„Verteilen statt Wegwerfen“
Bürgerbudget finanziert Kosten des „Umsonstlädchens“ für drei Jahre
Siegburg. „Mittlerweile ist den Siegburgern der Begriff Bürgerbudget geläufig“, äußerte Bürgermeister Stefan Rosemann bei der Präsentation der nächsten Maßnahme, die durch die Abstimmung der Bevölkerung ins Rollen kam. Da nämlich hatten die Siegburger im letzten Jahr die Möglichkeit, frei über 50.000 Euro aus dem Haushalt zu verfügen, um sie auf diverse Projekte im Stadtgebiet zu verteilen. Dazu gehörte auch die Finanzierung des „Foodsharing-Fairteilers“ im Siegburger Unverpackt-Laden, Kaiserstraße 57. Der kleine Raum, aktuell liebevoll betitelt unter dem Namen „Umsonstlädchen“, konnte in dem Geschäft nicht sinnvoll genutzt werden. „Der war weder als Verkaufsraum noch als Lager geeignet“, erläuterte Dominique Clijsters vom Unverpackt-Team. Schnell entstand die Idee, diesen Platz als Fairteiler-Station zu nutzen, wo sich jeder Siegburger an kostenlosen Lebensmitteln bedienen kann. Ganz nach dem Prinzip „Verteilen statt Wegwerfen“ sammeln ehrenamtliche „Foodsafer“ in der Kreisstadt das ein, was sonst im Müll landen würde. „Wir haben momentan 66 aktive von 97 registrierten Foodsafern, sowie neun Kooperationspartner, im Bezirk Siegburg“, berichten die Botschafterinnen der Food-sharing-Community Claudia und Martina Müller. Die Damen sind weder verwandt noch verschwägert, haben jedoch einen optimalen Überblick über die Aktivitäten vor Ort. Aber nicht nur die angemeldeten Engagierten, ebenso Kunden und Privatpersonen befüllen das Regal.
„Verliert man nicht die Anonymität, wenn man sich bei euch bedient?“, fragt Bürgermeister Stefan Rosemann. Das kann Dominique Clijsters allerdings entkräften: „Hier decken sich nicht nur Bedürftige ein, sondern es nehmen sich auch schon mal ganz normale Kunden etwas mit, was sie gerade benötigen.“ Der Vorteil ist, dass die Ware nicht wie an anderen Stationen unkontrolliert an der Straße zu finden ist. Manche Menschen machen sich beim Foodsharing Sorgen um die Hygiene, doch hier in der Kaiserstraße wird selbstverständlich alles regelmäßig gereinigt und im Auge behalten, was reinkommt. „Wünschenswert wäre natürlich noch ein Kühlschrank.“ Manche Ware kann zwar kurzzeitig aufbewahrt werden, doch in den Sommermonaten schafft das Probleme. Für die nächsten drei Jahre werden mit 5.600 Euro jährlich Miet- und Nebenkosten für das Umsonstlädchen aus den Mitteln des Bürgerbudgets übernommen. Insgesamt ist das Projekt ein großartiger Beitrag zur Abfallvermeidung und Lebensmittelrettung. Claudia und Martina Müller hoffen, dass dies auch als Vorbild für andere Einzelhändler dient, die vielleicht eine Ecke in ihren Geschäften als Fairteiler zur Verfügung stellen könnten.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Dirk Woiciech aus Siegburg |
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