Günter Krengel
Den Karneval in besonderer Weise geprägt
Siegburg - „Tradition - gut und schön, aber auf unsere Zeit angepasst“,
hieß stets das Credo von Günter Krengel. Als Präsident des
Siegburger Karnevalskomitees ist der 65-Jährige, in Bezug auf die
hiesige Karnevalsgeschichte, eine Institution. In der letzten Session
kündigte er an, aus gesundheitlichen Gründen in die zweite Reihe zu
treten. „Im Prinzip habe ich alle Ziele, die möglich waren,
erreicht. Mir ging es immer darum, gemeinsam mit den Vereinen einen
vernünftigen Karneval in Siegburg zu präsentieren.“
Als kleiner Junge hatte Krengel nicht viel mit dem jecken Treiben am
Hut. Sein Elternhaus stand in der Cecilienstraße, wo sich heute das
große Kaufhof-Parkhaus befindet. „In dieser Zeit spielten wir viel
Fußball. Um uns herum lagen jede Menge Plätze und Gärten, und am
Tag kamen mal drei Autos vorbei“, erinnert er sich an die 1950er
Jahre. Natürlich ging er auch als Kind zum Karnevalszug, der schon
damals eine beachtliche Länge bildete und stundenlang vorbeizog. Doch
verflogen Jahre, bis der organisierte Karneval in den Mittelpunkt
seines Lebens trat, denn das Kicken lag ihm mehr am Herzen.
Dennoch nutzte er mit Freunden regelmäßig die Tage des
Straßenkarnevals. „Wir starteten schon mittwochs vor
Weiberfastnacht in Birk, und waren dann eine Woche lang ‚auf
Jück‘. Erst dienstags in der Lachenden Sporthalle in Köln hörten
wir auf.“
Der ausschlagge-bende Moment trug sich erst 1985 beim Kaldauer Zug zu.
Am Bus der relativ jungen Karnevalsgesellschaft „Siegburger
Musketiere“ kam man bei ein paar Bierchen ins Gespräch. Sein
Engagement begann und so wurde er 1988 zunächst Schriftführer und
1990 erster Vorsitzender des Vereins, dem er bis 2000 treu blieb. In
der Session 1999/2000 führte er als Prinz Günter III., zusammen mit
seiner Frau Beatrix I., selbst die Jecken in der Kreisstadt an.
Legendär ist die Vereinbarung, die er mit dem damaligen
Komiteepräsidenten Günther Schenk auf einem Bierdeckel schloss.
Allerdings starb dieser zu Beginn der Session, so dass das Prinzenpaar
„schalten und walten konnte“, wie sie wollten.
Sie hatten ohnehin vor, so manches anders zu machen. „Bei den
Ornaten ist damals jedoch ein Fehler passiert. Das Kleid der
Siegburgia war Rot anstatt Blau. Es entstand ein Foto, das wir
Günther Schenk als Gag zeigten. Wir sagten ihm, die Farbe könne
ruhig bleiben, was er gar nicht so toll fand“, kommt Günter Krengel
die Anekdote in den Sinn.
Ferner erinnert er sich noch genau daran, was ihn als Karnevalsregent
am meisten ärgerte: „Bei der Proklamation wurde der alte Prinz
verabschiedet, der sich zeitgleich auf der Bühne aufhielt - was für
ein Quatsch. Das führt im schlimmsten Fall dazu, dass der alte dem
neuen Prinz vielleicht die Show stiehlt. Das gehörte zum ersten, was
ich als Präsident änderte.“
Nach dem Tod von Günther Schenk übernahm Monika Füßer das Amt der
Vorsitzenden, starb aber selbst ein Jahr später, so dass Günter
Krengel, nachdem er 2000 als Geschäftsführer in das Siegburger
Karnevalskomitee einstieg, 2001 als Präsident folgte. „Bis heute
ist die Arbeit stetig gewachsen. Ich habe fünf Ordner übernommen,
heute sind es drei Schränke voll. Wäre ich nicht selbstständig
gewesen, hätte ich das gar nicht bewältigen können.“
Auch wenn das Komitee mit seinen 16 angeschlossenen Vereinen von einer
kleinen sechsköpfigen Gruppe geführt wird, ist es doch
unverzichtbar. Die Zeit von Krengel prägten viele Neuerungen, die
heute ein wichtiger Teil des Karnevals sind: „Ich sorgte ebenfalls
dafür, dass es ein offizielles Kinderprinzenpaar gibt. Die Wolsdorfer
konnten nun den Nachwuchs in allen Kindergärten und Schulen
suchen.“
Die schönsten Erinnerungen besitzt Günter Krengel an das
Jubiläumsjahr des Vereins. 2011 wurde nicht nur mit einer „Kölsch
Meß“ in Stankt Servatius, einem grandiosen karnevalistischen
Zapfenstreich auf dem Marktplatz und zwei großen Ausstellungen in der
Kreissparkasse und im Kreishaus gefeiert, sondern man brachte
zusätzlich ein Buch über 150 Jahre Siegburger Karneval heraus. Dr.
Claudia Arndt und Claudia Hess arbeiteten über zwei Jahre an diesem
Werk, das zunächst 200 Seiten füllen sollte. „Letztendlich wurden
es 400. Pünktlich zu Silvester 2010 war das Buch fertig.“
Natürlich gab es auch schwere Stunden in all den Jahren. An die
Diskussionen um Karnevalssitzungen im November mag er nicht gerne
denken. „Es existiert ein Beschluss der Vereine, der dies
ausschließt. Es geht hier in erster Linie um die Tatsache, dass so
dem närrischen Regenten, der erst im Januar proklamiert wird, viele
Auftritte weggenommen werden können. Es ist ohnehin stets schwer, ein
Prinzenpaar zu finden.“ Abgesehen davon, hat sich aber die
Zusammenarbeit der Karnevalisten in den 16 Jahren seiner Amtszeit
unheimlich verbessert. „Früher gab es immer viel Knieß, den gibt
es seit einigen Jahren nicht mehr“, weiß Krengel. Ein großer
Höhepunkt bildete die letzte Proklamation mit über 1.000 Jecken.
Eigentlich wollte Günter Krengel noch vier Jahre als Präsident
weitermachen, doch sein Arzt und seine Frau empfahlen ihm, kürzer zu
treten: „Ich bin nicht aus der Welt. Mich kann man jederzeit fragen,
wenn Probleme auftauchen.“ Für seinen Nachfolger hält er noch
einen Rat parat: „Sich nicht verbiegen lassen und auf andere
zugehen.“
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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