Schandfleck in neuem Glanz
Aus einer Telefonzelle wurde ein offener Bücherschrank

Bürgermeister Mario Loskill (v.li.) bei der Freigabe des offenen Bücherschranks mit Christina Ottersbach, Kai Reinl, Ernst Kirchner, Dieter Keuenhof und Werner Schmitt. | Foto: Gemeinde Ruppichteroth
  • Bürgermeister Mario Loskill (v.li.) bei der Freigabe des offenen Bücherschranks mit Christina Ottersbach, Kai Reinl, Ernst Kirchner, Dieter Keuenhof und Werner Schmitt.
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Schönenberg -

Zu neuen Ehren kam die englische Telefonzelle im Jubiläumsjahr am
Longdendale Platz in Schönenberg. Unter Koordination des
Lenkungsteams der Historischen Rheinischen Christophorus-Fahrt konnte
dieses Relikt fachmännisch restauriert und dem neuen Zweck - einem
offenen Bücherschrank für alle - zugeführt werden.

Jahrelang dämmerte die Zelle im Dornröschenschlaf. In Zeiten von
mobiler Kommunikation wurden nach und nach bundesweit die
öffentlichen Telefonzellen abgebaut, weil kein Bedarf mehr vorhanden
war. Davon betroffen war auch die rote Zelle in Schönenberg, die auf
Initiative des damaligen Vorsitzenden des Partnerschaftskommitees
Ruppichteroth/Longdendale, Robert Lehmann, in den 1980er-Jahren ihren
Weg ins Bröltal fand. Schönenberg hatte den Longdendale Platz an der
B478 und dort fand die Zelle auch ihre neue Heimat.

1988 schrieb Lehmann an die British Telecom, die diese Zellen
veräußerte. Geplant war ursprünglich eine sogenannte „K2“ zu
erstehen, die man auch zum Kiosk umfunktionieren konnte. Gemeinsam mit
dem damaligen Vorsitzenden des Bürgervereins Schönenberg, Fritz
Pütz, plante man, den neu gestalteten Longdendale Platz mit solch
einer Originalzelle zu bereichern und vielleicht einen Kiosk darin zu
eröffnen. Das Vorhaben konnte aber so nicht umgesetzt werden. Der
Markt um die „K2“ war leergefegt. 1926 wurde diese von dem
englischen Designer Sir Gil Gilbert Scott entworfen und in einer
Stückzahl von 1702 Zellen produziert. Ruppichteroth erhielt eine
Absage für die K2, viele waren in die USA exportiert worden und die,
die man noch anbieten konnte, in schlechtem Zustand. Dann kam das
Angebot der British Telecom, dass eine Londoner „K6“ käuflich zu
erwerben wäre. Am 18. August 1988 bestellte Robert Lehmann diese,
wenige Wochen später erreichte sie ihre neue Heimat. Im Jahr 1936
designte Scott auch die „K6“. 60.000 wurden produziert,
Schönenberg besitzt eine von 2.072 Zellen, die weltweit noch
existieren. Zum Preis von 250 englischen Pfund wechselte sie damals
den Besitzer.

Zum Schandfleck war die Telefonzelle mittlerweile verkommen. Jetzt
erstrahlt sie wieder in neuem Glanz. Nach umfassenden Recherchen
konnte das Lenkungsteam der Historischen Rheinischen
Christophorus-Fahrt bei einem Restaurator im Süddeutschen - der sich
unter anderem auf die Restauration englischer Telefonzellen
spezialisiert hat - Hinweise auf die Originalfarbe erhalten.
Metallbaumeister Ernst Kirchner aus Ruppichteroth war sofort bereit,
sich dem Anliegen ehrenamtlich anzunehmen, sie zu restaurieren und den
Erhalt der Zelle für unsere Gemeinde zu sichern. Die neuen Fundamente
gossen die Lenkungsteammitglieder Dieter Keuenhof und Stephan Heuser.
Der Bauhof der Gemeinde stellte die Zelle wieder am alten Platz auf.
Ein offener Bücherschrank sollte sie werden und damit eine weitere
Bereicherung für Schönenberg. Der Ruppichterother Tischlermeister
Kai Reinl (Vorsitzender des Schaufensters Ruppichteroth) war sofort
mit im Boot und baute ebenfalls ehrenamtlich die fehlenden Regale ein,
damit die Zelle als Bücherschrank fungieren kann. Für manche
Radfahrer wurde die Telefonzelle zwischenzeitlich ein beliebter Ort,
um den eigenen Drahtesel zu befestigen. Die Kreissparkasse
Ruppichteroth und ihr Leiter Tobias Quadt sponserte sofort einen
entsprechenden Fahrradständer, damit die Telefonzelle geschont
bleibt.

Jetzt übergab Bürgermeister Mario Loskill die Zelle der
Öffentlichkeit im Beisein von Mitgliedern der Lenkungsgruppe und den
Förderern und Unterstützern dieses Projekts. „Mein großer Dank
gilt allen, die geholfen haben, unsere historische Telefonzelle zu
retten“. Darüber hinaus konnte Bürgermeister Mario Loskill die
Schönenbergerin Claudia Winkler zur Betreuung des offenen
Bücherschrankes gewinnen. Sie erklärte sich sofort bereit, sich um
den Bücherschrank zu kümmern, damit er stets attraktiv und gefüllt
bleibt. Jeder, der gut erhaltene Bücher abzugeben hat, kann sich  an
sie wenden unter claudia.winkler@ruppichteroth.de oder 02295-4942.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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