"Café Luise" - ein Projekt für Angehörige an der JVA
Kostenlos Gebäck und Getränke
Siegburg - „Das ist kein Café im üblichen Sinne, sondern ein Rückzugsraum
für die Wartenden mit einem kostenfreien Angebot an Gebäck und
Getränken“, umschreibt Koordinatorin Silke Eschweiler vom SKM, dem
Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis, das
innovative Projekt.
„Café Luise“ ist in den Räumlichkeiten einer ehemaligen
Dienstwohnung, gegenüber der Justizvollzugsanstalt, untergebracht.
Initiatoren und Träger sind die JVA Siegburg, der Katholische
Gefängnisverein und der SKM.
Hier teilen sich zurzeit acht Ehrenamtler die Schichten, an jedem
Dienstag von 14 bis 19 Uhr und unregelmäßig montags oder donnerstags
von 14 bis 16 Uhr. „Die Angehörigen der Inhaftierten mussten bis
dato auf dem Parkplatz im Auto ausharren, oder sich aus diversen
Gründen vor der JVA gedulden. Viele kommen auch mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Die überbrücken dann hier die Zeit bis zur Abfahrt
des Busses.“
Der Besuch eines Häftlings ist bestimmten Regeln unterworfen. Sollte
eine Gruppe zu groß sein oder jemand seinen Ausweis vergessen haben,
wird ihm der Einlass verwehrt. Oftmals handelt es sich um Familien mit
Kindern, die sich in der Spielecke des „Cafés“ beschäftigen
können. Um diese Wartezeit zu überbrücken, punktet die Einrichtung
seit der Eröffnung im April 2014 mit einer entspannten Atmosphäre.
Das liegt unter anderem an den schönen alten Möbeln, die aus dem
SKFM-Lager in Eitorf stammen. Die Wände bieten obendrein Platz für
wechselnde Ausstellungen. Hier finden Werke von Häftlingen ihren
Platz und verschönern das Ambiente, darunter ebenfalls das Portrait
von Königin Luise von Preußen, die als Namensgeberin fungierte.
Neben kostenfreien Getränken wie Kaffee oder Tee, sowie einige
Kaltgetränke, gibt es außerdem Gebäck und manchmal sogar Kuchen.
Die ehrenamtlichen Helfer organisieren alles in Eigenregie und hören
den Menschen gerne zu. „Manche sitzen hier nur still und sagen gar
nichts, andere reden ganz viel. Wir warten daher erst einmal ab, wie
die Leute reagieren.“ Von vorneherein ist allerdings geklärt, dass
das „Café“ kein beratendes Angebot darstellt. Benötigt jedoch
irgendeiner Hilfe, kann das Team vor Ort mit weiterführendem Material
dienen.
Durch die Jahre hinweg hat sich das Café als Treffpunkt etabliert, da
es wesentlich gemütlicher ist, als in den sterilen Räumen der JVA zu
verweilen. Mittlerweile sitzen hier auch Freigänger mit ihren
Sozialarbeitern oder Familien beisammen. „Es gibt bei uns kein
mulmiges Gefühl. Alles ist entspannt und die Häftlinge sind sehr
nett“, berichten die Ehrenamtlichen. Sicherlich hört man hier
einiges über die Not der Menschen, was einen beschäftigt.
Regelmäßig finden Treffen mit den Ansprechpartnern des SKM zum
Austausch statt, um Anregungen und Ideen ins Projekt einzubringen,
etwa Änderungen an Plakaten und Flyern, die auf das Projekt
aufmerksam machen sollen. Ferner wird man vom Träger nicht
„alleine“ gelassen. Die Ehrenamtler können an Seminaren und
Fortbildungen teilnehmen und werden durch die SKM-Koordinatorin
betreut. Nun ist angedacht, die Öffnungszeiten des Cafés, angepasst
an die Besuchszeiten der JVA, zu erweitern. Doch hierfür werden noch
weitere Freiwillige gesucht.
Wer Lust hat mehr zu erfahren und sich in dieses Projekt einbringen
möchte, kann sich bei Silke Eschweiler vom SKM unter 02241-177824
oder silke.eschweiler@skm-rhein-sieg.de melden. Weitere Informationen
im Internet unter www.skm-rhein-sieg.de.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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