Die Kreisstadt hat kaum Müllprobleme
Siegburg: Ein neuer Standard der Sauberkeit
Siegburg - Durch das städtische Team und Eigeninitiative ist „Dreck“ in
Siegburg kein großes Thema
Bereits 2020 fiel der jährliche Stadt-Putz-Tag quasi ins Wasser. So
plante man einen Ersatztermin für Oktober, der allerdings aufgrund
der Pandemieentwicklung gleichermaßen nicht umgesetzt werden konnte.
Im weiteren Verlauf ließ Corona dann auch im Frühjahr keine
Veranstaltungen zu. Die Stadt Siegburg bedauerte diese Entscheidung
und trat mit den teilnehmenden Gruppen in Kontakt, um das bereits für
2020 eingekaufte, aber noch nicht ausgelieferte Gebrauchsmaterial, zu
verteilen. Hierdurch wollten die Verantwortlichen den Aufwand, der
zusätzlich zum Umzug des Rathauses, anlässlich der Sanierung,
anfiel, reduzieren.
Dies nahmen die Vereine, Schulen und Kindergärten mit viel
Verständnis zur Kenntnis. Die Materialien lagern nun für den
nächsten Aktionstag 2022 in den Kellerräumen der jeweiligen
Institutionen.
Obendrein steht den Bürgern frei, selbstständig etwas zu
organisieren. Auf der Webseite des Fischschutzvereins Siegburg, der
2021 ebenfalls keine Sieguferreinigung durchführt, ist folgendes zu
lesen: „Das untersagt aber niemandem, im Einzeleinsatz mit einem
Müllsack am Wasser zu spazieren, den dortigen Müll einzusammeln und
diesen auf eigene Kosten zu entsorgen.“
So ähnlich räumt auch die Kindertagesstätte „Pauline von
Mallinckrodt“ in ihrem Stadtteil auf. Unter dem Slogan „Spazieren
gehen und Müll sammeln“ ruft die Einrichtung die Wolsdorfer auf,
sich telefonisch unter 02241-3014732 oder per Email
info@kita-pauline.de anzumelden, um Mülltüten und Handschuhe
abzuholen und entsprechend zu verfahren. „Wir hatten uns im Ökojahr
2020/21 vorgenommen, viel für die Umwelt zu tun und etwas bewusster
zu gestalten“, so Einrichtungsleitung Yvonne Kurtenbach.
„Mitmachen ist kinderleicht. Natürlich kann jeder Unrat mitgenommen
werden, doch im Fokus der Aktion soll Plastikmüll stehen, der
jahrhundertelang vor sich hin modert und die Natur sowie die Tiere
vergiftet.“ Wenn viel zusammenkommt, lässt sich der Sack
letztendlich wieder in der Kita abgeben.
Diese Aktionen passen auch perfekt zur städtischen
Nachhaltigkeitskampagne „Meine Stadt. Unsere Welt“. Ob nun bei der
abendlichen Hunde-Runde oder beim Ausflug im Wald, die Siegburger
identifizieren sich mit ihrer Umgebung Stadt und werden selbst aktiv,
um sie sauber zu halten.
Das Ehepaar Julia und David Thielen nutzte etwa ihre Spaziergänge am
Trerichsweiher, um Abfälle entlang des Weges aufzuheben. Sie wandten
sich kurzerhand an die Stadt und erhielten vom Baubetriebshof
Greifzangen und Müllsäcke. Zudem wurde am Ende des Hohlweges ein
Mülleimer aufgestellt. „Gerne unterstützen wir solche
Bemühungen“, äußerte Daniel Schreiter, Leiter vom Amt für
Baubetrieb und Immobilienmanagement. „Wir betrachten das als schöne
Ergänzungen unserer eigenen Bemühungen, einen neuen Standard bei der
Sauberkeit in Siegburg zu erreichen.“
Die Umsetzungen der Nachhaltigkeitskampagne lassen sich beispielhaft
in der Innenstadt und auf dem Michaelsberg beobachten, wo die
„Fußtrupps“ mit Kehrmaschine, „Flexiporter“ oder dem
Elektro-Leichtmüllsauger „Glutton“ unterwegs sind. „Wir haben
zehn Leute und vier Minijobber im Einsatz, die in den verschiedenen
Bezirken der Stadt unterwegs sind“, berichtet „Umweltscout“
Wassili Peters. Die Teams kommen so schneller mit dem Aufräumen
hinterher. Der „Glutton“ verspricht eine optimale Nutzung an
Stellen, die sonst schwer zu bewältigen wären, etwa in kritischen
Ecken, unter Sitzbänken, Fahrradständern, ebenso zwischen den
Pflastersteinen. „So können Zigarettenkippen in Windeseile entfernt
werden“, erläutert Mitarbeiter Dirk Sieberg. Die Elektrotransporter
ermöglichen außerdem eine rasche Abfuhr der Säcke aus den neuen
Mülltonnen am Markt, die entlang der Hauptrouten ihren Platz fanden.
Mittlerweile wurde eine zweite Kehrmaschine angeschafft, um gegenüber
der früheren Fremddienstleistung flexibler, effektiver und
wirtschaftlicher agieren zu können.
Punktuelle Arbeitsschwerpunkte am Bahnhof zeugen von großem Erfolg.
„Allerdings bleibt die Graffitientfernung, etwa beim Reinigen von
Schildern und Abfallbehältern ein erhebliches Ärgernis. Es dauerte
nicht lange, da waren die neuen Spielgeräte am Michaelsberg
beschmiert“, fügte Mitarbeiter Gennadij Gossens hinzu.
Im Rahmen der Pandemie ließ sich darüber hinaus eine wesentliche
Entwicklung beobachten. Dadurch, dass weniger Menschen unterwegs sind,
fällt der Müll tendenziell geringer aus.
Diese Feststellung kann man eindeutig auf dem Markt und in der
Fußgängerzone ablesen, wo klassischer To-Go-Müll momentan kein
Thema ist.
Bauhofmitarbeiter Rolf Schwartmanns glaubt, dass sich die Probleme
eher in die Randgebiete verlagern, denn „Wilder Müll“ und
vermehrt Hundekot bleiben ein Ärgernis. Doch auch hier ist die
Mannschaft unermüdlich.
Wassili Peters geht beispielsweise den Hinweisen der Bevölkerung
nach, macht die Punkte aus und sorgt für „Beutel-Spender“ und
regelmäßigen Nachschub.
Einige der Siegburger werden daneben zu „Müllpaten“ und reinigen
ihr unmittelbares Umfeld selbst. Dennoch sieht Daniel Schreiter der
Zukunft optimistisch und mit einigem Stolz entgegen. „Derzeit ist
mehr Dreck bei uns kein Thema. Sicher gibt es noch jede Menge Ecken,
in denen wir weiter optimieren müssen, aber mit Hilfe der Bürger und
unseres Teams glauben wir, dass wir auch nach Corona durchaus eine
schöne und saubere Stadt Siegburg haben werden, gerne wieder mit
vielen Besuchern in der Innenstadt oder des neu gestalteten
Michaelsberges.“
- Dirk Woiciech
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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