Seniorenspielgruppe
„Spätausgabe“ reiht sich ins Bürgertheater ein

Claudia Böttcher (rechts) und Bardia Rousta (2. von rechts) mit 
Maria Havermann-Feye (2. von links) und einigen gut gelaunten 
Mitgliedern der „Spätausgabe“.  | Foto: Woiciech
  • Claudia Böttcher (rechts) und Bardia Rousta (2. von rechts) mit
    Maria Havermann-Feye (2. von links) und einigen gut gelaunten
    Mitgliedern der „Spätausgabe“.
  • Foto: Woiciech

Siegburg. „Wir sind schon ganz lange mit der Studiobühne verbandelt. So lag es nahe, dass wir uns ins Bürgertheater einreihen“, erläuterte Regisseurin Maria Havermann-Feye. Die beliebte Seniorengruppe „Spätausgabe“, die seit 17 Jahren das Publikum mit hochwertigen Darbietungen begeistert, findet ab Januar 2024 eine neue Heimat unter dem Dach des Vereins Theaterschatz und verstärkt somit das Angebot des Bürgertheaters.

„Wir haben damals mit dem Ortsverein der AWO begonnen, die heute noch Kooperationspartner sind. Doch ich wollte von Anfang an richtige Stücke auf die Bühne bringen, keine Sketche“, so die Theaterpädagogin. Einen großen Vorteil bieten augenblicklich die Räumlichkeiten vom Theaterschatz, Am Turm, da die Proberäume ganztägig zur Verfügung stehen. „Im VHS-Gebäude war das immer schwierig. Es kam darauf an, wo gerade etwas frei war.“ Man musste sogar zum Teil in die Cafeteria ausweichen. „Die Leute, die ihren Kaffee geholt haben, schauten dann oft zu.“ Kurzfristig gab es darüber hinaus nie ein Problem die Studiobühne mitzunutzen. Der perfekte Ort, denn hier wurden ja auch stets die Premieren abgehalten. Einmal die Woche, montagnachmittags, proben die Senioren für das künftige Stück.

Wenn man das über das Jahr verteilt rechnet, kommen die Laiendarsteller auf die gleiche Zeit, die Profis für eine Aufführung benötigen. Geht es in Richtung Premiere, fallen Ganztagsproben an. Die Darsteller richten sogar ihren Urlaub danach aus. Das gilt genauso für die Bürgertheater-Ensembles „a t t i t ü d e“ und AndersArt, die von Bardia Rousta geleitet werden. Hier laufen die Proben bereits in vollem Gange. Die einen geben eine Nibelungen-Persiflage zum Besten, während die anderen einen Roman mit RAF-Thematik aufführen. „Das ist ein ernstes Thema, welches sich mit den Nachwirkungen dieser Zeit beschäftigt“, so Bardia Rousta. Für Mitte 2024 plant man Freiluft-premieren im Johannesgarten auf dem Michaelsberg. Die „Spätausgabe“ arbeitet gegenwärtig an dem Stück „Deutschland von gestern“, das als Comedy-Satire funktioniert, jedoch ebenfalls mit surrealen Elementen spielt. Basierend auf Camus „Die Pest“ setzt es sich mit aktuellen Krisen auseinander und hält den Zuschauern auf amüsante Weise einen Spiegel vor. Das Skript stellt die Truppe abermals vor neue Herausforderungen, zum Beispiel wichtige und intellektuelle Themen auf einem leichten, verständlichen Weg zu vermitteln. Dafür legen sich die Damen und Herren wieder sehr ins Zeug. Da wird nicht nur zu den festen Terminen geprobt, sondern auch außer der Reihe, bei Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer. Manche nutzen die Zeit nach dem Frühstück oder bei Autofahrten in den Urlaub, um die Texte auswendig zu lernen. So muss zu guter Letzt auch schon mal die bessere Hälfte als Spielpartner herhalten. Doch wenn die Premiere dann im Januar 2025 in der Studiobühne stattfindet, darf sich das Publikum erneut auf beeindruckende Inszenierungen freuen. „Ich bin da wie Bardia sehr streng“, erklärt Maria Havermann-Feye. „Die Zuschauer bezahlen für eine professionelle Darbietung und das werden sie bekommen.“

In jedem der Ensembles verspüren die Teilnehmer eine riesige Euphorie und wachsen über sich hinaus. „Auch soll sich auf der Bühne jeder wohlfühlen“, ergänzt Claudia Böttcher vom Theaterschatz. Damit man nicht nur für ein oder zwei Abende arbeitet, wurden etwa vier bis acht Aufführungen fest in den Spielplan der Studiobühne integriert. „So wissen die Schauspieler frühzeitig Bescheid.“

Im Laufe des Jahres 2024/25 wollen die Verantwortlichen zusätzlich noch ein inklusives Ensemble einbinden. „Das war schon lange vorgesehen. Bardia Rousta und Annette Krug werden die Gruppe dann ehrenamtlich leiten.“ Dass die „Spätausgabe“ ein Teil des Bürgertheaters wird, hat für Maria Havermann-Feye obendrein persönliche Gründe. „Ich kann das ja nicht ewig machen. Ich bin selbst in dem Alter der Mitspieler und möchte, dass es in Zukunft gleichbleibend weitergeht. Hier gibt es dann außerdem die idealen Voraussetzungen, dass Fachleute die Gruppe übernehmen.“ Bis dahin punktet die Spätausgabe bestimmt noch mit einigen tollen Stücken.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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