Zur dauernden Mahnung
Neue Siegburger Stolpersteinbroschüre

Vizebürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer und Stadtarchivar Jan Gerull mit dem Stolpersteinwegweiser. Im A5-Quadrat-Format passt er gut in die Tasche, die beim Ablaufen der Standorte getragen wird.  | Foto: Stadt
  • Vizebürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer und Stadtarchivar Jan Gerull mit dem Stolpersteinwegweiser. Im A5-Quadrat-Format passt er gut in die Tasche, die beim Ablaufen der Standorte getragen wird.
  • Foto: Stadt

Siegburg. „Den Überlebenden zur steten Erinnerung. Der Nachwelt zur dauernden Mahnung.“ Diesen im wortwörtlichen Sinne gravierenden Aufruf liest man auf dem Gedenkstein am jüdischen Friedhof. Gedruckt finden sich die Sätze, die so etwas sind, wie das Siegburger „Nie wieder!“, auf der neuen Stolpersteinbroschüre. Sie liegt im Museum, in der Bibliothek, in der Tourist Info am Bahnhof, im Bürgerservice in der Holzgasse, in den Räumen der Volkshochschule und bei der Buchhandlung Thalia am Markt aus, kann kostenlos mitgenommen werden. Für den Inhalt der 60 Seiten zeichnet sich das Archiv um Jan Gerull verantwortlich, die gestalterische Umsetzung erfolgte stadtintern durch Mediendesignerin Sarah Linxweiler.

Die Personen, für die der Künstler Gunter Demnig in der Kreisstadt bislang einen glänzenden Quader verlegte, erhalten ein Gesicht, ihr Leben wird greifbar. Ein weiterer Schritt gegen das Vergessen, so Vizebürgermeisterin Haase-Mühlbauer bei der Vorstellung im Stadtmuseum.

Auf der Basis von Geburtsurkunden und Meldekarten, Adressbucheintragen, Angaben aus Wiedergutmachungsakten, Internetquellen, der vorhandenen Sekundärliteratur und mündlichen wie schriftlichen Zeitzeugenberichten entstanden prägnante Kurzporträts, geordnet nach Straßen und Plätzen. Die Serie beginnt Am Brauhof 8/12 mit Salomon und Julie Seelig.

Der Lehrer an der jüdischen Schule und seine Frau sind im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geachtete Mitglieder der Siegburger Stadtgesellschaft. Bilder zeigen ihn vor seiner Arbeitsstätte an der Holzgasse im Kreise seiner Schülerinnen und Schüler. Das Paar - er gebürtig aus dem hessischen Schlüchtern, sie ursprünglich aus Gelsenkirchen-Schalke - hat fünf Kinder. Beginnend 1895, unterrichtet Salomon Seelig 37 Jahre in Siegburg, ehe die Eheleute im sogenannten Dritten Reich in St. Tönis bei Krefeld und in Köln gemeldet sind. Nach der Deportation von Düsseldorf überleben sie 14 Monate das Ghetto Theresienstadt. Die NS-Massenmörder bringen die Senioren am 21. September 1942 in Treblinka um.

Der 1963 aufgestellte Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof, von dem wir zitierten, erwähnt Salomon Seelig ausdrücklich am Anfang, stellvertretend für die „zahlreichen Brüder und Schwestern der jüdischen Gemeinde Siegburg und der benachbarten Gemeinden, die dem Terror des nationalsozialistischen Regimes in den Jahren 1933 bis 45 zum Opfer fielen.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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