Bürgermeister konferiert online mit Unternehmern
Mehr Infos und Austausch gewünscht
Siegburg - Online-Sprechstunde mit Einzelhändlern und Dienstleistern bringt
konkrete Ansatzpunkte
„Der Einzelhandel hat für die Kreisstadt eine immense Bedeutung“,
erläuterte Bürgermeister Stefan Rosemann bei der ersten
Online-Sprechstunde, die sich gezielt an die hiesigen Einzelhändler
und Dienstleister richtete.
Bei vielen der ansässigen Unternehmen entstehen durch die verordneten
Corona-Maßnahmen konkrete Defizite, die Sorgen, Nöte und
Existenzängste auslösen. Rund dreißig Teilnehmer meldeten sich zu
der Videokonferenz an, und sandten vorab bereits ihre Fragen ein.
Schon zu Beginn zeigte sich, dass von Händlern und „körpernahen“
Dienstleistern bis zur Veranstaltungsbranche eine breite Mischung
vertreten war. Ein großes Thema bildete die Informationspolitik, die
von Bund und Ländern ausgeht, wie auch die Kommunikation auf
kommunaler Ebene.
Allein die Veröffentlichung von verschiedenen Zahlen führte dazu,
dass „Notbremsen“ griffen, wo es laut Einzelhandel nicht notwendig
gewesen wäre. Doch hier hat die Kommune alleine keinen rechtlichen
Spielraum, dass die vom Land NRW erlassenen Vorlagen umgesetzt werden
müssen und der Rhein-Sieg-Kreis letztendlich die Entscheidung trifft.
Sowieso herrscht viel Unverständnis für diverse Maßnahmen. „Click
& Collect“ schaffte es, dass die Geschäfte noch mit einem „blauen
Auge“ davon kämen. „Click & Meet“, was die Kunden nur mit einem
tagesaktuellen Test und Termin in Anspruch nehmen können, erwies sich
als reinste Katastrophe. „Das bringt uns nicht weiter.“ Die
Unsicherheit und Verwirrung der Bürger, die oftmals gar nicht wissen,
dass mit Test das Einkaufen möglich ist, symbolisieren ein enormes
Problem.
Dazu gab es den Vorschlag für Info-Testzelte, die in der Innenstadt
präzise aufklären und etwa älteren Personen bei der direkten
Terminbuchung helfen. Fakt ist, dass man die „Grundregeln“ besser
kommuniziert und die Menschen eindeutiger über aktuelle Entwicklungen
unterrichtet, aber auch welche Regelungen für welche Branche gelten.
Selbst die einzelnen Berufsverbände und Innungen haben nicht immer
ausreichende Informationen vorliegen. Die Beteiligten wünschen
diesbezüglich insgesamt von der Stadt einen „Überblick“.
Bei Lockerungen sehen die Unternehmen keine Gefahr eines
„Einkaufstourismus“. Ohnehin lebe die Stadt nicht von Siegburgern
allein - man ist auf die Kaufkraft aus dem Umland angewiesen.
Kritisiert wird ebenfalls, dass der Handel, plus Gastronomie, noch wie
„Krankheitsherde“ behandelt werden, obwohl dies nicht der Fall
sei, was diverse Schließungen in den letzten Monaten gezeigt hätten.
„Das Problem sind die Menschen, die rausgehen und alle Bestimmungen
ausreizen“, war von einem Teilnehmer zu hören.
Eine kurze Diskussion bezog sich auf die Kostensituation der Händler,
die nicht nur mit den Fixkosten kämpfen, vielmehr auch ihre
bestellten Waren bezahlen müssen. Ob sie diese bei Schließungen noch
absetzen können, stehe in den Sternen. Ebenso gehe nicht jeder
Hauseigentümer mit der Miete runter, sondern beharre auf der vollen
Summe, selbst beim Argument „Störung des Gewerbebetriebes“. Hier
wünschen sich die meisten einen Mediator, der zwischen Vermieter und
Unternehmern vermittelt.
Vermehrt spürt man die Sorge über die Entwicklungen, da für viele
die gesamte Existenz von den künftigen Verordnungen abhängt.
„Kommt eine Hiobsbotschaft aus Berlin, bleiben am nächsten Tag die
Kunden aus.“
Ferner herrscht bei den „körpernahen Dienstleistungen“ große
Not, denn die Buchungen sind ausgelastet. So mancher dieser Termine
dauert nicht wenige Minuten, manchmal sogar mehrere Stunden, wie etwa
im Tattoo-Studio. Unabhängig davon wurden die Hygienebestimmungen
stets extrem verschärft, bis hin zum aktuellen negativen Schnelltest.
Auch sei es nicht so einfach, die Zeiten der Kunden abzusagen oder zu
verschieben.
Letzten Endes lässt sich das Ganze nur durch schnelles Impfen unter
Kontrolle bringen. Da nun die Hausärzte mit im Boot sitzen, bedeutet
die Bündelung dieser Kapazitäten eine kolossale Hilfe. Genau daran
wird bereits im Hintergrund der Verwaltung gearbeitet.
Abschließend sagte Bürgermeister Stefan Rosemann der Runde zu, die
Informationspolitik zu überprüfen und das Format des
Online-Austausches regelmäßig zu wiederholen und branchenspezifisch,
etwa für Kultur oder Gastronomie, auszuweiten. Mit den Worten: „Ich
glaube, dass wir optimistisch in die Zukunft gehen müssen“,
beschloss er die Themen-Sprechstunde.
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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