Ruppicherother Pastor online unterwegs
Coronavirus setzt Fantasie in Kraft
Ruppichteroth - In der beschaulichen kleinen Gemeinde Ruppichteroth im östlichen
Rhein Sieg Kreis ist es noch stiller geworden, man könnte sagen, des
Nachts hört man die Tiere in der Nutscheid.
Mit wenigen aktuell bekannten Virusfällen steht die Gemeinde ganz
hinten in der Liste des Kreises. Alle Maßnahmen, die bundesweit
gefordert werden sind auch hier angewendet, sie tragen aber auch zur
Kreativität bei, so aktuell in der katholischen Kirche.
Schauen wir zurück in das Jahr 2014, in Sankt Severin im Ort
Ruppichteroth wurde ein neuer Pastor eingeführt, ein junger Mann, 35
Jahre alt, aus Leverkusen, Christoph Heinzen. Schon damals merkte man,
da kommt ein weltoffener Pastor in die Gemeinde, PC und Smartphone
gehören zu seinem täglichen Handwerkszeug, die digitale Welt ist
seine Welt, natürlich hinter der religiösen.
So dauerte es nicht lange, da meldete sich der WDR an, um einen
Sonntags-gottesdienst aus Sankt Severin im Radio zu übertragen.
Einige Jahre später meldete sich das ZDF und baute seine Ü-Wagen an
Sankt Servatius in Winterscheid auf, der Sonntagsgottesdienst mit
Pastor Heinzen wurde life im Fernsehen übertragen..
Die Frage lag also quasi in der Luft, „was machen wir aus der
Coronakrise um die „Schäfchen“ der Pfarrgemeinde auch in dieser
Zeit zu erreichen“. Die Lösung lag bei Christoph Heinzen schnell
auf der Hand, einen Gottesdienst via Livestream in alle Häuser, quasi
„Gottes Wort, frei Haus“.
In der Pfarrgemeinde lebt Martin Biallas, er arbeitet bei DOMRADIO.de.
Seine Bereitschaft, dieses Projekt zu unterstützen ließ nicht auf
sich warten. Sein Fachwissen, seine Erfahrungen bei
Gottesdienstaufnahmen im Petersdom oder auch im Hohen Dom zu Köln
waren in diesem Fall Gold wert. Hier musste keine Riesenkamera
aufgebaut werden, ein Smartphone, auf einem Stativ vor dem Altar,
verkabelte Mikros bei den beiden Pastören sowie ein I-Pad, fertig war
die Technik.
Pünktlich um 9.30 Uhr sollte zum Sonntagsgottesdienst live geschaltet
werden, da hatte sich doch ein kleiner Teufel eingeschlichen, das Bild
erschien einwandfrei, aber waagerecht. Man musste also nachbessern,
die Einstellung des Smartphones anpassen, danach konnte man mit
20-minütiger Verspätung auf Sendung gehen.
Es war schon etwas gespenstig, etwas abstrakt, die leere Kirche nur
mit Pastor, aber als die Orgel einsetzte wurde dieses Bild musikalisch
überstimmt, bekam sofort etwas Feierliches.
Pastor Heinzen hatte sich dann auch einen sehr aktuellen Predigttext
zurecht gelegt. Zunächst einmal hätte er vor einer Woche nicht daran
gedacht, dass er in dieser Woche in sein Smartphone predigen würde,
gleichzeitig stellte er die Grundsatzfrage, wie kann es sein, dass
Christus nicht mehr der Heilsbringer der Gläubigen ist, dass an diese
Stelle plötzlich Toilettenpapier, Mehl und Nudeln gerückt sind. Er
ist aber überzeugt davon, dass der Normalzustand, den wir gerade
vermissen, wieder zurück kommt und das wir dann den Tag mit einem
„Danke schön“ beginnen sollten, vielleicht der eine oder andere
auch mit einem kleinen Gebet.
Einen Tag später konnte das Extra Blatt noch ein kurzes Interview mit
Heinzen führen, der sichtlich gerührt war zu allem was sich noch
ereignet hatte.
Viele Anrufe, viele WhatsApp Nachrichten und Eintragungen bei Facebook
haben ihn erreicht, viele haben gedankt und kleine Geschichten
erzählt, wie sie den Gottesdienst verfolgt haben. Seine besondere
Freude drückte er mit der Tatsache aus, dass 2.500 Follower binnen 24
Stunden Facebook angeklickt haben.
Motiviert geht er an den nächsten Gottesdienst am kommenden Sonntag
und bereitet innerlich bereits das Osterfest vor, welches ebenfalls
noch verschlossene Kirchentüren haben aber über Internet die
Gläubigen erreichen wird.
Weitere Informationen unter:
www.katholisch-im-broeltal.de
- Wolfgang Steimel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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