Abi am Anno: analog - digital - und einzigartig
Live-Stream der Anno-Abiturfeier

Mit Abstand wurde die Abitufeier des Anno-Gymnasiums begangen. | Foto: Anno
  • Mit Abstand wurde die Abitufeier des Anno-Gymnasiums begangen.
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Siegburg - Überall wird eifrig gewerkelt. Der Saal noch geschmückt, die Deko
angebracht, die Mikrofone auf-gestellt. Nach zwölf – bei manchen
vielleicht nach 13 – Jahren Schule steht für die Abiturient*innen
des Anno-Gymnasiums die große Feier zur Zeugnisvergabe an.

Nicht wie üblich in der Aula der Schule – das ist in Corona-Zeiten
undenkbar. Es muss schon die Rhein-Sieg-Halle herhalten, damit der
notwendige Sicherheitsabstand gewährleistet werden kann. Und auch
dann ist es bis zwei Tage vor dem Festakt nur einem Elternteil
gestattet, bei dem großen Ereignis dabei zu sein; das besagen die
Corona-Verordnung und die Auflagen der Gesundheitsbehörden.

Eine Gruppe fällt auf, die mit Kameras, Laptop und anderem
IT-Equipment unterwegs ist. Ihre Aufgabe: Das Schulmotto „Wir am
Anno“ umzusetzen und es den Angehörigen und Freunden, die dieses
Jahr nicht live bei der Zeugnisvergabe dabei sein können, doch noch
zu ermöglichen, das Ereignis zumindest am heimischen Computer
mitverfolgen zu können. Erstmals wird es einen Live-Stream einer
Abiturfeier über das Internet geben.

Live-Stream der Abiturfeier – Virtuelle Zuschauer auch in Indien

Frühzeitig schon wurde an der Traditionsschule auf die
Digitalisierung und die neuen Medien ge-setzt, was sich in den letzten
Monaten schon beim Fernunterricht für die Schüler*innen und jetzt
eben auch bei der Auszeichnung des „Corona-Jahrgangs“ bezahlt
macht: Alles läuft routiniert ab, die Übertragung ist gesichert.
Dass sich in solch unsicheren Zeiten die Lage nicht nur täglich,
sondern sogar stündlich ändern kann, überraschte dann aber sogar
das das leidgeprüfte, aber mittlerweile schon erfahrene
Organi-sationsteam. Gerade einmal 24 Stunden vor dem Beginn der
Veranstaltung kam die Meldung, dass aufgrund der kurz vorher von den
Ministerpräsidenten vereinbarten Lockerungen es jetzt doch möglich
sei, beide Elternteile mitzubringen.

Die Freude, mit der ganzen Familie feiern zu können, überwog die
Bedenken, jetzt noch einmal alles umplanen, den Sitzplan neu erstellen
und die ganze Organisation umstellen zu müssen. Durch die gute und
blitzschnelle Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Stadt,
Rhein-Sieg-Halle und Gesundheitsamt konnten die neuen Bestimmungen
kurzfristig umgesetzt werden. Und kurzfristig musste jetzt noch die
Jahrgangsstufe über die gute Nachricht informiert werden, was im
Zeitalter der Digitalisierung aber kein Problem mehr darstellt.

Ende gut, alles gut! Und alle zu Hause gebliebenen Großeltern und
Geschwister konnten über den Live-Stream, den die Lehrkräfte Tim
Schmitz-Porten und Felix Storch zusammen mit ihrem
Schüler-Technikteam ermöglicht hatten, dennoch dabei sein. Besonders
groß war die Freude bei einem Vater, der beruflich in Indien tätig
ist und aufgrund der Coronazeit nicht aus Neu Delhi ausreisen kann.
Dank des Live-Streams konnte er virtuell an der Zeugnisverleihung
seines Sohnes teilnehmen.

Abiturfeier auf Distanz in der Rhein-Sieg-Halle –
Drei-Stuhl-Inseln für die Familien

Im Anschluss an die aufwändigen Vorbereitungen stand der feierlichen
Vergabe der Abiturzeugnisse  nichts mehr im Wege. Nach meditativen
Gedanken durch Schüler*innen von Schulpfarrerin Annette Hirzel
eröffnete Bürgermeister Franz Huhn, dem auch die Nutzung der
Rhein-Sieg-Halle zu verdanken war, die Rednerliste. Sein Appell an die
jungen Menschen, ihre staatsbürgerlichen Pflichten und Chancen zu
nutzen, mündete in den Wunsch, der vor allem in diesen Zeiten so
wichtig ist: Werden Sie glückliche Menschen!
Schulleiter Sebastian Kaas begrüßte nicht nur die Abiturient*innen
mit ihren Verwandten im Saal, die auf namentlich bezeichneten Inseln
von jeweils drei Stühlen pro Familie Platz genommen hatten, sondern
auch die zugeschalteten Familienmitglieder zu Hause und vor allem die
Abiturientia 1995, die in diesem Jahr auch nur auf Distanz teilnehmen
konnte. Die Feier der silbernen Abiturientia wird aber ebenso im
nächsten Jahr nachgeholt werden wie das Anno-Jubiläumsfest, das
ursprünglich in diesen Tagen stattfinden sollte. Dank sprach
Schulleiter Kaas dem Vorbereitungsteam der Feier-lichkeiten aus sowie
auch den Kirchen und Behörden für die gute Zusammenarbeit nicht
zuletzt bei der Planung und Durchführung der Abiturverabschiedung.

