das wollten auch die Schüler gar nicht", lachte
Blickberndt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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