Wohnungs- und Obdachlose
„Leben auf der Straße“
Siegburger Institutionen nehmen sich den Problemen von Wohnungs- und Obdachlosen an
Siegburg. Ganz gleich, wie die Gründe ausfallen, doch verliert so mancher sein Zuhause und muss auf der Straße leben. Sicherlich gibt es ebenso Menschen, die dieses Schicksal freiwillig wählen. Auch in Siegburg begegnet man Wohnungslosen, die im Personaleingang und Notausgang von C&A nächtigen. „Wir unterscheiden drei Gruppen von Obdachlosen“, erläutert Dezernent Bernd Lehmann. „Zum einen die professionellen Banden, die in der Innenstadt betteln, und zum anderen den klassischen Kreis, der auf der Straße leben will. Das sind allerdings nur ein halbes Dutzend.“ Der dritten Gruppe gehören Menschen an, die gezielt Siegburg ansteuern, da sie aus anderen Städten verdrängt werden. „Wir verzeichnen zurzeit einen hohen Zulauf.“ Hier möchte man mit den bestehenden Angeboten aus der Kommune helfen. „Wir haben kein Problem mit Obdachlosen in unserem Stadtbild“, bekräftigt Bürgermeister Stefan Rosemann. „In unseren Augen ist es ein sehr wichtiges Anliegen, welches gesamtgesellschaftlich angegangen werden muss. Daher begrüßen wir Initiativen, die sich diesem Thema annehmen, wie SKM oder Siegburg hilft“, umreißt die C&A-Geschäftsführung ihre Position.
Notfall und Prävention
Silke Tesch und Kirsten von der Wall sind die richtigen Ansprechpartner der Wohnungslosenhilfe beim SKM, dem Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis. „Zwei Mitarbeiterinnen gehen in unregelmäßigen Abständen morgens früh durch Siegburg und schauen wer da ist. Im Winter machen wir das natürlich viel häufiger“, äußert Kirsten von der Wall.
Der SKM wartet mit einer ganzen Palette an Angeboten auf, wie etwa eine Notschlafstelle im Don-Bosco-Haus, genauso wie eine offene Sprechstunde. „Viele der Menschen verfügen über keine postalische Adresse, zum Beispiel, wenn wichtige Unterlagensendungen anstehen, dann sind sie über uns erreichbar“, ergänzt Diplom-Sozialarbeiterin Silke Tesch.
In der Corona-Pandemie wurde außerdem ein Waschcontainer aufgestellt, der kostenlosen Zugang gewährt.
Wenn wir mit den Betroffenen keine Perspektive entwickeln können, leiten wir die Unterbringung im städtischen Obdach in die Wege. „Das ist manchmal schwierig, denn es gibt welche, die können sich nicht an Regeln halten, beziehungsweise kommen nicht mit einer weiteren Person auf dem Zimmer klar.
Vorrangig geht es darum, Wohnungslosigkeit zu beseitigen. Ein großer Aspekt ist daher die Prävention. Bei drohendem Wohnungsverlust regen wir sogar die Vermieter an, sich an den SKM zu wenden, damit die Situation nicht eskaliert. Bei Mietschulden beraten wir die Klienten und unterstützen beim Mietschuldenausgleich, um nach Möglichkeit den Wohnungsverlust zu verhindern“.
Das gravierendste Problem sehen die SKM-Fachleute in der Wohnungsknappheit: „Wir haben einfach zu wenig öffentlich geförderten Wohnungsbau. Viele Familien finden zunächst Aufnahme bei Verwandten, aber das ist dann auch kein Dauerzustand und führt oft zu einer hohen Belastung für alle.“
Noch effektiver zu den Kunden
„Die ersten Obdachlosen, denen ich helfen konnte, traf ich vor kurzem am Bahnhof wieder, und sie erzählten mir ganz selbstbewusst, dass sie nicht mehr bedürftig sind“, schildert Angela Holtmann von „Siegburg hilft“ stolz. „Wir sind glücklich darüber, schon einiges erreicht zu haben. Das ist natürlich auch an verschiedene Bedingungen geknüpft. Wer mit Suchtproblematiken zu kämpfen hat, muss sich zu einer Reha bereiterklären.“
Angela Holtmann und ihr Team setzen insofern stark auf die Eigeninitiative der Betroffenen. Inzwischen bekam der Verein einen eigenen Wagen gesponsert. Der ehemalige Polizeibus verfügt über einen Tisch mit drei Plätzen. „Das ist perfekt für den Winter. Wir können die Menschen nicht nur mit warmen Decken versorgen, sondern bieten ihnen die Option, sich bei uns im Bus bei einer Tasse Kaffee aufzuwärmen, wenn gewünscht, gepaart mit niederschwelligen Beratungsgesprächen“, schwärmt Angela Holtmann.
Möglich wurde das Ganze durch Andreas Schmitt, Inhaber der „Schmitt Zählerablesung GmbH“. „Ich unterstütze sehr gerne soziale Projekte und bewundere die Leistung von Siegburg hilft“, bemerkt der Sponsor. „Die setzen dort an, wo andere wegschauen. Ich wollte, dass meine Hilfe eins zu eins dort ankommt, wo sie nötig ist.“ Auch die Folierung des Wagens übernahm der Spender, so ist der Bus mit Beschriftung und QR-Code bestens erkennbar. Andreas Schmitt ist mit Leib und Seele dabei, wenn es um Gemeinnützigkeit geht. „Ich bin glücklich und dankbar in meinem Leben. Deshalb möchte ich etwas von dem zurückgeben, was uns geschenkt wurde. Menschen sind mir das Wichtigste, Farbe und sozialer Status egal.“
Für Angela Holtmann und die Ehrenamtler ist diese Unterstützung ein echter Segen. „Mittlerweile hat sich das Klientel etwas verändert, viele von den alten sind ja inzwischen in Wohngruppen und dergleichen“, führt die Vorsitzende aus. „Siegburg hilft“ lässt keinen im Stich, der in Not geraten ist, was alleinerziehende Mütter und Senioren einschließt.
Einen Rat für alle Bürger halten beide Institutionen zusätzlich bereit: Wenn man Obdachlosen auf der Straße begegnet, einfach eine kurze Info an SKM oder Siegburg hilft. Die Mitarbeiter kümmern sich dann umgehend um die Menschen. Kontaktdaten unter https://caritas.erzbistum-koeln.de/rheinsieg-skm/unsere-hilfen/wohnungslosenhilfe/ oder www.siegburg-hilft.org
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Dirk Woiciech aus Siegburg |
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