Im Gedenken an den 23. März 1945
Enthüllung in Erinnerung an den Tod von 19 Zwangs ...
Kaldauen - „Da die Zeitzeugen immer weniger werden, müssen wir uns andere Wege
und Instrumente der Erinnerungskultur überlegen“, ließ
Bürgermeister Stefan Rosemann bei der Enthüllung der Kaldauer
Gedenktafel mit einfließen.
Anlässlich des 950. Geburtstages dieses Ortsteils etablierte die
Stadt eine Stele, die an den schicksalhaften Angriff vom 23. März
1945 erinnert. Damals wurden Zwangsarbeiter auf dem Weg von Köln nach
Neunkirchen von US-Soldaten beschossen, weil die von einer deutschen
Truppenbewegung ausgingen. An dem Morgen fanden 19 Frauen und Männer
einen fürchterlichen Tod. „Sie wiesen grauenhafte Verletzungen
auf“, beschrieb es Heimatforscher Ulrich Tondar, der durch seine
Recherche diesen schrecklichen Moment kurz vor Kriegsende
rekonstruierte. „Ich griff das Thema schon vor 30 Jahren in einem
Pfarrbrief auf, hatte aber nicht die Motivation dem nachzugehen.“
Derzeit gestaltet es sich schwierig, Einheimische zu finden, denen das
Ereignis noch präsent ist. „Es gibt viele, die wussten überhaupt
nichts davon – ihnen waren die Tatsachen völlig unbekannt, obwohl
sie das vom Alter her eigentlich miterlebt haben müssten.“
An Katharina Schmidt, den „Engel von Kaldauen“ hingegen können
sich noch etliche erinnern. Die Krankenschwester setzte sich bei dem
Unglück sofort ein und gehörte zu den Helfern, die sich um die
Schwerverletzten kümmerten.
Die 19 Menschen, deren Namen und Nationalitäten nicht bekannt sind,
gelangten nach zwei Umbettungen zur letzten Ruhe auf dem
Soldatenfriedhof in Ittenbach.
Die Gedenktafel, die an der Blumenwiese der Bürgergemeinschaft
Kaldauen, gegenüber der Hauptstraße 100, die Blicke auf sich zieht,
macht ebenfalls auf das Schicksal von über 3.000 Frauen und Männern
aufmerksam, die in Siegburg unter menschenunwürdigen Bedingungen als
Zwangsarbeiter unter dem nationalistischen Regime zu leiden hatten.
Den Blickfang bildet darüber hinaus eine stimmungsvolle Zeichnung,
die 2015 Schüler des Anno-Gymnasiums, im Rahmen des Religionskurses
von Schulpfarrerin Annette Hirzel, schufen.
Stadtarchivar Jan Gerull erläuterte zusätzlich, dass dies die zweite
Stele nach der Humperdinck-Tafel am Michaelsberg sei. Weitere, etwa am
Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz, sollen in unregelmäßigen
Abständen folgen. Das Rahmendesign, das Erik de Corné entwarf, wird
für jede Station übernommen.
„Hier ist heute ein Ort der Erinnerung geschaffen worden“, so
Stefan Rosemann. Ohne Zweifel lässt sich an der Gedenktafel, im
Schatten des Baumes, ein Moment der Ruhe einfangen. Die Stadt
erneuerte bei dieser Gelegenheit gleich die Sitzbretter der Bank,
legte einen Weg an und versetzte die Mülltonne, so dass man hier nun
in aller Gemütlichkeit verweilen kann.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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