Krise trifft vor allem die Armen
Echte Angst um die Versorgung

Siegburg - Die Schwierigkeiten der Krise trifft vor allen Dingen die ärmere
Bevölkerung

Der Ausbruch von „Covid19“ und die Einschränkungen im
gesellschaftlichen Leben treffen jeden hart, ganz gleich ob Handel,
Gastronomie oder Dienstleistung. Soziale Einrichtungen leiden ebenso
unter der Krisensituation, wie auch die Tourismusbranche oder
Einzelhändler. Das Pfandleihhaus Bode in der Holzgasse wurde
gleichfalls von den plötzlichen Maßnahmen überrascht. „Ich musste
mein Geschäft schließen“, erläuterte Nikolaus Bode. „Dabei habe
ich eine Bankzulassung und bin offizieller Finanzdienstleister. Wie
sollen die Menschen, die auf der Bank kein Geld mehr bekommen,
versorgt werden. Gerade jetzt sind Kurzarbeiter, Kellner oder
Putzfrauen besonders betroffen. Darüber hinaus wäre hier noch zu
erwähnen, dass wir das einzige Pfandleihhaus im Rhein-Sieg-Kreis
sind.“ Des Weiteren ist das Unternehmen Anlaufstelle für Menschen,
die ihr Geld sicher ins Ausland schicken wollen. „Es gibt Bürger,
die ihre Verwandten in dieser harten Zeit finanziell unterstützen.“
Nach einigen Tagen erhielt das Pfandleihhaus von der Stadt Siegburg
die Rückmeldung, dass das Geschäft für die Öffentlichkeit wieder
zugängig ist, allerdings ohne den gewöhnlichen Schmuckverkauf. Um
dem Sicherheitsstandard aufgrund der aktuellen Gegebenheiten gerecht
zu werden, ergriff die Belegschaft die entsprechenden Vorkehrungen, um
Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Neben einer Trennscheibe am
Tresen kennzeichnen Markierungen am Boden den nötigen Abstand. Die
Bereitstellung von Desinfektionsmitteln ist zum selbstverständlichen
Ritual geworden.

Zum ersten April kam jedoch das Ordnungsamt Siegburg ins Haus und
übergab eine Verfügung, wonach das Pfandgeschäft als Einzelhandel
einzuordnen ist und deswegen zu schließen habe. Das Bemerkenswerte
ist jedoch, dass ein Pfandhaus ein Finanzdienstleistungsbetrieb
darstellt und die Bürger mit Barmittel versorgt, wie eine Bank.
Während die Pfandhäuser in Bonn und Köln bleiben offen, bleibt bei
Nikolaus Bode alles zu.
„In Siegburg funktioniert nichts. Dem Siegburg Ordnungsamt ist es
egal, wie Bürger sich Bargeld geschaffen können, die dazu keine Bank
nutzen können. Wie stellt sich die Stadt Siegburg und auch das
Ministerium vor, wie Mitbürger ohne Möglichkeit einer Bank an
Bargeld kommen? Auch einen Schalter mittels einer Schublade wird nicht
genehmigt. „Wir können nicht verstehen, wieso eine Öffnung mittels
eines Drive-In-Schalters, etwa über eine Schablade, ebenso nicht
zulässig ist. Hierbei bestände absolut kein Kontakt zu Dritten“,
so der Inhaber.

Auch beim SKM, dem Katholischen Verein für soziale Dienste im
Rhein-Sieg-Kreis, macht sich immense Besorgnis breit. Letztendlich
mussten die vom SKM geführten Tafeln allesamt schließen, da die
meisten Ehrenamtlichen zur Risikogruppe gehören. „Viele Mitarbeiter
haben derzeit mit gravierenden Befürchtungen zu kämpfen. Wir haben
nach einer Möglichkeit gesucht, zu helfen und gleichzeitig Kontakte
so gering wie möglich zu halten. So haben wir die allgemeine
Sozialberatung ausgeweitet. Sie ist täglich von 9 bis 12 Uhr unter
177850 oder 177814 erreichbar. Dort klären wir eventuell bestehende
Ansprüche und helfen auch mit Lebensmittelgutscheinen.“

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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