Bröltalhalle bebte
Traditionelles karnevalistisches Winterfest des TV Ruppichteroth
Ruppichteroth - Neue Konzepte, so liest man vom Kölner Festkomitee, sollen den
Sitzungskarneval wieder attraktiver machen, sollen die Redner wieder
in den Vordergrund bringen und die Musikgruppen sollen
Karnevalspartystimmung machen. Solche Gedanken sind in Ruppichteroth
nicht notwendig, werden diese Konzepte doch schon sehr lange und sehr
erfolgreich praktiziert. So auch in diesem Jahr beim 63.
karnevalistischen Winterfest des Turnvereins. Erneut war die
Bröltalhalle schon Wochen vorher ausverkauft. Bemerkenswert, liegt
Ruppichteroth doch weit weg von Karnevalshochburgen und hat nicht mal
einen eigenen Karnevalsverein - wofür auch, wenn man sehr gute eigene
Kräfte hat, die Spitzenleistung abliefern.
So konnte Sitzungspräsident Albert Brummenbaum auch wieder aus dem
Vollen schöpfen, lediglich das Finale wurde mit einem Gast gestaltet,
den Fanfarentrompetern aus Nothberg. Ab selbst diese kommen schon seit
fast 40 Jahren nach Ruppichteroth. Vor diesem krönenden Abschluss
hatte die Ruppichterother Gruppe „Mir zwei, die Zwei“ mit
bekannten kölschen Stimmungsliedern die Karnevalsparty gesanglich
bereits angeheizt und eingeleitet.
Musikalisch dazu gehört auch der Bröltaler Musikverein, der ein
buntes Bild auf der Bühne ablieferte, sowohl im Kostüm als auch in
der Auswahl der Stimmungslieder. Gleich in zwei Auftritten brachten
sie den Saal in Stimmung. Eisbrecher des Abends war einmal mehr Elvira
Mengede alias „Putzfrau Billa Sterzenbach“. Ihr größter
Verehrer, ihr Mann Albert, sitzt in der ersten Reihe, aber selbst er
wird von ihr nicht verschont, wie auch viele andere bekannte Namen aus
dem „Doorp“.
Das fünfstündige Programm war gespickt mit vereinseigenen
Tanzgruppen. Den Anfang machten die Minifunken.
In die Roboterwelt entführten die „Bröltalpänz“ das närrische
Publikum. Mit tollen Bewegungen und artistischen Schlussbildern
ernteten sie stehenden Applaus. Der tänzerische Höhepunkt war der
Auftritt der „Blue Girls“, die schon 46 Jahre das Winterfest
begleiten, natürlich immer wieder mit frischem Nachwuchs. Gleich drei
Trainer studieren tolle, schnelle Schrittfolgen ein und beeindruckende
Hebefiguren - logisch, dass der Saal tobte zur fortgeschrittenen
Stunde. Wenn Präsident Brummenbaum dem Publikum die rote Karte zeigt,
dann ist dies weiß Gott kein Platzverweis aber trotzdem stehen die
Ampeln auf ROT für höchste Ruhe, für Redebeiträge und dies gleich
dreimal an diesem Abend.
Zunächst für die „Zwei echten Kerls“ (Markus Neuber und Arno
Schiefen). Ihr Wirkungskreis war in diesem Jahre die Ortsansässige
Pkw-Werkstatt WMS. Der Inhaber, Hansi Müller - gespielt von Markus
Neuber - hatte so seine Mühen mit der Wagenreparatur und flux hatte
er beim Einstellen der Uhr eine Zeitmaschine in Gang gesetzt. Logisch,
dass Arno Schiefen eingehüllt in Nebel als mittelalterlicher Ritter
auftauchte und sich vorstellte als „Ralfhelm zu Böhmer vom
Scheid“ als Anspielung auf den Präsidenten des Schönenberger
Karnevals, der im Publikum saß. Gekonnte Seitenhiebe verteilten diese
beiden dann auch an „Andreas Manzilius Rostbart vom Unrat“,
spielten damit auf eine „kreative Materialhaltung“ in der kleinen
Ortschaft Ahe an. Versöhnlich stimmten beide dann zum Abschluss ihres
karnevalistischen Schauspiels das Lied „Drink doch ene met“ an.
Ganz still im Saal wurde es, als Kultredner Hans Peter Hohn als
„Döörper Prätscher“ den Saal betrat, in diesem Jahr bereits zum
25. Male. Wie immer hatte er kritisch das Jahr verfolgt,
besserwisserisch natürlich und immer mit der Anmerkung, dass er nie
gefragt wurde, in schönstem Döörper Platt: „Mich frocht jo
keener“.
Er hat die Dreharbeiten im letzten Sommer zum Fernsehfilm beobachtet
und dabei auch den Döörper Brad Pitt (et Schmitz Pitterchen)
erkannt. Ganz schlimm sind ihm wieder die Phantom-Politessen der
Gemeinde aufgestoßen, die Law-And-Order-Gang. So forderte er auch im
Zuge dessen den sofortigen Dexit (Doorp exit) für das Golddorf.
Ruppichteroth habe alles, was man braucht, Huwil-Center, Supermärkte,
Ärzte, Bank, Sparkasse und Kneipen und nach der Einführung des Dexit
wären dann auch Grund- und Gewerbesteuererhöhungen ad Acta gelegt
sowie die täglichen Knöllchen der erwähnten Politessen.
Bezüglich schnellem Internet hatte der Prätscher sich auch in der
Gemeinde umgesehen und bisher nirgends einen Bagger gesichtet, er riet
Bürgermeister Loskill den alten Tressor der Raiffeisenbank zu
übernehmen und dort das schnelle Internet einzuschließen, bevor es
weg läuft.
Der dritte Redebeitrag war dann schon ein kleines Theaterstück auf
sehr hohem Niveau. Alles drehte sich ums Rathaus und Bürgermeister
Loskill, gespielt von Christian Willach. Er hatte ein Seminar besucht
zum Thema: „Schmarte Verwaltung“. Dieses Wissen wollte er gezielt
weiter geben, gleichzeitig prüfen, wo steht eigentlich meine
Gemeinde. Dabei stieß er aber immer wieder auf Überraschungen und
natürlich bekannte Personen aus dem Rathaus und aus dem öffentlichen
Leben. Sei nur erwähnt, das die Mitarbeiter der Gemeindewerke nicht
auffindbar waren, da sie bei den Stadtwerken Aachen zu einem Seminar
„W-Lan-Kabel verlegen 4.0“ unterwegs waren.
Es ist beeindruckend, was der Elferrat in jedem Jahr leistet, er
reißt auf jeden Fall die Zuschauer immer wieder von den Sitzen. Das
erneut gelungene Fest hielt noch viele Besucher bis in die frühen
Morgenstunden in der Bröltalhalle fest.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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