Neben dem Dank an die Eltern, die nach der acht Jahre dauernden
Begleitung ihrer Kinder bis zum Abitur nun mit Recht stolz sein
können, galt in diesem Jahr ein außergewöhnlicher Dank und eine
besondere Würdigung zwei Kollegen, die mit Ablauf des Schuljahres
pensioniert werden: Die Studiendirektoren Werner Henzgen und Joachim
Schneider haben sich über Jahrzehnte hinweg am Anno-Gymnasium
engagiert - vor allem für ihre Schüler*innen. Werner Henzgen war als
Unterstufenkoordinator tätig, Joachim Schneider als
Verwaltungsdirektor und stellvertretender Schulleiter. Schüler*innen,
Lehrkräfte und Eltern wür-digten die beiden „Legenden des Anno“
mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen.

Auf locker amüsante Weise philosophierte Lehrervertreter Jochen
Peters über ein literarisches Werk, das alle Schüler*innen dieses
Jahrgangs im Deutschunterricht gelesen haben: Goethes Faust. Er
stellte die irdische und geistige Seele einander gegenüber und gab
den Schüler*innen als Fazit mit auf den Weg ins Leben: Beide Seelen
sind zum Menschsein wichtig.

Sehr gute Leistungen der Abiturientia – aber ebenso wichtig ist
die sehr gute Gemeinschaft

Während Nurtane Yetis und Leon Schneider souverän durch das Programm
führten, hielten ihr*e Mitschüler*in Laura Ciecor und Max
Schibrowksi in einer Rede Rückblick auf acht Jahre Schulzeit am
Anno-Gymnasium. Sie hoben heraus, wie wichtig die Gemeinschaft
innerhalb der Klassen und Stufen war, durch die man zusammen lachen,
weinen, zittern oder sich freuen konnte. Dank galt dem betreuenden und
begleitenden Jahrgangsstufenteam Christina Fretzdorff und Christian
Gleiß-ner sowie Oberstufenkoordinator Volker Seine. Dieser stellte
das Ergebnis des diesjährigen Abitur-jahrgangs positiv heraus.
Dreißigmal konnte eine Eins vor dem Komma vergeben werden. Die
Schülerinnen Kaila Borgards und Carlotta Merten erreichten die
Traumnote 1,0.
Eine Rede der besonderen Art hielt Elternvertreterin Elena Algorri.
Sie beschrieb die Elternperspek-tive eindrucksvoll illustriert durch
einen Trickfilm vom Flüggewerden der Kinder zum Erwachsen-werden und
dem notwendigen Losgelassenwerden durch die Eltern. Start- und
Landeschwierigkei-ten gehören zu dem gemeinsamen Prozess der Familien
dazu. Und die wichtigste Aussage für Schüler*innen und Eltern war:
Fallen ist nicht das Gegenteil von Fliegen.
112 Abiturient*innen erhielten ihr Zeugnis durch Schulleiter Sebastian
Kaas und die Tutoren der acht Tutorenkurse der Fächer Deutsch,
Englisch, Mathematik, Erdkunde, Geschichte, Pädagogik und Sport.
Schulpfarrerin Annette Hirzel und Gemeindereferentin Carmen Kremser
überreichten im Namen der Fachschaften Religion einen meditativen
Gruß, da coronabedingt in diesem Jahr auf den traditionellen
Gottesdienst verzichtet wurde.
Der Festakt wurde musikalisch aufgewertet durch eine souverän
musizierende sechsköpfige Band aus Lehrern und Schüler*innen unter
Leitung von Musiklehrer Felix Storch und instrumentalen
Ein-zelvorträgen von Kaila Borgards, Sunita Funkte-Tamang und Kim
Schröter.

Abitur ohne Feier? Nicht am Anno-Gymnasium

Aller Ängste und Bedenken zum Trotz erfuhr die Abiturientia 2020 eine
ganz besondere Abiturfeier, zwar mit Abstand, aber auch mit einer
ausgesprochenen Feierlichkeit in einem würdevollen Rah-men. Diese
Abiturfeier wird allen im Gedächtnis bleiben. Und im Jahr 2045, wenn
die Kinder von einst unter Verbindung der irdischen und geistigen
Seelen geflogen und gefallen und hoffentlich zu glücklichen Menschen
geworden sind, wird man sich bei der silbernen Abiturientia viel zu
erzählen haben.
 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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