Jugendhilfeausschuss pro Eisenbahnwaggons
Entscheidung liegt jetzt beim Stadtrat…

Am Stand auf dem Marktplatz informierten die Befürworter des Jugendzentrums über eine alternative Aufstellung der Eisenbahnwaggons. Foto: Woiciech | Foto: Woiciech
  • Am Stand auf dem Marktplatz informierten die Befürworter des Jugendzentrums über eine alternative Aufstellung der Eisenbahnwaggons. Foto: Woiciech
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Mit der Empfehlung, das Projekt „Bahnhof Brückberg“ wieder aufzunehmen und wie geplant umzusetzen, ging die Debatte im „Jugendhilfeausschuss“ zu Ende. Sieben Stimmen dafür, sechs dagegen, sowie eine Enthaltung war das Ergebnis einer intensiven inhaltlichen Beratung.

In der Regel sind die Vertreter der Freien Träger in diesem Ausschuss meistens einer Meinung, doch das Etablieren eines Jugendzentrums in Eisenbahnwaggons spaltete auch hier die Beteiligten.

Sonja Boddenberg, Leiterin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt, präsentierte eine Alternativplanung mit geänderter Aufstellungskonzeption, die neben der Laufbahn genauso die Seilrutsche und das Kleinspielfeld unangetastet lassen. Zudem wurde aufgezeigt, dass diese Variante als eine Abschirmung zu den anliegenden Häusern funktioniert und den Lärmpegel reduziert.

Hauptaspekt ist jedoch, den Kindern und Jugendlichen eine selbstbestimmende Perspektive zu ermöglichen. „Wir wollen Jugendliche ansprechen und zusammenbekommen – die kriege ich nicht in irgendwelche Räume von Schulen oder Kirchen, wo sie nicht mitgestalten können“, so Sonja Boddenberg.

Anna Diegler-Mai von der CDU verweist auf das von ihrer Partei und Grüne veröffentlichte Positionspapier, welches eine vorübergehende Bauwagen-Lösung, unterstützt von einem weiteren mobilen Angebot, rechtfertigt, bis feste Räumlichkeiten gefunden werden: „Wir wollten von unserer Konzeption her etwas mit den Jugendlichen erarbeiten, was sich ebenfalls auf die Dauer anpassen kann.“ Anna Diegler-Mai stellte darüber hinaus klar, dass man den Bedarf auf dem Brückberg erst einmal „erproben“ müsse. „Wir sind überhaupt nicht gegen Eisenbahnwaggons, aber an der Stelle ist es nicht bedarfsgerecht, weil dort viel weniger Jugendliche wohnen als in anderen Stadtteilen.“

Von dieser Aussage distanziert sich der Brückberger Nachwuchs, der am darauffolgenden Samstag am Stand der „Initiative Pro Jugend- & Quartierarbeit Brückberg“ auf dem Siegburger Marktplatz seinen Zuspruch für die Eisenbahnwagen bekräftigte. Hier standen außerdem Vertreter diverser Verbände, wie etwa Kinderschutzbund oder Arbeiterwohlfahrt Rede und Antwort.

„Man kann den Jugendlichen doch nicht vorschreiben, was sie machen möchten“, erläuterte Birgit Elbe-Lange vom Kinderschutzbund Siegburg.

Allerdings wurde im Jugendhilfeausschuss auch wieder der „Angstmacher“ des selbstverwalteten Jugendzentrums (SJZ) eingebracht. Petra Schönlau von der CDU glaubt, dass die „Brückberger Angst und Schrecken bekommen, wenn so etwas wie ein SJZ in Eisenbahnwaggons“ entsteht. Der bisherige Entwicklungsstand, an dem die Jugendlichen bis Dezember gearbeitet haben, wird  als „unausgegoren“ abgewertet. Obendrein tat man so, als ob man von Details, die seit dem Bürgerabend im Juni 2022 bekannt wurden, beispielsweise Angebote für verschiedene Altersgruppen, die unter Betreuung von sozialpädagogischen Fachkräften stattfinden, nie gehört hätte. Wer sich mit dem Konzept des evangelischen Jugendwerkes auseinandergesetzt hat, weiß, dass es hier um betreute Angebote geht, die nicht nur die Jüngeren begeistern sollen, sondern auch die älteren Heranwachsenden.

Dieser Irrglaube kursierte ferner bei manchem auf dem Marktplatz. Lautstark beschwerte sich ein Anwohner des Sportplatzes, dass „man dort ein neues SJZ installieren wolle“ und beschimpfte das Projekt als „Frevel für die Umwelt“. Die Resonanz der Besucher hingegen fiel größtenteils positiv aus. Ganz gleich, ob Familien oder ältere Bürger, die meisten zeigten sich sehr angetan von der Lösung. „Ich hoffe auf eine positive Entscheidung im Rat“, das sind die letzten einschneidenden Worte von Marc Remmel, Initiator der Petition für das „Bahnhofsprojekt“.

Wie das Thema auch über die Stadtgrenzen hinaus Wellen schlägt, beweist ein aktueller Artikel von Andrea Defeld vom Bund der Steuerzahler, der eindeutig den Kurswechsel im Stadtrat und das „Hü und Hott“ der politischen Parteien anprangert. Die damit verbundene Verschwendung von Steuergeldern wurde dem Verein von Siegburgern gemeldet. „Der Bund der Steuerzahler meint: Mit dieser überraschenden Kehrtwende und dem leichtfertigen wie willkürlichen Umgang mit Steuergeldern werden die Siegburger Politikerinnen und Politiker viel Vertrauen bei den Bürgern verspielt haben.“

Das kann von den Lokalpolitikern in der Sitzung am Donnerstag, 2. März korrigiert werden. Dann zeigt sich, ob die Ratsmitglieder sich der Empfehlung des Jugendhilfeausschusses anschließen, oder das Projekt, das die Jugendlichen bevorzugen, endgültig zu Grabe tragen. Die Ratssitzung wird ab 18 Uhr auf www.siegburg.de im Livestream zu sehen sein.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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