"Bahnhof Brückberg"
„Ich wünsche mir ein Umdenken im Rat“

Hier wünschen sich die Jugendlichen vom Brückberg einen fest installierten Treffpunkt, der den Platz wieder mit Leben füllt. | Foto: Woiciech
  • Hier wünschen sich die Jugendlichen vom Brückberg einen fest installierten Treffpunkt, der den Platz wieder mit Leben füllt.
  • Foto: Woiciech

Siegburg. Das Thema „Bahnhof Brückberg“ bewegt die Gemüter, erst recht nach der Ratssitzung der Stadt im letzten Dezember, wo das geplante Jugendzentrum auf dem Brückberg mit Stimmen von CDU und Grünen gekippt wurde.

Die Eisenbahnwaggons, die bereits gekauft sind, sollen nun nicht auf dem Sportplatz hinter der Adolf-Kolping-Schule zum Einsatz kommen.

Sarah Rittmeier und Svea Kelter, Mitarbeiterinnen der Jugendredaktion YOUmedia, haben stets ihr Ohr an den Leuten, die es betrifft. Für einen Artikel interviewten sie Jugendliche, die bereits jede Menge Zeit und Ideen in die Umsetzung investierten. „Viele waren bedrückt und enttäuscht, als das Projekt abgesagt wurde“, erläuterte Sarah Rittmeier. „Besonders weil es ohne richtige Begründung passierte.“

Das bestätigt auch der fünfzehnjährige Valentin Mayer, der dem Planungsteam angehört: „Wir können das nicht nachvollziehen, weil das Projekt doch schon so weit fortgeschritten ist. Und echt traurig bin ich dazu.“

Auf die Argumentation der Gegner, es würden keine Jugendlichen vom Brückberg das Angebot nutzen, reagieren die Schüler mit Unverständnis. „Wir sind alle vom Brückberg, plus ein bis zwei Schüler aus anderen Stadtteilen“, ergänzt Valentin Mayer. „Deswegen kennen wir den Platz ganz genau. Es heißt, da würden die Leute Sport treiben und Picknick machen, aber selbst habe ich dort noch nie jemanden gesehen.“

Auch Sarah Rittmeier hat Klassenkameraden, die auf dem Brückberg wohnen. In ihrem Artikel transportiert sie eine eindeutige Botschaft: die Jugendlichen fühlen sich von den Politikern übergangen. „Politik ist kompliziert. Die finden immer einen Grund, um die Wagen nicht hier zu positionieren.“

Gewiss machte man sich ebenfalls Gedanken zu Alternativen, zum Beispiel dort mit Zelten zu arbeiten. Aber keiner konnte sich damit anfreunden. Der Nachwuchs hält immer noch an der Ursprungsidee der Eisenbahnwaggons fest. „Wir wollen etwas Festes - einen Treffpunkt, wo man hingehen und sich wohlfühlen kann“, beschreibt es Valentin Mayer. „Wir investierten bestimmt schon über zehn Stunden Arbeit in die Vorbereitung plus drei Veranstaltungen, haben uns zu Hause Gedanken zur Gestaltung gemacht und mit den Jüngeren gesprochen, was sie gerne hätten.“

Das Planungsteam begründet genaue Vorstellungen, wie „ihr“ Jugendzentrum auf dem Brückberg aussehen müsste. Etwas Vergleichbares gibt es eigentlich nur auf dem Deichhaus. „Und da muss man erst mal hinkommen.“

Nicht allein die Jugendarbeit, auch die Grundschule könnte von dem Projekt profitieren, sowie Vereine oder die Brückberger Bürger. „Wir könnten uns auch vorstellen, unsere Redaktionstreffen dort abzuhalten“, erklären Sarah Rittmeier und Svea Kelter. Wenn aus einem Waggon die Sitze herausgenommen werden, ist relativ viel Platz. Allerdings macht sich unter den Jungjournalistinnen eher Frustration breit, auch im Hinblick auf die laufende Online-Petition. „Allzu große Hoffnungen haben wir nicht. Aber es ist uns wichtig, dass die Öffentlichkeit mitbekommt, was da passiert.“

