"Tante Emma" heißt in Wolsdorf "Kirsten May"
Beliebt sind die Mettbrötchen
Siegburg - Wie ist es möglich, dass sich ein kleiner Tante-Emma-Laden heutzutage
gegen die Großmacht der Supermärkte behaupten kann? Das zeigt das
Ehepaar May im Stadtteil Wolsdorf mit seinem gerade mal 20
Quadratmeter großen „WolsDorfladen“.
Um es gleich vorweg zu sagen, so was geht nur mit einer Riesenportion
Idealismus. Denn Kirsten May (48), die als Angestellte ihres Mannes
Thomas dort täglich ihre Frau steht, kann mitunter nicht wirklich
sicher sein, ob sie mit ihrem Verdienst auch tatsächlich über dem
Mindestlohn liegt. Der Job macht ihr aber großen Spaß. Ab und zu
erhält sie aber auch Unterstützung von ihrem Mann Thomas (52).
Die Gespräche und Kontakte mit den Kunden sorgen für viel
Atmosphäre. „Daraus sind auch schon gute Freundschaften
entstanden“, berichtet Kirsten May. An dem kleinen Tisch im Laden
haben zum Beispiel schon acht Kunden gesessen, natürlich vor Corona.
Vor allem ältere Wolsdorfer trafen sich dort zu einem Smaltalk. Im
WolsDorfladen, der allerdings nur montags bis freitags von 6 bis 13
Uhr sowie samstags von 7 bis 11 Uhr geöffnet ist, erhält man alles
für den täglichen Bedarf. Und dazu auch noch belegte Brötchen, die
Kirsten May frisch und liebevoll zubereitet, oder fertige Schnitzel.
Die Brötchen sind der Renner in dem kleinen Geschäft. Besonders
beliebt sind die Mettbrötchen oder die mit Thunfischcreme. 150 bis
300 Semmel gehen hier täglich über die Theke, und rund 80 Prozent
davon werden belegt.
Kirsten May kehrte nach Jahren in Bonn zurück nach Siegburg, wo sie
in dem Geschäft schon als Kind bei den Eltern an der Kasse gestanden
hatte. Angeboten werden dort heute viele Lebensmittel, die längere
Zeit haltbar sind. Frische gibt es neben den Semmeln nur an der Wurst
und Käsetheke. Die Wurstwaren beziehen Mays von einer Kölner
Traditions-Metzgerei, die Brötchen natürlich von einer Siegburger
Bäckerei. Zum Angebot gehören außerdem Marmeladen und Kaffee,
frische Eier vom Bauernhof, Nudeln, Getränke, Wein, verschiedene
Konserven, Zeitungen und Süßigkeiten sowie so manches, was die
Kunden beim Einkaufen in den Supermärkten vergessen haben. Seit
einiger Zeit haben Mays auch noch eine Annahme- und Ausgabestelle der
DHL übernommen. Briefmarken kann man hier ebenso wie Müllsäcke der
RSAG erstehen. Natürlich sind die Preise etwas höher als beim
Discounter.
Bei der Miete können Mays etwas einsparen, weil das Geschäft seit
1930 im Familienbesitz ist, von den Großeltern gegründet wurde und
sie nur Miete an die Geschwister zahlen müssen. Zum siebenjährigen
Bestehen des Ladens gab es jetzt eine kleine Aufmerksamkeit für alle
Kunden.
Privat engagieren sich die Eheleute vor allem im Karneval. Thomas May
ist Präsident der Karnevalskomitees Wolsdorf, und seine Frau kümmert
sich unter anderem um die Kindersitzungen.
- Harald Röhrig
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.