Die nächste Session ist fest eingeplant
Komiteespräsident gibt Rückblick und Ausblick
Siegburg - Es ist schon gespenstisch, wenn man im leeren Pfarrer-Rupprecht-Saal
steht, der auf dem Stallberg beheimatet ist. Die Wände sind kahl und
sämtliche Tische an den Rand gerückt. „Normalerweise wäre hier
alles bereits für eine Sitzung dekoriert und die Plätze garantiert
voll besetzt“, schwärmt Jörg Sola Schröder, Präsident des
Siegburger Karnevalskomitees. Doch durch die Corona-Pandemie sorgte
die Session 2020/2021 für viel Unsicherheit.
„Im letzten Jahr war alles noch ganz normal. Wir haben von dem Virus
nichts wahrgenommen und unbeschwert bis Aschermittwoch gefeiert. Das
Prinzenpaar bekam großen Zuspruch aus der Bevölkerung.“ Mit Freude
denkt Jörg Sola Schröder zurück an den phänomenalen Abschluss beim
Rosenmontagszug. Anderthalb Woche später wurde das gesellschaftliche
Leben komplett runtergefahren.
„In dieser Session hätten wir unser 160. Jubiläum des Siegburger
Karnevalskomitee 1861gefeiert. Aber keiner konnte ahnen, was kommt. Es
gab ja keine Erfahrungswerte“, so der Präsident.
Die Karnevalisten beobachteten fortan die Entwicklung und ließen sich
bis Ende August Zeit. „Da war aufgrund der Zahlen allerdings schon
klar, dass wir den Sessionsstart absagen müssen.“ Bei der
Jahreshauptversammlung Anfang September wurde das dann offiziell
bestätigt, zwar ließ man sich einige Optionen offen, gerade was die
Prinzenproklamation anbelangt. Ende Oktober entschlossen sich die
Vereine letztendlich schweren Herzens, die Veranstaltungen sowie den
Rosenmontagszug auszusetzen. „Wir hatten ebenfalls darüber
nachgedacht, je nach Lage eher einen kleinen karnevalistischen Abend
für unsere Förderer und Gönner, sowie zusätzlich ein Konzert für
alle Jecken, bei freiem Eintritt, auf dem Markt durchzuführen, was
zum jetzigen Zeitpunkt natürlich unmöglich ist.“
Doch den anderen Vereinen wurde die Chance geboten, Alternativen zu
nutzen, wie etwa die Online-Sitzung der Funken Blau-Weiß. „Wenn die
das so umsetzen können, finde ich das toll. Aber persönlich bin ich
der Ansicht, dass selbst das schwierig wird. Wie will sich das
Tanzcorps, unter Zugrundelegung ausreichender Abstände, optimal auf
der Bühne präsentieren?“
Mit der Familie verfolgte Jörg Sola Schröder auch die Kölner
Prinzenproklamation im Fernsehen. „Das kann man machen, muss man
allerdings nicht. Denn wenn die Tollitäten in einen leeren Saal
einmarschieren, dann fehlen doch das Miteinander und die
Geselligkeit.“
So stand des Weiteren die Idee im Raum, vielleicht eine
Jubiläumssitzung aufzuzeichnen und diese ins Internet zu stellen.
„Das ist zwar realisierbar, aber die Mühe kann man sich echt
sparen. Wäre das der Karneval, den wir lieben?“
Der Präsident denkt hier außerdem an die Opfer der Pandemie und die
Verantwortung, die die Jecken tragen. „Wenn man mit Vernunft und dem
nötigen Respekt den Menschen gegenübertritt, wird man sich schnell
den Ausmaßen bewusst. Ist es denn wirklich so schlimm, einmal auf
eine Session zu verzichten? Und das sage ich als Karnevalist.“ In
diesem Zusammenhang verweist Jörg Sola Schröder auf den Golfkrieg
Anfang der 90er Jahre. „Da fiel beispielsweise auch der
Rosenmontagszug aus und das Unglück war weiter weg, als jetzt bei der
Pandemie, wo die ganze Welt betroffen ist.“
Der nächsten fünften Jahreszeit sieht der Präsident positiv
entgegen. „Wir planen diese fest ein.“ Ferner ist er davon
überzeugt, dass sämtliche Vereine die Corona-Zeit halbwegs
finanziell gut überstehen. „Angesichts der Beschränkungen kommen
alle aus den Künstlerverträgen raus und haben daher keine Einbußen.
Die großen Namen verkraften die Einschnitte definitiv. Schwierig
gestaltet es sich nur für die Leute, die im Hintergrund agieren, wie
Techniker und Beleuchter. Die leiden am meisten. Und die Bands, die
das nebenberuflich machen, sind bestimmt in den nächsten Jahren noch
dabei.“
Auch wenn es nun keine Proklamation gab, hinter den Kulissen wird
weiterhin aktiv angepackt und die Weichen für die künftigen Jahre,
mit Prinzenpaaren und super Programmpunkten, gestellt. „Das sieht
auf der Bühne immer so locker aus, aber viele wissen gar nicht, welch
großer Aufwand dahintersteckt. Das ist wie ein zweiter Beruf, den ich
ehrenamtlich leiste. Aber ich mache das sehr gerne.“ Alle freuen
sich schon auf die nächste Session, wenn es wieder heißt:
„Sieburch Alaaf“.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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