Offene Sonntage: gut oder schlecht fürs Geschäft?
Ladenöffnungen im Advent in Siegburg
Siegburg - Die NRW-Landesregierung wagt in der Corona-Krise den Vorstoß, den
Weihnachtseinkauf in diesem Jahr zu entzerren und versucht hierdurch,
das völlige Ausbluten des stationären Handels zu verhindern. Somit
stehen derzeit vier verkaufsoffene Sonntage im Dezember im Fokus, die
eine Chance für den Einzelhandel darstellen, den Umsatz zu
generieren. Ob das gut oder schlecht ist, haben wir die
Geschäftsleute in Siegburg gefragt:
„Wir glauben an kein Weihnachtsgeschäft. Die Stimmung ist jetzt
schon sehr aggressiv, und die Maskenpflicht nimmt Alt und Jung den
Spaß am Einkaufen“, sind sich die Antiquitätenhändler Maik und
Stephan Krause in der Holzgasse einig.
Einige Meter weiter hat Messerschleifer Günter Wolf sein
Fachgeschäft: „Ich glaube, ein verkaufsoffener Sonntag reicht. Man
muss die Kirche im Dorf lassen. Wir arbeiten dann vier Wochen am
Stück, was natürlich hohe Personalkosten verursacht. Es wäre
schade, wenn dann nur die Guckgesellschaft kommt, um sich zu
informieren, aber nichts kauft. Wenn sich aber alle zu den vier
Terminen durchringen, dann mache ich selbstverständlich mit. Wir
müssen zusammen an einem Strang ziehen.“
Sicher sind einige Händler der Meinung, dass mit einer zusätzlichen
Ladenöffnung nicht mehr Leute in die Stadt kommen als sonst. Durch
die Sorge vor einer Ansteckung bleiben die Menschen ohnehin vermehrt
zu Hause.
Die Inhaber der Delikatessengeschäfte sehen das Vorhaben hingegen
optimistisch. „Ich habe vor, mich anzuschließen. Es ist gut, wenn
die Kunden sonntags shoppen können. Das wird auf jeden Fall zu
Entzerrung des Weihnachtsgeschäftes beitragen. Außerdem ist der
Dezember erfahrungsgemäß der Umsatzstärkste vom ganzen Jahr“,
erläutert Dirk Ames von der „Destille“ in der Brauhofgalerie.
Auch Oliver Weiß, der Chef des Fachhandels „vom Fass“, hat ein
gutes Gefühl dabei: „Wir sehen das gleichermaßen als Chance und
versprechen uns mehr Umsatz. Im Übrigen stellen wir bereits an der
Kundenfrequenz fest, dass der Konsument gezielter einkauft. Er sucht
sich einen Tag aus und verbindet seine Besorgungen. Die Ladenöffnung
im Advent ist eine gute Alternative, den Ansturm zu entzerren, den nur
ein Sonntag zufolge hätte.“
Thomas Kronefeld, Inhaber der TKFashionGroup, sieht die zusätzlichen
Einkaufstage äußerst positiv, wünscht sich jedoch mehr Sicherheit
für die Planungen: „Wir begrüßen die Möglichkeiten, unsere
Gäste auch am Sonntag willkommen zu heißen. Alle geeigneten
Maßnahmen sind eingeleitet, um ein sicheres Shopping zu
gewährleisten. Dies macht aber nur dann Sinn, wenn es verlässliche
Öffnungen gibt, die nicht wieder durch kurzfristige Klagen verhindert
werden. Daher appelliere ich an Gewerkschaften, Kirche, Stadt und
Handel, zumindest einen verlässlichen Kompromiss zu vereinbaren. Die
Endverbraucher, Mitarbeiter, sowie die Geschäftsleute, wird das
freuen.“
Die Galeria Karstadt Kaufhof ist als Warenhaus Dreh- und Angelpunkt
der Siegmetropole. Geschäftsführer Torsten Außem findet die Idee
der Entzerrung ebenfalls gut: „Durch die großen Flächen im
Warenhaus können wir die Abstandsregeln und die vorgegebenen zehn
Quadratmeter pro Kunde problemlos einhalten und wir haben ein
ausgefeiltes Hygienekonzept. Dennoch spüren auch wir, wie der ganze
Handel, die geringere Kundenfrequenz. Die Option für mehr
Sonntagsöffnungen würde deshalb nicht nur uns helfen, sondern
außerdem dazu beitragen, lebendige Innenstädte in NRW zu
erhalten.“
Des Weiteren schließt sich ebenso Guido Dreschmann von „Intersport
Dreschmann“ der Idee der Ladenöffnung an: „Ich finde die vier
verkaufsoffenen Sonntage als eine gute Gelegenheit verlorene Umsätze
wieder aufzuholen. Ansonsten sollten wir im stationären Handel über
jede zusätzliche Möglichkeit froh sein, dem Onlinehandel Paroli
bieten zu können. Was meine Mitarbeiter betrifft, kommen die an
Sonntagen gerne arbeiten, da diese Zeit mit zusätzlichen
Gehaltsaufschlägen versehen sind.“
Wir werden sehen, wie die Menschen das Angebot annehmen und ob sie,
aufgrund zahlreicher Absagen der Weihnachtsmärkte, lieber einen
Stadtbummel wählen.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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