Auf jüdischen Spuren
Rundgang erinnerte an die ehemaligen jüdischen Bürger

Alte Bilder von jüdischen Ruppichterothern, die jeweils vor deren Häusern gezeigt wurden, sollten ihr Schicksal mit Gesichtern verbinden. | Foto: Röhrig
  • Alte Bilder von jüdischen Ruppichterothern, die jeweils vor deren Häusern gezeigt wurden, sollten ihr Schicksal mit Gesichtern verbinden.
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Ruppichteroth - „Und dann waren sie plötzlich alle weg“! Mit diesen Worten
beschrieb der heute 91-jährige Heinrich Schöpe als Zeitzeuge die
Ereignisse 1942, als er zusammen mit jüdischen Mitschülern die
evangelische Volksschule in Ruppichteroth besuchte. Damals
verschwanden über 40 Juden, die in Ruppichteroth lebten. Wie Wolfgang
Eilmes beim Rundgang durch Ruppichteroth „Auf jüdischen Spuren“
berichtete, wurden damals 21 von ihnen ermordet, die anderen flohen
über Ecuador und Panama in die USA. Mit der Veranstaltung sollte an
das Schicksal der jüdischen Mitbürger erinnert werden. Eilmes, der
in seinem Werk „Bilderbuch Ruppichteroth“ in einem Kapitel auch
über die Geschichte der Juden schrieb, will noch in diesem Jahr ein
weiteres Buch herausgeben. Bei der Veranstaltung „Auf jüdischen
Spuren“ gab Dr. Claudia Maria Arndt, Kreisarchivdirektorin und
Geschäftsführerin des Fördervereins Landjuden an der Sieg, im
evangelischen Gemeindehaus „Die Arche“ zunächst einen Überblick
über die Geschichte der Juden im Kölner Raum vom Jahr 321 mit der
ersten urkundlichen Erwähnung bis zum dritten Reich. Eilmes führte
dann die Besucher durch den Ort und suchte zwölf Stationen mit
Häusern auf, in denen jüdische Mitbürger damals wohnten. Er selbst
sei im jüdischen Viertel von Ruppichteroth aufgewachsen, sagte Eilmes
und spielte damit darauf an, dass in seinem Elternhaus früher auch
jüdische Mitbürger wohnten. In den vergangenen Wochen spürte er
jetzt zahlreiche alte Bilder von den Juden aus Ruppichteroth auf, die
jetzt passend zu den einzelnen Häusern gezeigt wurden, damit man mit
den Schicksalen auch Gesichter verbinden kann. Zum Schluss wurden auch
die Gefängniszellen neben dem alten Rathaus aufgesucht, in dem am Tag
der Reichskristallnacht am 10. November 1938 fünf jüdische Männer
inhaftiert waren und anschließend ins KZ Dachhausen gebracht worden
waren. Schüler der Ruppichterother Sekundarschule überreichten 240
Euro an Bürgermeister Mario Loskil, die für zwei Stolpersteine im
Ort gedacht sind. Das Geld, das jetzt den Startschuss für die Aktion
Stolpersteine auch in Ruppichteroth geben soll, hatten Schüler der
Klasse 10c nach einem Besuch des KZ in Auschwitz gesammelt. Eilmes
berichtete weiter über sein Erstaunen, als er bei seinen Recherchen
auf einen Film und ein Buch in den USA stieß. Darin schilderten die
geflohenen Ruppichterother Juden, die dem Naziregime entkommen
konnten, ausführlich das Leben der Juden in dem Dorf im Bröltal.

- Harald Röhrig

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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