Böllerschüsse am Feiertag
An Frohnleichnam ist in Hänscheid das ganze Dorf dabei

Am fast 200 Jahre alten Votivkreuz endete in Hänscheid die Fronleichnamsprozession, an der Messdiener, Pfarrer Erich Linden, Musiker und Bevölkerung teilnahmen. | Foto: Steimel
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  • Am fast 200 Jahre alten Votivkreuz endete in Hänscheid die Fronleichnamsprozession, an der Messdiener, Pfarrer Erich Linden, Musiker und Bevölkerung teilnahmen.
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Hänscheid - Fronleichnam, das Fest der leiblichen Gegenwart Jesu Christi im
Sakrament der Eucharistie feiert die katholische Kirche 60 Tage nach
Ostern. Vielerorts gehen Prozessionen, in einigen Bundesländern ist
dieser Tag gesetzlicher Feiertag. Erstmals wird die Existenz einer
Fronleichnamsprozession dem Bistum Lüttich im Jahre 1246
zugeschrieben. Auf dem Weg der Prozession sind Altäre aufgebaut und
alles ist festlich geschmückt mit Fahnen, Birken und Blumenteppichen.
So auch schon seit vielen Jahrzehnten in dem kleinen Ruppichterother
Ort Hänscheid, der zum Kirchspiel Schönenberg gehört. Aus Tradition
ist hier der ganze Ort eingebunden. Dieser Tag stellt schon immer
etwas ganz Besonderes dar, ist viel mehr als nur ein Feiertag mit
einer Prozession. Er wird von allen Dorfbewohnern so richtig
gelebt.Schon am frühen Morgen, wenn die Schönenberger Kirchenglocken
erstmals läuten, haben die Männer des Dorfes ihre Kanonen und
Katzenköppe aufgebaut. Neben den Kirchenglocken weisen die
Böllerschüsse auf diesen besonderen Tag hin. Die lauten
Böllerschüsse schallen durch das gesamte Bröltal, weit über
Ruppichteroth hinaus.Und jeder weiß sofort, heute geht die
Fronleichnamsprozession nach Hänscheid und es ist Hänscheider
Kirmes.

Ja, Kirmes, sie haben richtig gelesen, heute leider nicht mehr, aber
früher war dort immer eine Minikirmes aufgebaut. Ein Wagen mit
Spielwaren und Süßigkeiten vom Ruppichterother Schausteller Wilhelm
Löbach, im Doorp liebevoll nur „Dr Lustig“ genannt, sowie ein
Karussell und ein Bierpilz. Magdalene Brochhausen (geb. Schmitt)
erinnert sich noch, der Karussellbetreiber motivierte die Kinder, zu
Hause ein Paket Salz zu holen, dafür gäbe es Freifahrten. Das
Karussell hatte noch einen sogenannten „Salzwasseranlasser“. Der
Elektromotor wurde über ein Salzwasserbecken gestartet, die
Elektroden entsprechend eingetaucht. Die Leitfähigkeit des Wassers
wurde mittels Salzzugabe erhöht und das Anfahrverhalten des Karussell
dadurch beeinflusst.

Während die Männer ihre Katzenköppe mit Pulver, Papier und Lehm
stopfen sind die Frauen und Kinder ebenfalls schon so früh aktiv und
schmücken den Prozessionsweg und die Altäre. Jonfried Reintges (83)
erinnert sich an früher, da wurden in der Ortslage insgesamt sechs
Triumphbögen aufgestellt und Girlanden aufgehangen, kleinere Altäre
standen quasi vor jeder Haustüre. Auch heute ist er immer noch mit
Ratschlägen dabei, speziell, wenn es um das Schießen geht. Hier gilt
es, genau dann einen Böller zu zünden, wenn der Pastor mit der
Monstranz - für die Schützen uneinsehbar - den Segen erteilt, heute
über Handy kein Problem mehr. Der Abschlusssegen wird an dem fast 200
Jahre alten Votivkreuz mitten im Ort gespendet. Dieses Kreuz stellt
praktisch das Schmuckstück des gesamten Ortes dar. 2013 wurde es
bereits zum achten Male restauriert und bekam ein Jahr danach ein
Schutzdach. Dies alles arbeiten, die von der Dorfgemeinschaft
finanziert und durchgeführt werden, natürlich mit großzügigen
Spendern, die auch weiterhin gesucht werden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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