Spurensuche führt nach Siegburg
Stolperstein für Großvater Aron Dunajewsky verlegt
Siegburg - Aron Dunajewsky, Paul Nachmann, Paula Schweitzer, Erich Albert
Schweitzer, Meta Rothenberg, Wilhelmine Walter, Karoline Cahn, dies
sind sieben verstorbene Bürgerinnen und Bürger Siegburgs: verstorben
in der Emigration nach gelungener Flucht oder ermordet nach der
Deportation in den Konzentrationslagern des NS-Regimes im Osten:
Isbica, Maly Trostinec, Sobibor, Theresienstadt.
Zuvor wohnten sie in Siegburg am Kaiser-Wilhelm-Platz 11, in der
Holzgasse 24 und 39, in der Zeithstraße 8, der Kaiserstraße 63 oder
Luisenstraße 50.
Zu ihrem Gedenken verlegte der Künstler Gunter Demnig jetzt vor ihrem
letzten freiwilligen Wohnort jeweils einen Stolperstein.
Mit den sieben weiteren Stolpersteinen gibt es in Siegburg nun
insgesamt mehr als 90 der Gedenksteine.
Der Vorsitzende des Fördervereins Gedenkstätte „Landjuden an der
Sieg“, Michael Solf, betonte die Bedeutung der
Stolperstein-Verlegung: „Die Stolpersteine dienen unserer
Erinnerung. Erinnern ist Ausdruck von Verantwortung.“
Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn ergänzte: „Ich bin dankbar,
dass die Siegburgerinnen und Siegburger in unserer Stadt immer wieder
über diese Steine „stolpern“.
Die Patenschaften, die mit einer Übernahme der Kosten für die
Stolpersteine verbunden sind, übernehmen größtenteils Mitglieder
des Fördervereins Gedenkstätte Landjuden an der Sieg.
Auch eine besondere, familiäre Patenschaft gab es auch diesmal
wieder: Evamaria Bräuer übernahm sie für den Stolperstein ihres
Adoptivgroßvaters Aron Dunajewsky. „Ich bin sehr dankbar, dass die
Zusammenarbeit mit dem Archiv des Rhein-Sieg-Kreises nun in der
Stolperstein-Verlegung mündet“, sagte sie am ehemaligen Wohnhaus
ihrer Adoptiv-Großeltern.
Evamaria Bräuer war aus ihrem Heimatort Gerolzhofen bei Würzburg
angereist. Sie verfolgt schon seit längerem die Lebensspur von Aron
Dunajewsky, dem Adoptivvater ihrer Mutter Elsebeate. Und diese führte
nach Siegburg und lieferte – ganz nebenbei – neue Erkenntnisse zur
Geschichte der Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Siegburg.
Ging man bislang davon aus, dass die Siegburger Jüdinnen und Juden
1942 aus dem sogenannten Judenhaus in der Brandstraße 42/44 alle
über das Messelager Köln-Deutz zu den Mordstätten im Osten
transportiert worden waren, so stellt sich dies nach Evamaria Bräuers
Recherchen nunmehr differenzierter dar.
Aron Dunajewsky war zunächst in ein Zwischenlager in der Bonner
Kapellenstraße verschleppt worden, bevor er am Bonner Bahnhof in
einen Zug, aus Koblenz kommend, einsteigen musste und von dort nach
Köln, Essen und weiter in den Osten ins Transitghetto Izbica nahe
Lublin transportiert wurde. Sein weiteres Schicksal, ob und wenn ja,
in welches Lager, Belzec, Chełmo, Sobibor, Majdanek oder Treblinka er
zwangseingewiesen wurde, ist bislang unbekannt.
Die weiteren sechs Stolpersteine wurden verlegt: in der Holzgasse 24
für Paul Nachmann, in der Holzgasse 39 für Paula Schweitzer geb.
Marx und deren Sohn Erich Albert, in der Zeithstraße 8 für Meta
Rothenberg geb. Danelius, in der Kaiserstraße 63 für Wilhelmine
Walter geb. Friedländer und in der Luisenstraße für Karoline Cahn
geb. Rosenbaum.
Die zum Gedenken an Siegburger Jüdinnen und Juden verlegten
Stolpersteine sind ein Kooperationsprojekt des Kreisarchivs und des
Fördervereins der Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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