18 Monate kein Sport
Sanierung der Bröltalhalle ab Ende 2020 kostet 4,4 Millionen Euro
Ruppichteroth - Die Bröltalhalle, die gute Stube der östlichsten Gemeinde im
Rhein-Sieg-Kreis wurde im September 1976 feierlich eingeweiht. Die
Kosten dieser Mehrzweckhalle beliefen sich damals auf umgerechnet
912.656 Euro. Jetzt, nach 50 Jahren, bedarf es einer Sanierung. Es
kursieren Zahlen in der Gemeinde von über vier Millionen Euro. Grund
genug für das Extra-Blatt, sich mit Bürgermeister Mario Loskill zu
unterhalten, um die Sachlage etwas näher zu beleuchten. Sehr gerne
ist Loskill diesem Anliegen gefolgt, ist er doch auch daran
interessiert, mehr Transparenz in dieses Projekt zu bringen.
Herr Loskill, Was ist dran an den ominösen vier Millionen Euro,
die aktuell im Dorf kursieren?
Ja, die Sanierung ist mit 4,4 Millionen Euro beziffert. Ein Abriss
und Neubau wäre nicht billiger geworden, der hätte mindestens das
doppelte, wenn nicht das Dreifache gekostet.
Wie kommt es zu dieser hohen Summe?
Zunächst zur Vorgeschichte: Das Land NRW hat vor längerer Zeit
einen Wettbewerb ausgeschrieben, für Klimaschutzprojekte
Fördermittel zu erlangen. In ein solches Projekt hat das
Ingenieurbüro Ökozentrum NRW aus Hamm die Sanierung der
Bröltalhalle eingepackt. Damit konnte Ruppichteroth bei diesem
Wettbewerb punkten und Fördermittel in Höhe von 2,67 Millionen von
NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart entgegennehmen. Die Halle
sowie das Jugendzentrum werden nun, mit Baubeginn im vierten Quartal
dieses Jahres, energetisch saniert und umgebaut zu einem
„Generationen-Informationszentrum-Klimaschutz“. Nur unter diesem
Aspekt war eine Förderung mit öffentlichen Mitteln in dieser Höhe
möglich. Eine normale Sanierung - die ja auch angestanden hätte -
wäre komplett zu Lasten der Kommune gegangen.
Okay, aber nochmal konkreter. Was genau soll denn gemacht werden,
sodass man auf diese Summe kommt?
Ein nicht unerheblicher Brocken sind hier die Ingenieurleistungen
für die Generalplanung. Angefangen bei den Förderanträgen über
Planungskosten, Baubegleitung sowie Fachplaner für Heizung, Lüftung,
Wärmedämmung etc. Diese Kosten alleine belaufen sich auf über eine
Million Euro. Die Halle wird kernsaniert. das bedeutet Abriss und
Neubau von Decken und Hallenboden, Ersatz derselben sowie Dämmung der
Gebäudehülle (Wände, Dach, Hallenboden inklusiev neuer Sportboden).
Dieses Paket beziffert sich ebenfalls auf über eine Million Euro. Der
Austausch der Außentüren und Fenster inklusive der Installation
einer außenliegenden Abschattung der Glasfront bilden ein weiteres
Paket in Höhe von 595.000 Euro. Die Vorhandene Heizung wird
umgestellt von Erdgas auf Holzpelletkessel, die Hallenheizung selbst
wird umgestellt auf Deckenstrahlheizung. Planerisch sind hierfür
476.000 Euro vorgesehen. Auch die Lüftungsanlage der Halle wird
energetisch überarbeitet und demnächst mit einer
Wärmerückgewinnung betrieben. Die „gute Luft“ hat dann einen
Kostenfaktor von 297.500 Euro. Selbstverständlich wird die komplette
Halleninnenbeleuchtung auf LED Technik umgestellt.
Aber auch außerhalb der Halle wird sich etwas tun, nicht umsonst
heißt das Projekt „Generationen-Informationszentrum Klimaschutz“.
Die der Halle westlich vorgelagerte Wiese wird einbezogen und als
Streuobstweise mit 30 bis 40 lokalen und regionalen Obstgehölzen
bepflanzt. Ebenfalls ist eine sturmresistente Vogelschutzhecke
geplant. Hallenumfeld und Streuobstwiese bieten Platz zur Anlegung
eines Lehrpfades mit neun bis zehn Lehrtafeln zum Thema
lokale/regionale/saisonale Ernährung, Biodiversität, erneuerbare
Energien, Mobilität und Klimawandelanpassung. Im Bereich der
Halle/Streuobstwiese entsteht zudem eine Wasserzisterne, die
überschüssiges Regen- beziehungsweise Dachwasser an Starkregentagen
aufnehmen wird.
An der Halle entstehen 14 überdachte Fahrradstellplätze inklusive
E-Bike-Ladestationen sowie kostenloses W-LAN. Streuobstwiese, Lehrpfad
und Fahrrad-Unterstellplätze beziffern sich zusammen auf 250.000
Euro.
In den geplanten Gesamtkosten sind zusätzliche Maßnahmen außerhalb
des Förderprojektes von rund 400.000 Euro enthalten. Hervorzuheben
sind hier die Sanierung des Kanalhausanschlusses, des Prallschutzes,
der Austausch von Türanlagen (innenliegend), die Erneuerung
verschiedener WC-Einrichtungen und die Erweiterung der vorhandenen
Video-Überwachungsanlage.
Die Bauzeit für dieses Mammutprojekt beträgt 18 Monate und muss auch
zwingend eingehalten werden, da der Stichtag aus Sicht der
Fördermittelvergabe eine Fertigstellung am 30. September 2022
vorsieht. Um darauf auch von Gemeindeseite den größtmöglichen
Einfluss zu nehmen, konnte der im Ruhestand stehende Kämmerer
Heribert Schwamborn auf Minijob-Basis für die Bauzeit gewonnen
werden.
Bezüglich des Nutzungsausfalls für Vereine und Schulen finden
derzeit diverse, intensive Treffen statt. Man arbeitet gemeinsam an
vertretbaren Lösungen unter anderem auch mit Nachbarkommunen.
Besonderes hart treffen wird die zweijährige Hallensperrung den
Turnverein Ruppichteroth. Abteilungsleiter Turnen, Josef Bestgen (88)
ist sehr enttäuscht über die Länge der Bauzeit, hat er doch nach
fast 50 Jahren erstmals wieder Turner, die eine Riesenwelle am Reck
turnen und ein Reckaufbau mit den Bodenverankerungen ist in den
anderen Hallen der Kommune nicht möglich.
Es wird auf jeden Fall für Ruppichteroth eine spannende Geschichte.
Jeder sollte aber Nachsicht haben und auch bereit sein, Kompromisse
einzugehen. Je weniger Störfeuer, desto reibungsloser erledigen sich
die anstehenden Arbeiten, so der Wunsch von Bürgermeister Mario
Loskill.
Ob schließlich Kosten- und Zeitplan eingehalten werden (können),
bleibt spannend abzuwarten. Das Extra-Blatt hat die Maßnahme im Auge.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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