Die Fraktionen von CDU und Grünen waren nicht zu einem persönlichen Gespräch bereit, sondern verwiesen auf ein gemeinsames „Positionspapier“. Hier fordern die Parteien anstelle des geplanten Projektes den umgebauten Zirkuswagen, der in den Sommerferien auf dem Michelsberg zum Einsatz kommt, und zudem ein mobiles Angebot mit einem neuen, entsprechend ausgestatteten Fahrzeug im Anschaffungswert von 65.000 Euro. Ferner wollen sie den Sportplatz instandsetzen und beabsichtigen, ein Budget von 200.000 Euro zu beantragen. Das umfasst ebenfalls neue Spielgeräte und eine Graffiti-Wand. Obendrein will man noch eine zusätzliche Bedarfsanalyse zur Kinder- und Jugendarbeit in Auftrag geben.

Angeblich sei in den bisherigen Konzepten nicht zwischen gezielter Jugend- und Kinderarbeit unterschieden worden.

Mittelfristig sollen Räumlichkeiten gefunden werden, etwa in der katholischen Kirche oder der Förderschule und Grundschule, die ja „angesichts der bundesrechtlich beschlossenen Einführung eines pflichtigen Ganztagsbetriebs vor einem Erweiterungsbedarf stehen“.

Da die Deutsche Bahn der Rückabwicklung nicht zustimmte, möchten die beiden Fraktionen die bereits erworbenen Waggons am liebsten weiterveräußern. Gelingt dies nicht, zieht man andere Standorte der Kreisstadt in Betracht, beispielsweise das Gelände des Oktopus oder das Walter-Mundorf-Stadion, sowie das städtische Grundstück am Ende der Straße „Am Sonnenhang“ in Kaldauen.

„Das ist ja noch weiter weg“, bemerkt Valentin Mayer. Für die Jugendlichen ist die Nähe zum eigenen Stadtteil ein großer Aspekt. Den „Zirkuswagen“ der Zukunftswerkstatt hält Valentin Mayer für keine Alternative. „Der ist dann mal da und im Sommer wieder weg. Das ist doch kein fester Treffpunkt. Außerdem ist das Angebot eher für jüngere Kinder und Grundschüler geeignet.“

Technisch gut ausgestattete Eisenbahnwaggons, wo Spielkonsolen, Computer, Internet, Videostudio mit Schnittplätzen, aber auch ruhige Lern- und Chillplätze untergebracht sind, entsprechen eher der Vorstellung der heutigen Jugend. Im Übrigen möchte der Nachwuchs sein Zentrum eigenhändig ausgestalten.

Die „Begeisterung“ für den bekannten Zirkuswagen geht hier gegen „Null“. „Wir sind nach wie vor für die Waggons“, bekräftigt darüber hinaus Marc Remmel, der die Online-Petition für das Projekt initiierte. „Bisher sind gut 1.000 Unterschriften zusammengekommen, davon haben wir allein 120 bei Brückbergern selbst gesammelt.“

Es wurde bereits ein Bürgerantrag an den Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss der Stadt Siegburg gestellt, mit dem Ziel, den Ratsbeschluss von Dezember aufzuheben. Der Plan ist, dass sich der Jugendausschuss erneut mit dem Projekt beschäftigt und der Stadtrat Anfang März nochmal über das Projekt abstimmen muss. „Ich wünsche mir sehr, dass es doch noch klappt und die Unterschriften ein Umdenken im Rat bewirken“, so Valentin Mayer.

Aktuell läuft die Online-Petition noch und kann weiterhin unterstützt werden. Befürworter finden diese unter www.openpetition.de/petition/online/fuer-jugend-und-quartierarbeit-in-den-geplanten-eisenbahnwaggons-auf-dem-brueckberg

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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