Aktion Müllfasten
Interessante Erfahrungen

Gaby Gembolys (l.) erläutert ihre Erfahrungen – vom Einkaufen im Unverpackt-Laden bis zur Selbstherstellung von Hafermilch. | Foto: Woiciech
  • Gaby Gembolys (l.) erläutert ihre Erfahrungen – vom Einkaufen im Unverpackt-Laden bis zur Selbstherstellung von Hafermilch.
  • Foto: Woiciech
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Siegburg - „Frisches Gemüse muss ja nicht in Müll verpackt sein“, findet
Doris Theissen. „Ich verstehe gar nicht, warum diese Verpackungen
erst von der Industrie produziert werden.“ Gemeinsam mit ihrem Mann
Hans Peter nahm sie an der „Aktion Müllfasten“ der Stadt Siegburg
teil.

Insgesamt vier Haushalte hatten sich im Rahmen der
Nachhaltigkeitskampagne „Meine Stadt. Unsere Welt“ dazu bereit
erklärt, über einen Zeitraum von drei Monaten Abfall einzusparen. Zu
einem letzten Resümee traf man sich nun im Repair-Café, um
abschließend Ergebnisse auszutauschen. Leider waren zwei der
Aktionisten verhindert, so dass neben den Eheleuten Theissen nur Gaby
Gembolys ihre Erfahrungen verdeutlichte. „Ich schaue von vorne
herein schon darauf, was an Lebensmitteln eingepackt ist. Dann nehme
ich eben die einzelne Paprika.“

Folglich liegt ihr Augenmerk in den Geschäften und Supermärkten
stets auf Produkten im losen Zustand. Für Tee kommt eine Dose mit,
für Wurst, Käse oder Butter die Tupperdose oder für
Frühstücksflocken ein Glas. „Es gibt ja auch diverse
Unverpackt-Läden. Hier muss man abwägen, ob sich der weite Weg
dorthin lohnt.“

Doch in vielen Siegburger Geschäften, und auch auf dem Wochenmarkt,
ist es kein Problem mehr, sich an der Theke die Waren in mitgebrachte
Behältnisse legen zu lassen. „Als ich das zum ersten Mal
praktizierte, haben die komisch geguckt, doch beim dritten Besuch
stellte sich schnell Routine ein“, so Doris Theissen. „Früher
sind wir doch auch mit der Milchkanne zum Bauern gelaufen. Da gab es
noch nicht einmal Tupperdosen. Man nahm den Henkelmann mit zur Arbeit,
um das Essen warm zu halten - ganz ohne Mikrowelle.“

Die akribischen Hygienebestimmungen heutzutage werden von den
Beteiligten oft als übertrieben wahrgenommen. „Wir haben
mittlerweile ein Viertel, oder sogar ein Drittel, an Verpackung
eingespart, vor allem Plastik und Papier.“ Darüber hinaus sind
etliche Reinigungsmittel im Haushalt oft überflüssig. Hier bringen
beliebte Hausmittel wie Zitrone und Essig genauso viel Erfolg und der
Gebrauch von zehn verschiedenen Produkten erscheint völlig sinnlos.
Ebenso beim Waschmittel lassen sich Alternativen finden. Sicherlich
ist es aufwendig, dieses selbst aus Kastanien herzustellen, aber die
Wirkungskraft ist ohne Frage äußerst effektiv. Gaby Gembolys wäscht
ihre Buntwäsche mittlerweile nur noch mit Efeublättern. „Ich
reiße die etwas ein, weil ich denke, dass die Inhaltsstoffe dann
besser herauskommen. Ob das hilft, weiß ich allerdings nicht.“

Außerdem liebt sie Hafermilch, die sie mittlerweile selbst kreiert,
plus den köstlichen Bliss-Balls, die einen perfekten Ersatz für
Energieriegel bilden. Dass für die täglichen Besorgungen
Tragetaschen oder Netze in den Fokus rücken, ist selbstverständlich.
Zum Verpackungswahnsinn reiht Doris Theissen verstärkt den
Online-Handel mit ein. „Die verschicken zwei Gläser Marmelade in
einem riesigen Karton, angefüllt mit Polstermaterial.“

Am meisten regt sie aber auf, wenn im Supermarkt ihre bevorzugte
Pampelmusensorte Pomelo in Folie verschweißt und noch mit einem Netz
umhüllt wurde. „Die Schale ist so dick, da muss stets ein scharfes
Messer her. Auch wenn man die außen antitscht, dringt das nicht bis
zur Frucht durch. Was soll das also?“

Große Hindernisse ergaben sich jedoch während des Aktionszeitraumes
keine. „Außergewöhnlich ist einfach das Erstauntsein der
Mitmenschen, wenn die denken: Ist das eine Ökotante? Was macht die
da?“ Mit Blick auf Siegburg ist festzustellen, dass etwa acht Tonnen
Verpackungsmüll täglich anfallen. Von den 90 Tonnen
PET-Wasserflaschen durchlaufen nur 30 Tonnen den Recyclingvorgang.
Hier lässt sich ferner einiges einschränken, beispielsweise punktet
das gute alte Trinkwasser aus der Leitung als ideale Option. Ansonsten
kristallisiert sich ebenfalls heraus, dass schon im Kleinen viel
erreicht werden kann.

Obendrein tragen die „Müllfasten“-Spezialisten ihre Erfahrungen
in den Bekanntenkreis und regen so die Mitmenschen zum Nachdenken an.
Vielleicht setzt sich hier der Erfolg für die Umwelt fort. „Wir
werden mit Sicherheit weitermachen“, sind sich Doris und Hans Peter
Theissen einig.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.