"Ihre Innenstadt ist Ihre Visitenkarte"
Das hohe Niveau für die Zukunft halten
Siegburg - Ausführliche Präsentation des Siegburger Einzelhandelsgutachten
„Wir haben ein gemeinsames Ziel. Wir wollen die Stadt als zentrales
Versorgungszentrum für die Region beibehalten.“ Mit diesen Worten
umriss Bürgermeister Franz Huhn in seiner Begrüßung schon die
Marschrichtung, in die Stefan Kruse Geschäftsführer der
Städteforschungs- und Planungsagentur, bei der Präsentation des
neuen Siegburger Einzelhandelsgutachten gehen sollte. Aufgrund der
Corona-Bestimmungen war die Aula des Gymnasiums Alleestraße zwar
nicht voll, jedoch gut besetzt.
Zahlreiche Interessierte verfolgten die Ausführung des Experten, die
eine Fortschreibung der Analysen von 2009 und 2012 dokumentierte.
„Es handelt sich hierbei nicht um die Lösung aller Probleme,
vielmehr eher um ein langfristig angelegtes Steuerungskonzept“, so
Stefan Kruse. In seinem Vortrag erläuterte er detailliert, dass
Siegburg mit einer guten Ausgangslage und hoher Qualität in der
Angebotsstruktur hervorragend aufgestellt ist. „Immer wieder gibt es
Veränderungswellen, wie eben durch Corona. Das erfordert zwar
Anpassung, bedeutet aber nicht den Tod der Innenstädte.“
Das Gutachten wurde bereits im Februar der Verwaltung vorgelegt und
beinhaltet daher nicht die Monate des „Shutdowns“. Hier müsste im
Nachhinein diese Zeit näher unter die Lupe genommen werden. Im
Einzelnen beleuchtete die Analyse die Lage in der Region, die
Wettbewerbssituation mit den Nachbarkommunen, die
einzelhandelsrelevante Kaufkraft, das Verkaufsflächenangebot, die
räumliche Verteilung innerhalb der Stadt, Angebotsschwerpunkte und
wohnortsnahe Grundversorgung.
„Gerade bei der Ausstattung an Einzelhandelsbetrieben und
Gesamtverkaufsfläche zeigt die Stadt eine überdurchschnittliche
Größe.“ Anhand von Kennzahlen ließ sich ausmachen, dass
gegenüber vergleichbaren Städten in der Kreisstadt nicht nur jeder
Betrieb ausgedehnte Verkaufsflächen vorweisen kann, sondern auch pro
Einwohner mehr zur Verfügung stehen. Das sind 2,7 Quadratmeter
Verkaufsfläche je Bürger, im Vergleich zu 1,4 im Bundesdurchschnitt.
Siegburgs Innenstadt zeichnet sich des Weiteren durch eine hohe
Nutzungsdichte mit einer Mischung aus Einzelhandel, Dienstleistung und
Gastronomie, Wohnen sowie öffentlichen Einrichtungen aus. Zusätzlich
setzt man auf sortimentsspezifische Schwerpunkte in den Bereichen
Bau-und Gartenmarkt, Nahrungs- und Genussmittel, sowie Bekleidung.
„Ihre Innenstadt ist ihre Visitenkarte. In den meisten Fällen ist
man hier überdurchschnittlich aufgestellt – wir haben in der
Untersuchung nur Möbel ausgeklammert, weil diese sich besser auf der
grünen Wiese verkaufen lassen. Und davon gibt es in der Region
ebenfalls genügend Angebote.“ Aber auch in den anderen Stadtteilen
ähneln sich die Konstellationen. Ob das Nahversorgungszentrum
Brückberg, die Geschäfte in Kaldauen oder auf dem Stallberg,
überall sieht es gut aus. „Wir kaufen ja nicht nur mit dem Auto
ein. Die Rollator-Reichweite spielt außerdem eine große Rolle.“
Auch hier kann die Stadt bei der fußläufigen Erreichbarkeit punkten.
Selbst bei der Erhebung im Bereich Online-Handel wird ein positives
Resümee gezogen. 75 Prozent aller Betriebe haben einen
Internetauftritt, doch nur 34 Prozent einen eigenen Online-Shop.
„Diesbezüglich könnte man überlegen, ob das nicht ein guter
Absatzweg für die Zukunft ist.“ Zum Thema Leerstände fasst sich
der Fachmann kurz: „Sie haben kein Leerstandsproblem, war es nicht
und ist es auch jetzt nicht.“ Gerade auf diesem Sektor zeigt die
Wirtschaftsförderung der Stadt starke Aktivität und hat einen guten
Überblick, welche Flächen zur Verfügung stehen und welche bereits
schon vermietet sind. Insgesamt fällt das Einzelhandelsgutachten sehr
positiv aus, was wichtig ist, um weitere Investoren für die Stadt zu
gewinnen. Darüber hinaus informierte Bürgermeister Franz Huhn, dass
in die Pareto-Projekte Allianzparkplatz und Goldberggelände zeitnah
Bewegung kommt. Bereits im September könnten die Bauanträge auf dem
Tisch liegen.
Stefan Kruse gab am Ende seines Vortrags den Menschen eine wesentliche
Botschaft mit auf den Weg: „Es geht darum, das Niveau zu halten und
für die Zukunft nur an kleinen Schräubchen zu drehen. Siegburg
besitzt eine gute Ausgangssituation, aber man braucht auch nicht
Entwicklungen um jeden Preis.“ Jetzt kommt es auf die Ideen von
Einzelhändlern, Eigentümern und Bürgen an, die Stadt zu
stabilisieren und auf dem starken Fundament aufzubauen.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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